Gehirnströme verraten gute Schüler
Andreas Rohrer - Wer glaubt, es sei unmöglich die Zeugnisnoten von Schülern vorauszusagen, irrt, denn die beiden kanadischen Psychologen Jacob Hirsh und Micheal Inzlicht konnten kürzlich zeigen, dass die Gehirnaktivität von Schülern einiges darüber verrät, welche Zeugnisnoten sie nach Haus...
von Oliver Kaftan, Students.ch (via 20minuten.ch - Campus)
Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, liessen Hirsch und Inzlicht mehrere Schüler den Stroop-Test (siehe Grafik), einen klassischen psychologischen Test, absolvieren, bei dem es darum geht, auf einer Liste von Farbwörtern, die in verschiedenen Farben gedruckt sind, die jeweilige Schriftfarbe zu benennen. Früher oder später lesen die Teilnehmer irrtümlich das Farbwort - sagen also beispielsweise «blau», weil «blau» steht, obwohl sie «rot» sagen müssten, da «blau» in rot gedruckt ist. Dies ist darauf zurückzuführen, dass trainierte Handlungen nahezu automatisch ablaufen. Menschen sind nun normalerweise schneller darin, Wörter zu lesen als die zugehörigen Objekte bzw. Eigenschaften dieser Objekte, in diesem Fall die Farbe, zu benennen. Oder anders gesagt: Lesen ist die viel stärker automatisierte kognitive Tätigkeit als das Benennen von Farben. Deshalb kommt es zum besagten Irrtum.
Stärkere Reaktion, bessere Leistung
Etwa eine Zehntelsekunde nach dem begangen Fehler wird dem Schüler seine falsche Reaktion bewusst, was sich in einem Ausschlag des elektrischen Hirnpotenzial in negative Richtung äussert. Diese Reaktion fällt jedoch je nach Schüler unterschiedlich stark aus, in der Fachsprache gesagt, variiert die sogenannte «fehlerkorrelierte Negativität» in ihrer Intensität. Verknüpft man nun die Reaktionsstärken der einzelnen Probanden mit ihren Zeugnisnoten, zeigt sich erstaunliches: Je stärker die Reaktion auf den eigenen Fehler, desto besser die schulische Leistung.
Stärkere Reaktion, mehr Angst ?
«Möglicherweise hielten Schüler mit einer starken Hirnreaktion eher inne und suchten nach der Ursache für den Fehler, um diesen künftig vermeiden zu können», erläutert Jacob Hirsch von der Universität Toronto. Allerdings könnten jene mit einer ausgeprägten Reaktion unter Angstgefühlen leiden, weil sie selbst auf belanglose Flüchtigkeitsfehler stark ansprechen. Jedenfalls sei die Stärke des mit dem Fehler einhergehenden Hirnsignals nicht rein genetisch bestimmt, so die Forscher. Daher könnte seine Messung vielleicht bei der Verbesserung von pädagogischen Methoden helfen. Ob wohl schon bald Angaben über Hirnströme im Zeugnis zu finden sein werden?