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1. März 2010, 18:29 Politik

Obama für AKW – und die Schweiz?

Christian Wasserfallen - Der US-Präsident Barack Obama hat ein klares Bekenntnis zur Kernenergie abgegeben. Seit ca. 30 Jahren baute die USA keine AKW mehr aber jetzt will der Präsident wieder in diese Technologie investieren. Der Mann also, der sich im Bereich Umwelt und Energie stark engagiert und au...

Der US-Präsident Barack Obama hat ein klares Bekenntnis zur Kernenergie abgegeben. Seit ca. 30 Jahren baute die USA keine AKW mehr aber jetzt will der Präsident wieder in diese Technologie investieren. Der Mann also, der sich im Bereich Umwelt und Energie stark engagiert und auch in Kopenhagen für eine Lösung einsetzte. Zugleich wies Obama darauf hin, dass damit eine von Demokraten geführte Regierung den Forderungen der Opposition entgegenkomme. Die Republikaner hatten bereits seit längerem den Ausbau der Kernenergie in den USA gefordert. Die Demokraten hatten sich immer deutlich skeptischer gezeigt, allerdings auch nie die Atomkraft grundsätzlich abgelehnt. Obama hatte sich bereits im Wahlkampf zu einem Wiedereinstieg bekannt. Wie lange wird es also dauern bis die SP und sogar die Grünen auf diesen Zug aufspringen mögen? Ich hoffe nicht allzu lange, denn linke und grüne Kräfte sollten sich schleunigst wieder an den Verhandlungstisch bewegen statt im Anti-AKW Graben zu verharren.

Die Erklärung dieses Schrittes ist logisch und sehr einfach, indem er verkündete: "Um unseren wachsenden Energiebedarf zu decken und den schlimmsten Folgen des Klimawandels vorzubeugen, müssen wir unser Angebot an Nuklearenergie vergrössern, so einfach ist das." Recht hat er, so einfach ist das! Energie- und Umweltpolitik besteht eben aus einer Gesamtsicht und nicht aus einem ideologischen Grabenkampf und Scheuklappen gegenüber einzelnen Technologien. Er verdeutlichte dies auch mit dem Satz: „Wir sind auf dem Weg, das erste Atomkraftwerk Amerikas im 21. Jahrhundert zu bauen.“ Damit wolle der Präsident deutlich machen, dass die Stromerzeugung aus Kernkraftwerken im Kampf gegen den Klimawandel eine wichtige Rolle spielen solle. Obama verteidigte den Neueinstieg als einen "notwendigen Schritt", um die Abhängigkeit der USA von fossilen Brennstoffen zu verringern - und den Ausstoss von Treibhausgasen zu begrenzen. Würden anstelle der zwei geplanten neuen Reaktoren konventionelle Kohlekraftwerke errichtet werden, würden sie pro Jahr 16 Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre ausstossen. Nun hoffe ich, dass die Gedankengänge von Obama auch in der Schweiz Früchte tragen und zwei neue AKW gebaut werden. Gegen 60% Zustimmung zur Kernenergie in unserem Land lassen hoffen.

Christian Wasserfallen (1981), Berner Nationalrat, jüngstes Fraktionsmitglied der FDP.Die Liberalen, Dipl. Masch.-Ing. FH, arbeitet im Bereich mechatronischer Systeme an der Berner Fachhochschule mit der Wirtschaft zusammen.

www.cewe.ch

Kommentare
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Faktenfreund
Faktenfreund 13.03.2010 um 12:47
Obama ist von AKW-Betreibern während seinem Wahlkampf unterstützt worden und zeigt sich nun mit der Milliarden Staatshilfe erkenntlich dafür: http://www.politifact.com/truth-o-meter/statements/2008/jan/18/hillary-clinton/exelon-staff-supports-obama/

Und Frankreich besitzt einen der grössten Atomkonzerne der Welt und Sarkozy muss dafür sorgen, dass der Atomsektor trotz dem stetigem, weltweiten Marktanteilverlust überleben kann.

Die Schweiz besitzt allerdings keine Atomkonzerne. Insofern schadet es unser Volkswirtschaft, wenn sich Schweizer Politiker aus ideologischen Gründen für neue, ausländische AKW und der Erhöhung der Schweizer Abhängigkeit von ausländischen Energieträgern einsetzen.

Die Schweiz kann Schweizer Technologie aber keine ausländischen Energieträger exportieren.
finstar 11.03.2010 um 15:47
Es ist doch noch lange kein Argument für die Atomenergie, dass Sarkozy oder Obama dahinter stehen. Auch politische Führer sind Menschen und die irren sich manchmal. Insbesondere wenn eine für den Staat wichtige Lobby dahinter steckt, irrt man sich gerne ein wenig häuifger Schönes Beispiel: Merkels einsatz für Biotreibstoff. Jetzt werden in vielen Drittwelt Ländern statt Nahrung die Felder für Biotreibstoff im Westen verwendet. Schön auch die Tatsache, dass trotz vermeintlichen Kampf gegen den Co2 Ausstoss die Regierungen auf Abwrackprämien setzen, um den Verkauf von Autos bzw. die Wirtschaft anzukurbeln. Da sieht man, was im Zweifelsfalle gewichtet wird.

