Interview mit Cassandra Steen
Patrick Holenstein - Wenigstens ihre Stimme dürften viele durch die deutsche Band Glashaus kennen. Jetzt ist Cassandra Steen mit ihrem zweiten Soloalbum am Start. Students traf die deutsch-amerikanische Doppelbürgerin kurz vor der Show im Moods. Gut aufgelegt sprach sie über ihr neues Album, über...
Du hast gestern die erste Show der Tour gespielt. Wie war es?
Es war schön. Alles hat geklappt und besonders gefreut habe ich mich über ein kleines Mädchen, vielleicht neun Jahre alt, die während des ganzen Konzertes in der ersten Reihe stand und ein selbstgemaltes Schild in die Höhe gehalten hat. Sie war so süss .
Du warst gerade in der Jury von Unser Star für Oslo, wo der deutsche Beitrag für den Eurovision Songcontest gesucht wird. Wie siehst du die Chancen für Deutschland?
Das kommt sehr drauf an, wen sie aussuchen. Es ist insofern ein wenig kritisch, weil alle Künstler frisch in der Branche sind und noch fast keine wirklich grossen Auftritte hatten. Ich bin auch gespannt, ob sie die passende Musik für die gewählte Person haben. Schwierig ist auch, wie sie mit dem Druck umgehen, ob sie ihn an sich abprallen lassen können. Das sind alles Faktoren, die natürlich mitspielen. Ich finde die Kandidaten auf jeden Fall sehr gut, also egal, wen sie wählen, talenttechnisch müssten sie gut genug sein. Natürlich kommt es dann auch noch drauf an, wie es im Endeffekt verpackt wird. Aber von der Ausstrahlung her sind einige sehr gute Kandidaten dabei.
Kannst du dir vorstellen, selber am Contest teilzunehmen?
Nein. (Lacht) eher weniger, da ist mir ein bisschen zu viel Trambam drum herum. Das kann man ruhig auch mal Jüngeren überlassen.
Die Sendung ist ja eine Art Casting. Was hältst du von all den Casting-Shows?
Ich würde mir wünschen, dass es tatsächlich um Talent geht und nicht nur um diesen Drang, gesehen zu werden und im Fernsehen zu sein. Es sollte nicht darum gehen, mehr Selbstbewusstsein als Talent zu haben. Ich würde mir wünschen, dass dann tatsächlich Talente ausgesucht werden, so wie bei Stefan Raab, und dass Menschen die Chance bekommen, die tatsächlich etwas auf dem Kasten haben.
Da gibt der Erfolg Stefan Raab tatsächlich Recht, wenn man bsp. Stefanie Heinzmann und ihren Erfolg anschaut. Ja, die ist ja auch grandios. Sie hat eine ganz tolle Stimme. In ihrem Fall finde ich dann auch gut, dass so jemand gepusht wird und als Person nicht verändert und in etwas gezwängt wird, was gar nicht zu ihr passt.
Lass uns auf dein Album kommen. Deine Texte sind sehr emotional. Mal traurig, wie in Unendlich und mal pendelnd zwischen Hoch und Tief wie im Duett Lass mich nicht hier, dass du mit Xavier Naidoo singst. Wenn du Texte schreibst, woher kommt die Inspiration?
Vom Leben. Zum Teil hab ich die ja Texte gemeinsam mit Xavier geschrieben oder auch mit Heike Kospach. Sie hat sich von mir inspirieren lassen, ich war ihre Muse, da ich doch noch nicht so gut bin wie die Dame und sie hat sich ja wirklich sehr, sehr gut bewiesen. Das ist wirklich aus dem Leben , das sind Dinge, die halt um einen herum passieren oder die das Umfeld erlebt.
Die erste Single Stadt hat einen sehr philosophischen Text, der eine klare Antwort schuldig bleibt. Wie interpretierst du den Text?
Ich finde es schön, dass man ihn eigentlich verstehen kann, wie man möchte. Aber grundsätzlich geht es darum, dass einem dieses Kalte doch nicht so gut tut und doch wird man immer wieder reingezogen. Man vermisst dieses Ehrliche und Menschliche und die damit verbundene Wärme und Liebe, und man kämpft darum. Davon handelt Stadt.
Für das Album hast du mit vielen grossen Namen gearbeitet. Xavier Naidoo oder Adel Tawil, aber auch Annette Humpe, die Songs geschrieben hat. Wie kommen solche Zusammenarbeiten zustande?
