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9. März 2010, 13:32 Movie

Sturm

Christina Ruloff - Für Gerechtigkeit und gegen politische Seilschaften. Sturm ist ein gut gemeinter Film, der leider seiner spannenden Thematik "Kriegsverbrechertribunal in Den Haag" nicht gerecht wird; Regisseur Hans-Christian Schmid verzettelt sich zwischen Story, Charakteren und Zuschauererwart...

Für Gerechtigkeit und gegen politische Seilschaften. Sturm ist ein gut gemeinter Film, der leider seiner spannenden Thematik "Kriegsverbrechertribunal in Den Haag" nicht gerecht wird; Regisseur Hans-Christian Schmid verzettelt sich zwischen Story, Charakteren und Zuschauererwartungen, so dass man sich am Ende fragen muss, worum es eigentlich wirklich ging.

Ein schlecht rasierter Mann spielt an einem schäbigen Strand mit seinen Kindern. Eine Frau wälzt sich mit einem fettleibigen Bürokraten im Bett herum. Ein hagerer junger Mann würde gerne in die Moschee beten gehen, darf aber nicht. Die Frau – so erfahren wir – ist Hannah Maynard, Anklägerin beim Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Der Typ am Meer, Goran Duric, ist wegen Kriegsverbrechen angeklagt. Der gläubige Jüngling sollte gegen ihn aussagen, verstrickt sich aber in Lügen und erhängt sich schliesslich. Und Maynard sucht nun nach einer neuen Zeugin, um doch noch für Gerechtigkeit zu sorgen. Sie entdeckt nämlich, dass Duric in einem bosnischen Kurort während des Krieges Frauen gefangen halten, vergewaltigen und schliesslich ermorden liess...

Wer spielt falsch, wem kann sie trauen? Die Anwältin Hannah Maynard hat's schwer.

Wer nun hofft, einen Blick hinter die Kulissen des Kriegsverbrechertribunals in Den Haag werfen zu können, wird bitter enttäuscht. Der Regisseur kann sich nicht entscheiden, worum es in diesem Film gehen soll: Leider werden weder die Aufarbeitung von Kriegsverbrechen noch die Abhängigkeit des Gerichtshofes von den Interessen der Europäischen Gemeinschaft thematisiert. Stattdessen setzt der Film auf das bewährte Schema Mutige Frauen gegen fiese Männerseilschaften. Kerry Fox’ Entschlossenheit wird in erster Linie dadurch motiviert, dass sie von ihren männlichen Kollegen um die verdiente Beförderung geprellt worden ist und einen feigen Lover hat. Über die Zeugin, gespielt von Anamaria Marinca, erfährt man dafür so gut wie gar nichts. Und die ständig verwackelten oder unscharfen Bilder von Kameramann Bogumil Godfrejow erwecken nicht Unmittelbarkeit, sondern nur das Gefühl von planloser Hilflosigkeit.

Die Zeugin wird allein gelassen, vor und nach den Verhandlungen.

Das verlogen versöhnliche Ende nimmt dem Konflikt schliesslich die gesamte Ernsthaftigkeit und damit dem Film die Glaubwürdigkeit. Wir wissen, dass die Interessen eines Individuums immer hinter denen einer politischen (und damit auch wirtschaftlichen) Organisation zurückstehen müssen. Und wir können davon ausgehen, dass die Zeugen, die gegen Kriegsverbrecher ausgesagt haben, hinterher ihres Lebens nicht mehr sicher sind, gerade weil sie von dem Gerichtshof, nachdem sie ihre Rolle gespielt haben, fallen gelassen werden. Sturm versucht uns aber weiss zu machen, dass zwei „starke“ Frauen gemeinsam die Welt verändern und das System besiegen können. Das ist aber leider nur in gut gemeinten Spielfilmen der Fall.

Bewertung: 2 von 5

  • Titel: Storm
  • Regie: Hans-Christian Schmid
  • Darsteller: Kerry Fox,
Anamaria Marinca,
Stephen Dillane,
Alexander Fehling
  • Verleih: Cineworx
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