Apropos:
Interessante Studie zum Thema Krebsraten bei Kindern, die in der Nähe von AKWs aufgewachsen sind:
http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/atomkraftwerke_machen_kinder_krank.pdf

Ich bin absolut davon überzeugt, dass sich in der Schweiz kein neues AKW durchsetzten lässt, und falls sich dies Abzeichnen sollte, werden genug Menschen (wie bereits die Reaktion auf diesen Blog zeigt) alles dafür tun dies zu verhindern, auch wenn man nicht links oder Grün ist.
Faktenfreund
Faktenfreund 10.03.2010 um 22:57
Übrigens, Photovoltaik benötigt weit weniger Platz als neue AKWs. Gegen 3000 km2 der Schweiz ist verbaut. Wenn nur 10% der verbauten Fläche in der Schweiz mit Photovoltaik mit 35 Grad Anstellwinkel bedeckt wird, dann entspricht das einer Leistung von 44 GW bei lediglich 12% Wirkungsgrad (44 GW = Leistung von 44 AKW Gösgen).

Und eine einzige Windturbine, welche tausende Haushalte mit Strom versorgen kann, ist immer noch leiser als ein einziges Töffli. Mal abgesehen davon, dass eine Windturbine im Gegensatz zu einem Töffli nicht in der Agglo rumdreht. Apropos: Offshore Windturbinen können bis 2030 7mal mehr Strom generieren als was Europa Strom bis dann verbrauchen wird:
http://www.ewea.org/fileadmin/ewea_documents/documents/publications/reports/Offshore_Report_2009.pdf
Aber die Schweizer Stromlobby investiert halt lieber in Kohlekraftwerke an der Europäischen Küste:
http://www.tagblatt.ch/aktuell/ostschweiz/ostschweiz/Raetia-Energie-beteiligt-sich-an-Kohlekraftwerk;art639,1042187
http://www.nachrichten.ch/detail/297162.htm
Na ja, im Gegensatz zu einem neuen, ausländischen AKW ist ein neues, ausländisches Kohlekraftwerk wenigstens nicht auf Milliarden Staatshilfen angewiesen...
Faktenfreund
Faktenfreund 10.03.2010 um 22:41
Genauso wie die Amerikanische Atomindustrie benötigt auch die Französische Atomindustrie Milliarden Geschenke vom Staat, da sich neue AKWs nicht auf dem freien Markt behaupten können. Da bietet sich natürlich die Westliche Entwicklungshilfe grad gäbig an um neue, teure, Französische AKWs in den Entwicklungsländern finanzieren zu können.

Nach 60 Jahren massiver Subvention wäre es aber eigentlich langsam Zeit für die Atomindustrie auf eigenen Füssen laufen zu lernen.

