The Twilight Saga: New Moon
Christina Ruloff - „You just don't belong in my world Bella.“ – „I belong with you.“ Die Heftliroman-Verfilmung geht weiter: Künstlicher, kitschiger und entsprechend komischer quälen sich der Vampir Edward und seine Verehrerin Bella einen Schritt näher zur unendlichen Unsterblichkeit.F...
Früher gab es an jedem Kiosk sogenannte Heftli-Romane, in denen auf einer normierten Anzahl Seiten das immer gleiche Problem in zahllosen Variationen gelöst wurde: Eine hilflose Frau findet gegen jede Wahrscheinlichkeit einen reichen, überlegenen und etwas brutalen Mann, der für sie alle Hindernisse überwindet und einen fiesen Konkurrenten ausschaltet. Bedauerlicherweise ist in unserem ungeheuer emanzipierten Zeitalter alles etwas komplizierter. Die Frau von heute hat einen Job, sie geht shoppen und liest Ratgeber. Aber sie sucht immer noch einen Kerl, der ihrer erbärmlichen Existenz einen Sinn, ein Ziel gibt. Und reale Probleme in einer Beziehung, der Alltag, Geldsorgen oder Arbeitslosigkeit existieren immer noch nicht.
Auch Fans werden sich nach ihm verzehren: Robert Pattinson tritt in wenigen Szenen auf, schaut dafür aber immer gleich humorlos und bleich aus der Wäsche.
New Moon, der zweite Ableger der Twilight Saga, ist im Grunde genommen ein verfilmter, moderner Heftli-Roman: Bella sollte eigentlich die glücklichste aller Frauen im Universum sein, hat sie doch den Vampir Edward (gespielt von Mädchenschwarm Robert Pattinson). Doch ihr Geburtstag stürzt sie in eine Sinneskrise, weil sie im Gegensatz zu ihrem herrlichen Freund älter wird. Um immer für ihn jung und schön und attraktiv zu bleiben, wünscht sie sich nichts sehnlicher, als auch in einen Vampir verwandelt zu werden und zwar sofort. Denn nur so – ihre irrige Idee – gibt es eine unendliche, weil unsterbliche Zweisamkeit. In seiner masslosen Egozentrik bildet sich Edward jedoch ein, nicht gut genug für Bella zu sein und lässt die Unglückliche sitzen – alles zu ihrem Besten, versteht sich. Zuerst heult sie sich und ihren Vater in eine mehrmonatige Krise, und dann beginnt sie sich mit einem anderen Jungen zu trösten. Der hat jedoch einen grossen Fehler: Er ist sympathisch, gut gelaunt, gesprächig und treu. Und eigentlich will Bella ja gar nicht glücklich sein, sondern sich verzehren...
Der abstruse und unlogische Plot bedarf keiner weiteren Erläuterung. Denn er ist nur Vorwand, Kirsten Stewart 130 Minuten lang beim ausgiebig Leiden, Schreien und Heulen zuzusehen. Der zur Schau getragene Masochismus lehrt, dass wahre Liebe nur im grossen Elend ihre Erfüllung findet. Momente des Glücks (mit dem falschen, oberflächlichen oder dem richtigen, schlecht gelaunten Mann) sind selten, denn das Glück besteht ja im Warten, Hoffen und Sehnen. Damit löst sich die Gegenwart, das Jetzt ganz auf.
Rettung in letzter Sekunde: Bella reist für ihren Geliebten sogar nach Italien, wo seltsame Italiener geschmacklose Feste in roten Kostümen feiern. Gedreht wurde in Todi und in Montepulciano - nicht in Volterra, wo der Showdown handelt.
Man sieht New Moon an, dass Regisseur Chris Weitz nach dem Welterfolg des ersten Teils sehr viel mehr Geld zur Verfügung hatte und es mit vollen Händen ausgab. Der neue, ultragestylte Look und die vielen Special-Effects sind dem Film nicht gut bekommen. Ein wesentlicher Teil des Charmes – die Schmuddeligkeit und die Beschränkung, ja Konzentration aufs Wesentliche, nämlich die unwirklichen Charaktere – ist verloren gegangen. Twilight ist ja auch längst kein Geheimtipp mehr, sondern eine Brand, und die wohl erfolgreichste, moderne Heftli-Roman-Serie. Dafür dürfen sich Todi und Montepulciano – wo der Showdown abgedreht wurde – auf noch mehr amerikanische Touristen freuen – diesmal auf Vampirjagd!
Bewertung: 2 von 5
- Titel: The Twilight Saga: New Moon
- Regie: Chris Weitz
- Darsteller: Kristen Stewart, Robert Pattinson, Taylor Lautner
- Verleih: Ascot-Elite
- Release: 25. November