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30. März 2010, 01:52 Konzert Music Festivals

M4Music: Ein Freitag zwischen Enttäuschungen und Überraschungen

Patrick Holenstein - Der erste Abend im Schiffbau, geprägt von akustischen Gitarren, Songwritern und Folkmusik, pendelte zwischen gepflegter Langeweile, bestätigten Enttäuschungen und freudigen Überraschungen. Doch von vorne. Anna Aaron und ihre Band lagen gerade in den letzten Zügen von Bat For...

Der erste Abend im Schiffbau, geprägt von akustischen Gitarren, Songwritern und Folkmusik, pendelte zwischen gepflegter Langeweile, bestätigten Enttäuschungen und freudigen Überraschungen. Doch von vorne.

Anna Aaron und ihre Band lagen gerade in den letzten Zügen von Bat For Lashes’ Hymne Daniel, als ich die Halle betrat. Guter Empfang, und damit ist nicht nur Daniel gemeint, sondern vor allem Anna, die mit abwechslungsreichen Weisen, zwischen subtil melancholisch und poppig verspielt, Laune machte. Anna bleibt definitiv auf der Liste der Bands, die ich mir erneut live ansehen würde. Ganz im Gegensatz zum nächsten Künstler.

Mit vielen Vorschusslorbeeren behangen, betrat José Gonzalez die Bühne und blieb weit hinter den Erwartungen. Er und seine Gitarre vermochten es nicht, den Saal zu begeistern. Zwar flackerten zwischenzeitlich Facetten durch, rumpelten Melodiebögen durch den Raum und es gab gewisse Momente, in denen er die Menschen erreichte, aber nach der Hälfte des Gigs blieb die Ernüchterung, dass José zwar aussah wie der junge Cat Stevens, aber nicht dessen Spielfertigkeit abrufen konnte. Ob das möglicherweise an einer schlechten Tagesform lag, sei dahingestellt. Rassigere Rhythmen mussten her. Abhilfe schaffen konnte da nur Miss Platnum, deren Aufritt kurz bevorstand. Also, Location-Wechsel, ab ins Moods.

Was hier geboten wurde, toppte sämtliche Erwartungen und überraschte komplett. Da stand eine achtköpfige Band auf der Bühne, die spielte, als wäre der rumänische Teufel hinter ihr her. Natürlich ist Miss Platnum – sie stammt aus Draculas Heimatland – nicht Beelzebub im Frauenkörper, das spürte man schon am Zusammenhalt der Band deutlich. Aber Temperament besitzt sie: Sie hüpfte auf der Bühne herum, führte mit ihren beiden Backgroundsängerinnen kleine Choreografien auf, sang und animierte, ja, heizte das Publikum mit treibendem Gypsy-R`n`B richtig auf. Dabei wurde sie von einem Soundteppich aus diversen Bläsern und einem Zweigestirn aus Schlagzeug und Perkussion getragen. Entgegen allen persönlichen Erwartungen wäre die Miss fast zum Konzert des Abends geworden. Doch da waren noch zwei Schwestern aus Schweden.

First Aid Kit haben schlicht verzaubert und ganz klar den Titel für das Konzert des Abends für sich in Anspruch genommen. Verdient, denn wer schüchtern und gleichzeitig keck innert Sekunden sämtliche Barrieren einzureissen vermag und das Publikum rühren kann, wie es den Söderberg-Schwestern gelang, der gehört ans M4Music. Gegen Ende des Sets wurde die Box jedoch immer leerer, denn das Konzert der meisterwarteten Band am Freitag stand an: These New Puritans.

Mit gehypten Bands ist das so eine Sache: Es gibt jene, die dem Lob gerecht werden und andere, die ihren Ruf nicht bestätigen können. Das Konzert von These New Puritans im Schiffbau muss leider zur zweiten Sorte gezählt werden. Zwar wurde gross angerichtet, es dröhnte der Bass in bester Spät-Neunziger-Rave-Prodigy-Manier, das Keyboard setzte feine Nuancen in der Masse, die aus den Boxen drang, der DJ gab sich grösste Mühe und auch der Gesang klang ganz passabel. Aber das Tun auf der Bühne wirkte kalt, blieb seltsam distanziert und plätscherte belanglos vor sich hin. These New Puritans, die grosse Hypeband, bestätigte die leider zu erwartende Enttäuschung. Zum Schluss noch kurz Katzenjammer.

Mit fast einer Stunde Verspätung enterten die Norwegerinnen die Bühne und bedankten sich erstmal für die Geduld. Was sie dann boten, überzeugte. Le Pop eröffnete das Treiben und auf der Bühne wurden Assoziationen zu The Pipettes im Gypsykleid wach. Hey Ho on the Devil’s Back berauschte mit der düster unheimlichen Aura, welche die tiefe Stimme am Anfang des Songs erzeugte. Aber danach war für mich Schluss. Schliesslich soll man aufhören, wenn es am schönsten ist.

Bildquelle: M4Music

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