DVD der Woche: Der dünne Mann
Christina Ruloff - Szenen einer Ehe: Nora und Nick Charles, wohl eines der amüsantesten und liebenswürdigsten Ehepaare der Filmgeschichte, zanken, trinken und lieben sich durch die Weihnachtszeit in New York... und lösen neben noch einen verdammt schwierigen Mordfall: Anschauen und nachahmen! N...
- Nora Charles: Take care of yourself
- Nick Charles: Why, sure I will.
- Nora Charles: Don't say it like that! Say it as if you meant it!
- Nick Charles: Well, I do believe the little woman cares.
- Nora Charles: I don't care! It's just that I'm used to you, that's all.
Trio mit Hund: Nick Charles (William Powell), Asta und Nora Charles (Myrna Loy)!
Verheiratet-Sein macht grossen Spass! Man zankt sich und zickt sich an, man sagt sich gegenseitig ein paar wahre Nettigkeiten, gerade weil man sich schätzt und respektiert und ganz viel für einander übrig hat. Nun, zumindest war es so in der Filmwelt der Dreissiger, aus der dieser ganz entzückende Film Der dünne Mann stammt. Muss man sich heute um die Heldinnen – die trotz aller ganz und gar zufälligen Schicksalsschläge ihren Costner, Pitt und wie die schönen Filmmänner heutzutage heissen, behalten dürfen – grosse Sorgen machen, wenn man mit Schaudern an ihr „Happily Ever After“ denkt, so weiss man Nick und Nora zufrieden, auch wenn sie wie üblich einen über ihren Durst bechern („How many drinks have you had? - This will make six Martinis. - All right. Will you bring me five more Martinis, Leo? Line them right up here.“). Nun, die Zeit der Prohibition liegt ja 1934 immerhin zwei Jahre zurück, und wenn man reich und schön ist und sonst nichts zu tun hat...
Apropos Arbeit, beziehungsweise Filmhandlung: Der in Krimis immer sehr anfällige verrückte Erfinder verschwindet spurlos, lässt sich aber von seiner Geliebten regelmässig Geld schicken. Diese steckt den Zaster natürlich in die eigene Tasche, bis sie tot aufgefunden wird. Wer ist der Mörder? Wo ist der Erfinder? Und wo bleibt das Geld? Schwierige Angelegenheit, gerade weil sich die Leichen tüchtig mehren und die Polizei pflichtgetreu im Dunkeln tappt. Unseligerweise halten alle Verdächtigen, Verwandten und Geldgierigen Nick Charles für die patenteste Kraft und tanzen reihum auf seiner Weihnachtsparty an. „Oh, Nicky, I love you because you know such lovely people.“, kommentiert Nora und sie ist ganz hin und weg von der Idee, ihrem Mann, einem früheren Detektiv, mal wieder bei der Arbeit zuzusehen. Ein echter Mordfall! Drei Leichen! Und sie mitsamt treuer Hündin Asta mittendrin statt nur dabei! Und wer möchte einer tollen Frau wie Nora schon einen Wunsch abschlagen? „It's putting me way behind in my drinking!“ meint er - sagt’s und geht an die Arbeit.
Er schenkt ihr den Pelz zu Weihnachten, sie gibt das kleine Luftgewehr! Was für eine schrecklich nette Familie!
Der dünne Mann ist nicht nur ein amüsanter Krimi voller intelligenter und witziger Dialoge („Hey, would you mind putting that gun away? My wife doesn't care, but I'm a very timid fellow.“), die aus der Feder von Dashiell Hammett stammen. Der Film spiegelt vor allem die in jeder Hinsicht fortschrittlichen 30er Jahre und die damalige Sicht auf Ehen und Beziehungen. Und er stellt dem heutigen Filmschaffen zugleich ein bitteres Armutszeugnis aus: Regisseur W.S. Van Dyke schaffte es, das kleine Filmjuwel in gerade mal 12 Tagen abzudrehen!
Bewertung: 4.5 von 5
Auch um drei Uhr Nachts beim Eierkochen noch perfekt! Die Charles haben den Bogen raus.
- Originaltitel: The Thin Man
- Land: USA
- Jahr: 1934
- Regisseur: W.S. Van Dyke
- Darsteller: William Powell, Myrna Loy, Maureen O'Sullivan, Cesar Romero
- Specials: Trailer aller „Dünner Mann“-Filme
- Empfehlung: Die „Dünner Mann Collection“ mit 7 DVDs:
- Mordsache dünner Mann
- Nach dem dünnen Mann
- Noch ein dünner Mann
- Der Schatten des dünnen Mannes
- Der dünne Mann kehrt heim
- Das Lied vom dünnen Mann
- Alias Nick and Nora (Spannende Dokumentation über William Powell und Myrna Loy)