Review: Ani DiFranco @ Kaufleuten, 15.10.
Simon Knopf - Am Montag, 15.10. trat Ani DiFranco vor vollen Rängen im Zürcher Kaufleuten auf. Ein abwechslungsreiches Konzert, bei dem die „Little Folksinger“ aber auf sicher spielte. Wer schon einmal Zeit hatte, sich durch verschiedene Konzertmitschnitte von Ani DiFranco aus den letzte...
Wer schon einmal Zeit hatte, sich durch verschiedene Konzertmitschnitte von Ani DiFranco aus den letzten Jahren zu ackern, der oder die wird vielleicht bemerkt haben, dass ihre Gigs bisweilen ganz schön widerborstig sein können – auf eine positive Art. Und zwar dann, wenn die Sängerin den Hit-Anteil auf ein Minimum schrumpft, viele Slams und die weniger bekannten Songs in die Setlist aufnimmt. Nach siebzehn Jahren im Geschäft und ebenso vielen Alben steht schliesslich auch einiges an Material zur Verfügung.
Ihr einziges Schweizer Konzert am Montag im Kaufleuten stand jedoch ganz im Zeichen des eben veröffentlichten Best Of Albums Canon, und wies somit eine gewisse massentauglichkeit auf. Bereits der Auftakt Knuckle Down liess erahnen, was sich im Verlauf des fast zweistündigen Gigs noch bestätigen würde: Ani DiFranco spielte auf Nummer sicher! Die Setlist beinhaltete nebst drei Songs von ihrem letzten Studioalbum Reprieve Klassiker wie Shy, Manhole und Napoleon, welche auch bei den weniger bewanderten Konzertbesuchern einen grossen Wiedererkennungswert gehabt haben dürften. Wer jetzt aber denkt, dass Anis Auftritt deswegen langweilig war, ist weit gefehlt.
„We just get right to the folk music”, verkündete die Sängerin nach dem ersten Song. Ein Versprechen, welches sie und ihre beiden Begleitmusiker an Schlagzeug und Bass/Synthi mehr als einhielten. Eine ausgewogene Zusammenstellung der Lieder, wie auch ein kräftiger, jedoch nicht zu pompöser Sound vermochten einen soliden Spannungsbogen über das ganze Set zu ziehen. Ani DiFrancos Stimme war von Anfang an klar und besass an den jeweiligen Stellen, egal ob leise oder energetisch, immer den passenden Druck und die richtige Farbe.
Dass DiFranco das Publikum überdies bereits von der ersten Sekunde an fest im Griff ihrer Ausstrahlung hatte, muss schon fast nicht mehr erwähnt werden. Verschmitzt grinsend und stets mit einer Spur Selbstironie flocht sie auf charmante Art Geschichten zu Liedern, Anekdoten aus dem Alltag (ihr Kauf eines Babykleides in Zürich, auf dem „Fägnäscht“ stand) und politische Anliegen zwischen die Lieder, und bewies einmal mehr ihr Talent als Unterhalterin.
Als die „Little Folksinger“ während der Zugabe noch die Discokugel an der Decke entdeckte und lachend meinte: „So we didn’t earn the discoball! … have to pay extra for it?“ hatte sie auch den Lichtmenschen um den Finger gewickelt. Die Kugel begann nach kürzester Zeit sich zu bewegen! Ani DiFranco, eine faszinierende Frau, exzellente Musikerin und ein Erlebnis!