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9. April 2010, 23:32 Konzert

Metal, Schläge, Latinrhythmen

Dominik Mösching - Die Rhythmusgöttin übertrumpfte den Leadgitarristen: Beim Konzert des Gitarrenduos Rodrigo y Gabriela beeindruckte sie besonders - und das nicht nur mit Saitenzupfen.Dass eine Instrumentaltruppe einen Saal von der Grösse des X-Tra füllen kann, ist aussergewöhnlich. Dass dies...

Die Rhythmusgöttin übertrumpfte den Leadgitarristen: Beim Konzert des Gitarrenduos Rodrigo y Gabriela beeindruckte sie besonders - und das nicht nur mit Saitenzupfen.

Dass eine Instrumentaltruppe einen Saal von der Grösse des X-Tra füllen kann, ist aussergewöhnlich. Dass dies einem Duo gelingt ebenfalls. Und wenn es sich dabei gar um ein Duo mit Instrumentalmusik handelt, kann das eigentlich nur eines heissen: Rodrigo y Gabriela are back in town. Der Turbogitarrenspieler und die Rhythmusgöttin schaffen es, ganz verschiedene Geschmäcker anzusprechen, und so trifft man am Donnerstag, 9. April im X-Tra auf den langhaarigen Metaller, das Hippiemädchen, die flamencotanzende Madame und den angegrauten Latino. Sie allen kommen beim eineinhalbstündigen Konzert auf ihre Kosten.

Rodrigo y Gabriela geben dabei nicht nur akustische Coverversionen von Metal-Klassikern wie Orion von Metallica zum besten, sondern bedienen sich bei der so breiten Palette der Latin-Rhythmen. Ob es sich dabei um Bossa Nova oder Flamenco handelt: Gabriela steuert die zuweilen wahnwitzigen, immer präzisen Perkussionslinien bei, die ihr Gitarrenspiel charakteristisch machen. So sorgt sie praktisch für Bass, Gitarre und Schlagzeug zusammen – um je nach Anschlag mit Handfläche, Faust oder Finger und je nach Ort der Trommeleien ein Snare, ein Basedrum, ein Bongo oder ein Conga zu imitieren. Besondere Klasse sind die beiden Solo-Ausflüge in den Funk, bei denen sie mit Hilfe eines Wah-Wah-Pedals den Groove einer eingespielten Band wortwörtlich aus dem Handgelenk schüttelt.

Neben Gabriela Quintero rückt Rodrigo Sanchez – trotz der Bezeichnung “Lead-Gitarrist” – fast etwas in den Hintergrund. Und dies nicht nur wegen dem zu Beginn suboptimal ausbalancierten Mix: Seine Lines sind zwar ohne Zweifel virtuos und technisch einwandfrei, doch melodiös auf Dauer nicht wirklich abwechslungsreich. Die iberisch-latinoamerikanischen Molltöne haben ihre faszinierende Wirkung eben schon immer durch die zugrundeliegenden Rhythmen bekommen.

Immerhin ist das Songmaterial der neuen Platte 11:11, das das Set dominiert, noch einen Tick vielfältiger als die früheren Aufnahmen. Das zeigt sich auch in der Liste der Einflüsse, auf der Namen wie Al Di Meola, Hendrix oder auch Alex Skolnick (er heizte im X-Tra mit seinem Trio als Vorgruppe ein) stehen. Einer der besten Tunes von Rodrigo y Gabriela gehört trotzdem zu den ältesten. Es ist Tamacun mit seiner Ohrwurm-Melodie, das das Publikum zum Schluss noch einmal zu begeistertem Applaus hinreisst und bei dem nun auch Rodrigo seine perkussiven Fähigkeiten auspackt.

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