Magazin durchsuchen

Neuste Blogs

4. Dezember 2009, 14:31 Konzert Music

Review: Placebo @ Hallenstadion

Patrick Holenstein - Noch verdeckt ein weisses Leintuch die Sicht auf die Bühne. Rot angestrahlt wirkt es eher bieder und einfallslos. Aber sein Zweck ist wohl weniger der Gewinn eines Kreativwettbewerbes denn das Bewahren dessen, was sich dahinter verbirgt. Gegen neun Uhr werden die knapp siebenein...

Noch verdeckt ein weisses Leintuch die Sicht auf die Bühne. Rot angestrahlt wirkt es eher bieder und einfallslos. Aber sein Zweck ist wohl weniger der Gewinn eines Kreativwettbewerbes denn das Bewahren dessen, was sich dahinter verbirgt. Gegen neun Uhr werden die knapp siebeneinhalb Tausend Menschen in der Halle laut, sie wollen Placebo und bekommen: Bruce Lee. Ok, in Fleisch und Blut würde das an ein Weihnachtswunder grenzen, aber die Ausgabe aus Knetmasse, die über die Screens hetzt, unterhält auch. Bis es endlich losgeht.

Licht aus! Spot an! Der vorher unscheinbare Vorhang entwickelt sich zur Leinwand. Die Sonne erscheint (Klar, Battle of the Sun heisst das aktuelle Album), schwarzweiss strahlt sie, bis die ersten Akkorde von For What it’s Worth erklingen, das Tuch fällt und den Blick auf Placebo frei gibt. Auch die Bühne wirkt eher karg. Ein Schlagzeug, auf dem Drummer Steven Forrest wie ein Irrer rumhackt, natürlich die Saitenzupfer Stefan Olsdal und Brian Molko, letzterer bedient bekanntermassen auch das Mikrofon, und einige Gastmusiker. Drei einfache Leinwände, eine im Hintergund, eine über der Band und eine vor der Bühne, über den Köpfen der Fans, wirken ohne Lichteffekte fahl, entfalten ihre visuelle Kraft aber so richtig, wenn Licht auf sie trifft. Und an Licht wird nicht gespart. Während fast zwei Stunden leuchten Sterne auf den Screens, flitzen irgendwelche Strobos drüber, werden Menschen sowie die Band gezeigt. Aber wichtiger ist die Musik. Placebo sind für ihren Ruf als gute Liveband bekannt und sie machen ihm in Zürich alle Ehre. Da ist das Triple aus den Musikern der Band, diese holt sich für Auftritte jeweils Unterstützung von drei weiteren Musikern. Speziell fällt Fiona Brice auf, die durch ihre Violine neue, sehr subtile Aspekte in einigen Songs setzt.

Steven Forrest beim Bearbeiten der Drums.

Die Setlist war sehr ausgewogen, beinhaltete viele Songs aus dem aktuellen Album und es fehlte natürlich keiner der grossen Hits. Every you, Every me warfen Placebo gar schon nach wenigen Songs in den Raum. Nicht dass die Stimmung zu dem Zeitpunkt schlecht gewesen wäre, aber sie kochte dadurch noch mehr. Song to Say Goodbye wurde zu wörtlich genommen und so verabschiedeten sich Placebo nach nicht ganz neunzig Minuten. Klar, dass sie sich eine Zugabe nicht nehmen liessen. Die Band gab ein letztes Mal richtig Gas und so war nach weiteren fünf Songs mit Taste in Men endgültig Schluss.

Placebo zählen zu den momentan grössten Rockbands, umso erstaunlicher ist es, dass das Hallenstadion nur gut halb voll war. Trotzdem zeigten sie schnörkellosen Rock, der von A bis Z überzeugte. Der neue Schlagzeuger – sein Vorgänger Steve Hewitt verliess die Band 2007 – passt zu Placebo, wie die sprichwörtliche Faust auf das Auge. Der Spass, den die Drei auf der Bühne hatten, war deutlich zu sehen und so war das Konzert nach gefühlten 20 Minuten auch schon Geschichte. Aber es kann gut sein, dass Placebo auf dem einen oder anderen Festival im Sommer zu Gast sein werden.

Kommentare
Login oder Registrieren