Offensichtlich haben aber FDPler etwas gegen freie Märkte...
cwasi 08.03.2010 um 19:03
Auch Nicolas Sarkozy, der französische Präsident, stimmt mit Barack Obama überein und demonstriert so einen internationalen Trend hin zu einer neuen Generation von Kernkraftwerken. Er betonte an einer OECD-Konferenz: Um den Klimawandel einzudämmen, «brauchen wir die zivile Nutzung der Kernkraft wie auch die erneuerbaren Energien. Wir brauchen beides.» Er geht aber noch weiter. Frankreich sei bei der Kernenergie führend und wolle sein Wissen der ganzen Weltgemeinschaft zur Verfügung stellen. Es könne nicht angehen, diese Technologie den Entwicklungsländern vorzuenthalten. Die zivile und friedliche Nutzung der Kernenergie erlebt also ein klares Revival und das unter den Gesichtspunkten des Klimaschutzes und der internationalen Hilfe.
finstar 03.03.2010 um 13:40
Da kann ich faktenfreund grösstenteils nur zustimmen...
Auführliche Infos zum Uranabbau, Anreicherung und den Abfällen finden sich hier: www.uranstory.ch
Faktenfreund
Faktenfreund 02.03.2010 um 22:42
Und der Hybridkühlturm erhöht nicht nur die Kosten eines neuen ausländischen AKWs, sondern reduziert auch die Effizienz eines AKWs und erhöht die enorme Abhängigkeit der Schweiz von ausländischen Energieträgern noch stärker.
Apropos Erhöhung der Abhängigkeit aus ideologischen Gründen: Die ausländischen Uranminen können momentan nicht einmal 70% des weltweiten Uranbedarfs decken:
http://www.technologyreview.com/blog/arxiv/24414/
Die Schweiz braucht eine faktenorientierte Energiepolitik! Ideologien und Religionen haben im Energiesektor nichts zu suchen.
Faktenfreund
Faktenfreund 02.03.2010 um 22:33
Tatsache ist aber, dass beispielsweise mit Windkraftanlagen mehr CO2 in kürzerer Zeit und zu wesentlich TIEFEREN Kosten eingespart wird!
http://www.newsweek.com/id/137501
Die Welt hat letztes Jahr 37.5 GW Windkraft zugbebaut während sie gleichzeitig Atomleistung abgebaut hat und das ganz einfach weil neue AKWs trotz massiver Subvention viel zu teuer sind:
http://www.thestar.com/article/665644
Übrigens mit rund $26 Milliarden für 2 neue Reaktoren können Oerlikon Dünnschicht-Photovoltaik-Fabriken finanziert werden, welche in 10 Jahren über 40 mal mehr PV-Modul-Leistung produzieren!
http://www.solarserver.de/news/news-6200.html
Die Schweiz hat keine Firmen welche Reaktoren bauen, keine Firmen welche Uranminen, Wiederaufbereitungsanlagen oder Anreicherungsanlagen betreiben.
Es ist völlig absurd aus erwiesenermassen rein ideologischen Gründen neue ausländische AKWs zu fordern!
Wir brauchen eine faktenorientierte und können uns eine ideologisierte Energiepolitik nicht leisten!
finstar 02.03.2010 um 18:44
Wow, was für ein Unsinn.
1. Solange die Frage nach der Endlagerung des radioaktiven Abfalls nicht geklärt ist, sind neue AKWs einfach keine Diskussion. Ins All schiessen ist leider noch zu Gefährlich, wollen sie den Abfall bei sich in der Gemeinde lagern? Fakt ist, es gibt bis heute keine Möglichkeit, den radiokativen Müll loszuwerden.
2. Das AKWs klimaneutral sind, stimmt auch nicht. Zwar ist der Betrieb klimaneutral, aber nicht die Herstellung von Brennstäben und erst recht nicht die Urangewinnung. Ein AKW muss mehrere Jahrzente laufen um das nur Ansatzweise zu kompensieren. Schon mal mit Uranabbau ausseinandergesetzt?
3. Ist die ewige Angstmacherei vom wachsenden Energiebedarf und damit verbundenen Energiemangel/-engpassfalsch. Würde die Bevölkerung den unnötigen Stromverbrauch reduzieren (Stand-by Geräte ausstecken, laufende elektrogeräte ohne gleichzeitige nutzung wie z.Bsp. Fernseher oder PCs ohne dass jemand davor sitzt, Licht aus, weniger Waschen dafür mehr auf einmal, Luft-Trocknen statt Wäschetrockner und und und) würde sich der Stromverbruach soweit reduzieren lassen, dass kein einziges AKW nötig wäre. Ich verweise hierbei auf Studien von Greenpeace und anderen Umweltschutzgruppen. Damit ist keinerlei Verlust von Wohlstand verbunden, sondern einfach eine sinnvolle StromAUSnutzung. Die Antwort hierfür sind massnahmen von oben herab (sprich Gesetze, weil der Mensch leider oft ein ganz faules Tier ist..z.Bsp. Verbot von Stand-by Geräten) und/oder höhere Strompreise um Anreize zum Stromsparen zu schaffen.
4. Brauchen die AKW konstante Kühlung durch Wasser. Unmengen von Wasser um genau zu sein, dass durch die Klimaerwährmung in den Sommermonaten ohnhin schon knapp werden könnte (angenommen die Prognosen stimmen, wobei ich aber auch sehr kritisch bin, aber da sie den Klimawandel erwähnen, möchte ich das miteinbeziehen).
5. Tausende Menschen in Lybien protestieren für einen Jihad vor der schweizerischen Botschaft und sie wollen ein AKW bauen? Es braucht genau eine Knalltüte, die diesen Schwachsinn von Gaddafi glaubt (und davon gibt es ja genug) und ein AKW wird zu einem untragbaren Terror- Risiko, gerade in unserer von den Distanz her kleinen Schweiz.

Also bitte lieber Herr Wasserfallen, ihr Artikel in allen Ehren, setzten sie sich lieber für härtere Strafen gegen ausländische Gewalttäter ein, gegen die massive Einwanderung oder für eine bessere Unterstützung von Studenten im schweizer Staat, statt für einen solchen Käse.
Vielen Dank!
cwasi 02.03.2010 um 12:12
Das Problem mit der Flusskühlung wird ja gerade mit der neuen Generation AKW gelöst. Mühleberg wird neu mit einem Hybridkühlturm gekühlt, der nicht auf das kühlende Aarewasser angewiesen. Das "Problem" Endlagerung ist übrigens auch in der Pipeline und es ist nun noch ein politisches Problem, den Standort zu finden. Geologisch und technisch ist es gelöst.