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5. Mai 2010, 00:00 Movie

David Wants to Fly

Gregor Schenker - Dem legendären David Lynch persönlich gegenübertreten, besser geht’s nicht! Denkt sich jedenfalls sein Namensvetter, der junge Filmemacher David Sieveking, und düst ab in die USA, wo sein grosses Idol an der Maharishi Universitiy of Enlightment in Iowa über die Quelle sein...

Dem legendären David Lynch persönlich gegenübertreten, besser geht’s nicht! Denkt sich jedenfalls sein Namensvetter, der junge Filmemacher David Sieveking, und düst ab in die USA, wo sein grosses Idol an der Maharishi Universitiy of Enlightment in Iowa über die Quelle seiner Kreativität spricht. Das heisst, über die Transzendentale Meditation (TM), wie sie der Guru Maharishi Mahesh Yogi lehrt. Bestärkt durch ein Interview mit Lynch bucht Sieveking in Deutschland einen entsprechenden Kurs und tatsächlich, mit den Meditationsübungen sieht er irgendwie viel optimistischer in die Zukunft.

Doch das berufliche und private Glück, das die TM verspricht, lässt auf sich warten. Und als Sieveking nach Maharishis Tod miterlebt, wie einem hochrangigen Kritiker an dessen Nachfolger kurzerhand das Mikro abgedreht wird, beginnt er kritische Fragen zu stellen. Er spricht mit Aussteigern und mit Geldgebern, die sich übers Ohr gehauen fühlen, mit Neurologen, welche die „wissenschaftlichen“ Grundlagen der TM als Unsinn entlarven, oder mit einer ehemaligen Geliebten des angeblich zölibatären Meisters. Die Offiziellen der TM kriegen das spitz, entziehen Sieveking die Unterstützung und versuchen gar mit Klagedrohungen, die Fertigstellung des Filmes zu verhindern. Und auch Lynch, inzwischen die wichtigste Repräsentationsfigur der TM, ist plötzlich so gar nicht mehr entgegenkommend…

Dass David Lynch einen Hau weghat, kam nicht unbedingt überraschend, trotzdem war es irritierend, als er 2006 zum Botschafter der Transzendentalen Meditation mutierte (böse Stimmen könnten auf einen möglichen Zusammenhang mit seinem sinkenden Stern als Regisseur hinweisen). Doch immerhin: Schon die Beatles huldigten in den 60ern dem Guru Maharishi (Paul McCartney und Ringo Starr sind der Organisation bis heute verbunden) und die TM hat weitere prominente Fürsprecher wie MOBY, Sheryl Crowe oder Jerry Seinfeld. Muss da nicht was dran sein?

In seinem sehr persönlich gefärbten Dokumentarfilm (an der Grenze zu Michael-Moore’schen Selbstinszenierung) setzt sich Sieveking nun mit dieser Bewegung näher auseinander und nimmt zunächst eine eher naive Position ein – wie ein Durchschnittstyp halt, der hoffnungsvoll und arglos zur Transzendentalen Meditation kommt.
Je mehr er bei seinen Recherchen aber auf Ungereimtheiten und Abgründe stösst, umso mehr erfährt auch der Zuschauer über die geschichtlichen und wirtschaftlichen Hintergründe einer sektenhaften Organisation, bei der es um gewaltige Mengen an Geld geht, bei der Lug und Betrug an der Tagesordnung sind und die einige kuriose Auswüchse hat (wenn sich der deutsche Vertreter der TM-Weltregierung in seiner protzigen „Berufsbekleidung“ auf die Bühne stellt und von der „Unbesiegbarkeit“ Deutschlands faselt, ist das so lachhaft wie gruselig). Und irgendwann naht die Erkenntnis, dass man die Erleuchtung eher bei sich selbst suchen sollte als bei irgendwelchen milliardenschweren Unternehmen, die dafür Geld sehen wollen.

Fazit: Ein interessanter Film über die Funktionsweisen von Sekten, die Wahrheit hinter selbsternannten Heilsbringern und die Desillusionierung, die mit dem Hinterfragen seiner Idole einher geht. Die Moral der Geschichte: Wenn dir Ex-Beatles oder Arthouse-Regisseure die grosse Erleuchtung andrehen wollen, mach sicherheitshalber einen weiten Bogen drum.


Bewertung: 4 von 5


  • Titel: David Wants to Fly
  • Land: Deutschland/Österreich/Schweiz
  • Regie: David Sieveking
  • Verleih: Praesens-Film
  • Start: 6. Mai 2010
Fotos von Praesens-Film
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