Review: Travis X-tra
Christina Ruloff - Als ein Bekannter erzählte, dass er, wenn er in die Met geht, die Augen die ganzen drei Stunden geschlossen hält, und sich die Oper nur anhört, nicht aber ankuckt, war das ein weiterer Beleg dafür, dass er einen Knall hat. Schliesslich weiss jeder einigermassen gebildete Mens...
Es ist in letzter Zeit, insbesondere nach dem Erscheinen des neuen Albums „The Boy With No Name“, viel über die Daseinsberechtigung dieser Band am britischen Musikhimmel debattiert worden, was natürlich absolut lächerlich ist. Travis hat sich tatsächlich nicht gross verändert, die Band ist auf sehr hohem und vor allem äusserst melodischem Niveau konstant geblieben: Ob nun alte Lieder, relativ unbekannte Stücke oder neue Songs gespielt wurden, sie klagen alle einfach schön und nach Travis. Und das Publikum, das sich aus ruhigen Mitzwanzigern zusammensetzte, genoss die 90 Minuten Musik richtig: Der Rat von Fran Healy, zurückzulehnen, zu chillen und einen tollen Abend zu haben, wurde dankbar befolgt.
Dabei zeichnete sich Travis besonders durch die Einheit als Band aus. Man erschien gemeinsam zu Triumphmusik und bahnte sich in Boxermontur seinen Weg durchs Publikum, man scherzte, man liess den anderen seinen Soloauftritt geniessen (was Guitarhero Andrew Dunlop bot, war grossartig!), man sang zum Schluss zusammen, und man feuerte den schwedischen Keyboarder mit dem Publikum mit „Claus“ - Rufen an. Dieses Wir - Gefühl übertrug sich auch aus Publikum, das die obligaten Klassiker „Why Does It Alway Rain On Me“ oder „Sing“ ebenso begeistert mitsang, wie die neueren Stücke „Closer“ oder „Selfish Jean“. Ob es nun sinnvoll war, dass Fran Healy wirklich den ganzen Britney Spears - Hit „Baby One More Time“ mit einer seiner vielen Gitarren zum Besten gab, darüber lässt sich streiten; zum Schmunzeln regte die Szene allemal an, denn Healy meisterte sogar diese musikalische Hürde gekonnt. Kurzum, man erlebte einen wunderbaren Abend mit Travis!