Magazin durchsuchen

Neuste Blogs

29. November 2009, 18:00 Konzert Music

Review: Massive Attack @ Eishalle Deutweg Winterthur

Patrick Holenstein - Trip Hop ist tot, jedenfalls vermittelten Massive Attack diesen Eindruck über weite Strecken. Als um halb zehn das Licht erlosch, war zwar alles da, was Massive Attack ausmacht. Auf der Bühne, grosszügig in Nebel gehüllt und von rot-weissen Scheinwerfern angestrahlt, zeichnet...

Trip Hop ist tot, jedenfalls vermittelten Massive Attack diesen Eindruck über weite Strecken. Als um halb zehn das Licht erlosch, war zwar alles da, was Massive Attack ausmacht. Auf der Bühne, grosszügig in Nebel gehüllt und von rot-weissen Scheinwerfern angestrahlt, zeichneten sich die Silhouetten der Band ab und da war auch der herrlich sphärische und hypnotisch wabernde Sound der Briten. Doch es liess einen kalt, die Stimmung fehlte gänzlich. Der harte Beat der Drums, der das Intro zerriss bewirkte höchstens ein kurzes, freudiges Raunen in der „Best Crowd“, wie Massive Attack zum Ende des Konzertes wohl standardmässig verkündeten. Die ersten drei Songs vermochten das Publikum nicht aus der Starre zu befreien. Da war nichts zu spüren von den Massive Attack der Neunziger Jahre. Erst Risingson weckte das Publikum etwas auf, was vielleicht an der grossartigen Martina Topley Bird lag, die sämtliche weiblichen Gesangsparts übernahm. Unter anderem auch jenen zu Teardrop. Nun ist es so, dass es für Künstler auf Dauer ernüchternd sein kann, die alten Songs im stets gleichen Kleid zu interpretieren und dann ist es legitim, dass Künstler/Bands ihre Werke neu interpretieren. Doch im Fall von Teardrop haben Massive Attack das Neuinterpretieren zu gut gemeint und den Song verhauen. Sie haben den Song extrem reduziert und ohne den tragenden Rhythmus bricht der Song zusammen. Schade.

Den Wendepunkt brachte dann Angel aus dem genialen Album Mezzanine. Plötzlich waren Massive Attack wie ausgewechselt. Zwar war die Melodie auch hier leicht anders, aber im Gegensatz zu Teardrop gewann Angel dadurch. Als Inertia Creeps das Set beendete, war der Geist da, der Geist, der in der letzten Dekade des zwanzigsten Jahrhunderts die Musikwelt veränderte, doch da war es schon fast zu spät. Doch besser spät als nie! Die Zugabe stand dem in nichts nach und griff mit der aktuellen Single Splittling the Atom den Sound gleich wieder auf. Eine atemberaubend simple Lichtshow aus drei dutzend Scheinwerfern, die sich scheinbar willkürlich im Uhrzeiger- und Gegenuhrzeigersinn in einander verwirrten, verfehlte die Wirkung nicht und unterstützte den Song, der deutlich an die melancholisch langsamen Trip Hop Beats angelehnt ist, für die Massive Attack von Millionen geliebt werden. Den Rest machte dann Unfinished Sympathy - die Hymne der Band ist eine sichere Bank. Der Abend war gerettet.

Kommentare
Login oder Registrieren