Sigh no more – Mumford & Sons
Patrick Holenstein - Die Blogosphäre schlug Purzelbäume als Sigh No More erschien und jubelte die Scheibe in fast schon atmosphärisch dünne Höhen. Nicht wenige handeln das Debüt von Mumford & Sons bereits als die Platte des Jahres. Gut, an mangelnder Konkurrenz kann es nicht liegen. Es lohnt si...
Mumford & Sons’ Musik wirkt frisch, neu und doch sind viele Aspekte drin, die einem sehr bekannt vorkommen. „Engländer, die wie Amerikaner klingen!“, war in einem Blog zu lesen. Das lässt sich nicht vom Tisch fegen. Viele würden dem sicher schon beim ersten Hören zustimmen. Das gleiche Attribut trägt eine andere Band aus England, nämlich Noah and The Whales. Wer weiss, dass sich die beiden Bands noch aus der Schulzeit kennen und dass Mumford & Sons einige Male Laura Marling, die früher bei Noah and The Whales war, für Gastauftritte gewinnen konnten, den verwundet nicht, dass Mumford & Sons musikalisch in die gleiche Schublade passen. Erfahren ist die Band, das ist auf der CD deutlich zu hören, die Songs zeugen von der zwölfjährigen Musikkarriere der Band. Das Titel gebende Sigh No More bildet den Opener. Eine düstere Gitarre erklingt. Choräle gesellen sich dazu und entfalten eine melancholische Stimmung, die sich langsam aufbauscht und sich schliesslich in einem Sturm aus Bläsern und Banjo entlädt. Aber ganz so düster sind die zwölf Songs auf der CD nicht. Die treibenden, aber eher fröhlichen Banjorhythmen, die im amerikanischen Country weit verbreitet sind, machen auch bei Mumford & Sons einen beträchtlichen Teil aus. Zum Beispiel bei Little Lion Man. Erst setzt die rhythmische Gitarre ein und baut den Song langsam auf, bis der Gesang einsetzt. Der markante und eingängige Refrain entführt wieder in den amerikanischen Country. Aber klingt dann nicht alles gleich, wenn immer das Banjo dabei ist und sämtliche Stücke nach amerikanischem Vorbild funktionieren? Nein, tut es nicht. Erfreulicherweise klingen Mumford & Sons frisch und knackig. Zudem ist es so, dass die durchwegs schönen Songs mit jedem Hören wachsen und es immer neue Kleinigkeiten zu entdecken gibt. Manchmal klingt der Einfluss der frühen R.E.M. durch, aber als Hörer fühlt man sich streckenweise an viele Bands aus der amerikanischen Folkszene erinnert. Fleet Foxes, The Decemberists oder Okervill River, um nur einige zu nennen.
Ob das nun die Platte des Jahres ist, bleibt jedem selbst überlassen. Ein Kleinod der ausklingenden Musikdekade ist Sigh No More mit Sicherheit. Doch das sind zum Jahresende auch eher sinnlose Fragen, denn wichtig ist, dass aus dem Umfeld von Noah and The Whales eine Platte kommt, die prall gefüllt ist mir Songs, die Freude bereiten und hoffentlich noch lange nachklingen werden. Das Debüt von Mumford & Sons ist definitiv geglückt und so könnte man die abschliessende Frage aus der Single Little Lion Man „I Really Fucked It Up This Time, Didn’t I, My Dear?“, als Stellvertretung für das gesamte Album guten Gewissens verneinen. Versaut ist hier gar nichts.
Sigh No More - Mumford & Sons ist ab sofort im Handel erhältlich.
Mumford & Sons bei Myspace.