Die Semeterarbeit - Alles nur geklaut?
students Redaktion - //Der Text- und Ideenklau breitet sich an den Hochschulen seuchenartig aus. Studierende kupfern nicht nur ab, weil sie faul sind - der Generation Google fehlt auch jede Vorstellung, was ein Plagiat überhaupt ist.//(Mei) Das Internet scheint manchen Studierenden eine sprudelnde Q...
(Mei) Das Internet scheint manchen Studierenden eine sprudelnde Quelle zu sein. Mit wenigen Mausklicks stösst man auf verlockende Seiten, deren Inhalte sich bequem kopieren und in die eigene Seminar- oder Abschlussarbeit einfügen lassen. Dies wäre an sich nicht verwerflich. Problematisch wird „Copy-Paste“, sobald die Zitate und die fremden Ideen nicht als solche ausgewiesen werden. Dann handelt es sich um ein Plagiat, das heisst gemäss Urheberrecht eine ganze oder teilweise Übernahme eines veröffentlichten Werkes ohne Angabe der Quelle und des Urhebers (Art. 25 Abs. 2 URG). Das Vorgehen wird strenger – auf dem Spiel steht nicht zuletzt der wissenschaftliche Ruf der Institutionen. Eine Universität, an der sich Titel erschleichen lassen, verliert über kurz oder lang ihr Ansehen.
Von Artikelklauern und Wortverdrehern
Es gibt verschiedene Arten von Plagiaten: Der klarste Fall: Texte werden im Wortlaut übernommen, ohne Quellenangabe. Das ist geistiger Diebstahl. Punkt. Nun, feinspürige Studierende mögen sich fragen, ab wie vielen Wörtern man von Plagiat sprechen kann. Ohne viel Spitzfindigkeit kann man wohl sagen, dass ein Satz ausreicht. Öfters kommt es auch zum Artikelklau: Man nehme einen Artikel, ersetze die Autoren und schreibe seinen eigenen Namen darunter. Wortverdreher krempeln Aufzählungen um, tauschen ein Adjektiv oder streichen es und rühren einen griechischen Salat aus Halbsätzen von diesem und jenen Werk zusammen.
„Publish or perish“
Selbst Wissenschaftler fliegen immer wieder auf, die sich für angeblich aus ihrer Feder stammende Artikel bei Kollegen, bei wissenschaftlichen Mitarbeitern oder sogar bei Studenten in Seminararbeiten bedienen. Hintergrund ist der Zwang, möglichst schnell möglichst viele Publikationen vorweisen zu können, wenn man erfolgreich sein will. Lang und eindrucksvoll sollen die Publikationslisten sein; schließlich hat die Zitierhäufigkeit für die akademische Karriere hohe Bedeutung.
Einheitliche Richtlinien, wie mit aufgedeckten Plagiatsfällen verfahren werden soll, bestehen nicht. Jede einzelne Fakultät hat ihren eigenen Spielraum. So reicht diese von einer persönlichen Ermahnung des Dozierenden und der Zurückweisung der Arbeit bis hin zur Anzeige beim Rektor und dem Universitätsanwalt.
Spezialsoftware hilft bei Fahndung
Jede eingereichte Arbeit als potenzielles Plagiat zu betrachten, lehnen die meisten Universitäten ab, nicht so die Uni St. Gallen. Dort werden sämtliche Arbeiten zuerst einer systematischen Plagiatsprüfung unterzogen. Nicht nur kommen heute mehr Fälle ans Licht als früher. Die Professoren sind inzwischen sensibilisierter für das Problem. Für Professoren und Assistenten indessen hält sich der Aufwand in Grenzen, verdächtige Textstellen im Netz zu verifizieren. Jede Hochschule verfügt heute über Plagiat-Suchmaschinen. Seltene Substantive, verschnörkelte Satzbauten, besonders attraktive Formulierungen oder offensichtliche Schreibfehler reichen oft schon aus.
Internet kursieren bereits Tipps, wie die Plagiat-Suchmaschinen am besten auszutricksen seien. So schreibt anonymer User in einem Diskussionsforum: «Man braucht nur ausländische Google-Seiten zu durchsuchen, jagt die Texte dann durch ein Übersetzungsprogramm und korrigiert die Fehler – so findet das Programm nichts.»