3. Februar 2010, 14:10
Movie
Up in the Air
Katrin Sevinc - Meilen-Junkies sammeln Flugmeilen wie andere Cumulus-Punkte. Die machen dann auch mal kurz vor Jahresende eine Reise durch die halben Staaten um die noch benötigten Meilen zusammenzufliegen, um bloss keine erflogenen Privilegien zu verlieren. Das hat Ryan Bingham (George Clooney...
Meilen-Junkies sammeln Flugmeilen wie andere Cumulus-Punkte. Die machen dann auch mal kurz vor Jahresende eine Reise durch die halben Staaten um die noch benötigten Meilen zusammenzufliegen, um bloss keine erflogenen Privilegien zu verlieren. Das hat Ryan Bingham (
George Clooney, routiniert charmant und für diese Rolle soeben für einen Oscar nominiert) wahrlich nicht nötig. Er sitzt eh im Schnitt 322 Tage pro Jahr im Flieger (wenn er denn mal „daheim“ in seiner tristen Wohnung ist fühlt er sich ziemlich verloren) und steht kurz vor der Erfüllung seines Lebenstraums, der Erreichung der sage und schreibe 10 Millionen Flugmeilen! Sein Beruf? In den USA hat das Outsourcing ungeahnte Dimensionen angenommen. Selbst das Entlassen der eigenen Mitarbeiter wird anderen Firmen überlassen. Ryan Bingham ist so ein Berufs-Entlasser. Als solcher verbringt er die meiste Zeit seines Lebens in der Luft, um in allen Ecken der USA Leute zu entlassen. Herrlich die kurze Sequenz in der
Zach Galifianakis (
The Hangover) mögliche Reaktionen Entlassener durchspielt. Ryan Bingham lebt fürs Fliegen (es ist wirklich beeindruckend wie routiniert er seinen Koffer-Trolley packt) und da kommt es wie ein ziemlicher Schock, dass er und seine Kollegen gegroundet werden sollen. In Zukunft sollen sie aus Rationalisierungsgründen all die armen Schlucker nicht mehr von Angesicht zu Angesicht sondern per Videokonferenz entlassen. Die übertüchtige Natalie (
Anna Kendrick,
Twilight), hat dieses System ausgetüftelt, aber es kann noch etwas verbessert werden und daher wird sie zuerst einmal on the road geschickt um vom Meister selbst zu lernen wie man Leute entlässt. Ziemlich nervtötend ist diese Natalie, auch wenn sie am Schluss scheinbar geläutert ist. Warum in aller Welt Bingham ihr dann noch ein glühendes Empfehlungsschreiben schreibt ist schlicht nicht nachvollziehbar. Die Entdeckung von
Up in the Air ist aber
Vera Farmiga (
The Departed) in der Rolle von Alex, einer erfolgreichen Geschäftsfrau. Die Rolle ist ihr wie auf den Leib geschrieben und die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern stimmt. Wunderbar die Szene in der sich Alex und Ryan kennenlernen und wie bei einem Kartenspiel einander mit ihrer jeweiligen Ansammlung von Plastikkarten zu übertrumpfen suchen. Als Ryan erkennt, was genau ihm im Leben fehlt und unvermittelt vor Alex’ Tür auftaucht ahnt man eigentlich schon was kommen wird. Und am Schluss steht er, der nun doch nicht von seiner Firma gegroundet wurde, ziemlich verloren vor der Abflugtafel irgendeines Flughafens.
Jason Reitman (Produktion, Drehbuch und Regie) liefert mit dieser Tragikomödie nach Juno und Thank you for Smoking wieder einen Film mit einem sympathischen Antihelden - mit dem er zudem aufgrund der Finanzkrise den Nerv der Zeit trifft.
Bewertung: 3.5 von 5
* Titel: Up in the Air* Land: USA* Dauer: 109 Min.* Drehbuch: Sheldon Turner und Jason Reitman nach der Romanvorlage von Walter Kirn* Regie: Jason Reitman* Darsteller: George Clooney, Vera Farmiga, Anna Kendrick, Jason Bateman * Verleih: Universal Pictures * Filmstart: 4. Februar 2010
Bewertung: 5.5 von 6