Mit Adel kam die Arbeit zustande, weil er auch bei Universal ist. Wir haben ein gutes Team von Leuten gesucht , die sich einfach verstehen und die auf einer Wellenlänge sind. Adel und ich sind genau auf einer Wellenlänge. Wir kommen im Studio an, entspannen uns und quatschen erst mal ein bisschen, essen etwas und kommen langsam in die Gänge. Xavier ist da ganz anders. Er ist einfach nur Künstler, kommt rein und schreibt schon. Wenn er was hat, dann ist er ganz schnell und ich hinke dann immer hinterher. Mit Annette Humpe habe ich nur über Adel und Heike Kospach gearbeitet, weil die sehr gut befreundet sind. Sie hat ab und zu gesagt, dass sie ein Lied gerne selber gehabt hätte oder hat uns gesagt, dass sie sehr gut findet, was wir machen. Das passiert manchmal, dass sich Künstler für einander interessieren. Oder man trifft irgendwo andere Künstler, merkt, dass man sich gut versteht und arbeitet dann zusammen.
Eine andere Zusammenarbeit ist aber nicht auf dem Album. Nämlich Never Knew I Needed, der Titelsong zum Disneyfilm Kiss the Frog. Dafür hast du ja mit Ne-Yo gesungen. Kam er auf dich zu oder sogar Disney selbst?
Das ging alles über Disney. Ne-Yo hatte dieses Stück bereits geschrieben. Dann kam eben dieses Angebot, dass man speziell für Europa ein Duett daraus machen könnte. Dieses Angebot gab es auch in Frankreich und in anderen Ländern. Es war kein richtiger Wettbewerb, aber es wurde schon geschaut, mit wem es passen könnte. Man durfte dann seinen Part einsingen und an Disney schicken. Wir haben den Zuschlag schliesslich gekriegt und durften das Stück mit ihm machen. Es kam aber leider nicht zu einer direkten Zusammenarbeit, weil es zeitlich nicht gereicht hat, aber Ne-Yo war vom Ergebnis begeistert und das ist doch schon mal etwas.
Und wenn du schon dabei warst, hast du auch gleich noch die Synchronisation der Hauptfigur übernommen. Was war das für eine Erfahrung?
Das hat wahnsinnig viel Spass gemacht. Das würde ich liebend gerne wieder machen. Gerne auch in der Schweiz, falls Leute für Synchronisationen benötigt werden. Es war ein schöner Ausflug in ein anderes Gebiet, wo man mal etwas machen durfte, wo man selbst im Hintergrund steht und doch irgendwie präsent ist. Am besten gefallen hat mir, dass man mich dabei nicht sieht, nur meine Stimme hört und dass ich dabei trotzdem weiss, etwas getan zu haben, ohne den Fokus auf sich zu ziehen. Das empfand ich als sehr angenehm.
Der Disneysong ist ein weiterer Erfolg in deiner Karriere. Du hast vor über zehn Jahren den Gesang bei Glaushaus übernommen und bist seither stets präsent gewesen. Wie siehst du dich als Sängerin heute und wie hast du dich in den über die verändert?
Ich hoffe, dass ich mich nicht so sehr verändert habe, aber dass ich mich in meiner Person und als Musikerin entwickelt habe und dass sich das bemerkbar macht. Wie ich mich als Künstlerin sehe? Als Mensch bin ich immer noch sehr faul und das zeigt sich manchmal auch als Künstlerin. Aber ich liebe Musik und ich lerne sehr viel. Auch wie die Branche funktioniert oder wie man mit Menschen besser zusammenarbeiten kann und wie man seine eigenen Ideen schneller und besser umsetzen kann. Das ist so das, was ich noch lerne und mitbekomme. Finde ich aber alles ganz schön.
Wie geht es bei dir in naher Zukunft weiter?
Hoffentlich viel Arbeit und viele Auftritte, vielleicht auch mehr in der Schweiz.
Wirst du auf Festivals spielen?
Ja, es gibt bis jetzt ein konkretes Angebot, aber so um Mitte Mai herum kommen dann wieder mehr Anfragen. Aber jetzt wird die Zeit erst mal genutzt, um die nächste Platte ein bisschen vorzubereiten.
Die CD, Darum leben wir, ist im Handel erhältlich.
Infos zu Cassandra Steen auf ihrer Homepage.