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28. März 2010, 00:00 Politik

Osterferein - auf Kosten des Klimas?

Nesa Zimmermann -

Osterzeit ist Ferienzeit. In den Nachrichten wird schon jetzt vom „Osterstau“ berichtet, und in aller Munde ist die Frage: „Wo fährst du hin?“ Allerorts leeren sich die Strassen von Einheimischen und füllen sich mit Touristen, überall werden Köffer gepackt, Autos gefüllt und an Flughäfen Schlange gestanden. Obwohl wir Studenten seit Bologna nun ja in den Osterferien lernen müssen, weil die Prüfungen schon kurz danach auf uns einprasseln, hat mich diese Jahr das Feriengefühl ergriffen und so möchte ich die Gelegenheit nutzen, um für einmal eine völlig unpolitische Polit-Kolumne zu schreiben und stattdessen eine Ferien-Reflexion zu teilen.

Ferien sind etwas Wunderbares, einverstanden, und wir alle brauchen sie; entspannen, an etwas anderes denken, und vor allem: Wegkommen. Weg von der Arbeit, weg vom Alltagsstress. Um den Stress hinter sich zu lassen, reicht es im Prinzip, sich frei zu nehmen; meistens vebinden wir das seelische „Wegkommen“ vom Stress aber mit einem physischen Weggehen, Ferien sind für uns anderswo, nicht zu Hause. Dabei gehören wir zu einer extrem privilegierten Gesellschaftsschicht, denn der überwiegende Teil der Menschheit kann es sich gar nicht leisten, zu verreisen.

Ist es denn überhaupt nötig? Für eine Woche auf den kanarischen Inseln (beispielsweise) benötigen wir einen Tag, um zu Packen, die Reise vorzubereiten; dann stehen wir mindestens 3 Stunden am Flughafen, schliesslich der Flug, die Ankunft; und bei der Heimreise dasselbe. Wären wir zuhause geblieben, hätten wir uns nicht nur einigen Abreise- und Heimkehrstress erspart, wir hätten vor allem 1.7 Tonnen CO2 pro Person weniger in die Atmosphäre abgegeben. Gemäss trekkingchile.com stösst ein durchschnittliches Flugzeug pro Passagier ca. 16 kg CO2 auf 100 km aus; mit dem Auto belaufen sich die Emissionen noch immer auf 11.5kg / 100 km pro Person.

Zum Vergleich: Die ETH Zürich hat in verschiedenen Studien das Fernziel von 1 Tonne CO2 Ausstoss pro Kopf und pro Jahr als „klimaverträglich“ bezeichnet; einmal Kanarische Inseln hin und zurück beträgt bereits das Eineinhalbfache dieses Zieles.

Natürlich sage ich nicht, dass wir nie mehr in die Ferien verreisen dürfen. Aber ich lade Sie alle dazu ein, sich im täglichen Leben, so zum Beispiel bei der Reiseplanung, mit der Klimaproblematik auseinanderzusetzen: An viele Orte kann man mit dem Zug fahren. Manchmal tut es auch gut, zuhause zu bleiben. Klimaschutz sollte nicht nur von Politikern diskutiert werden; er solllte von uns allen betrieben werden, und dies auch im täglichen Leben. Zum Beispiel wenn es darum geht, eine Feriendestination oder die Reisemodalitäten auszusuchen.

Nesa Zimmermann

Nesa Zimmermann (20) ist Jus-Studentin in Neuchâtel, seit bald einem Jahr Co-Präsidentin der Jungen Grünen Schweiz und im Vorstand der Jungen Grünen Neuenburg.

Die Politkolumne auf Students.ch

Kommentare
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sanspeed72 01.05.2010 um 12:10
Sehr geehrte Nesa. Ich teile mit Dir die Ansicht zu Deinen "Verreisgedanken". Die Mehrheit unserer Bevölkerung macht sich einfach noch zu wenig Sorgen um die Zukunft. Und auf der andern Seite sehen sie zu wenig in welch schönem Land wir (noch) leben. Warum in die Weite schweifen, denn das Schöne liegt doch so nah. Setze Dich weiter so ein-ich wünsche Dir viel Kraft!

Gruess sanspeed72 Wallisellen