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14. Januar 2008, 15:49 Music Kultur

Review: Miss Sara Sampson @ Schauspielhaus

Christina Ruloff - Das Leben ist eine Badezimmer - Soap - Opera: Niklaus Helbling inszeniert Lessings Miss Sara Sampson als Vorabendminidrama, das weder berührt, noch unterhält, sondern in erster Linie das Stück Lessings in Frage stellt.Das Personal im rührenden Minidrama Miss Sara Sampson rekr...

Das Leben ist eine Badezimmer - Soap - Opera: Niklaus Helbling inszeniert Lessings Miss Sara Sampson als Vorabendminidrama, das weder berührt, noch unterhält, sondern in erster Linie das Stück Lessings in Frage stellt.

Das Personal im rührenden Minidrama Miss Sara Sampson rekrutiert sich aus der naiven und hilflosen Tochter Sara, dem nichtsnutzigen Don Juan Mellefont, dem unendlich edlen Vater und dem fiesen Biest Marwood, das die schönsten Märchenträume zu zerstören droht. Sara hat sich von Mellefont verführen lassen, doch der will die Holde nun partout nicht heiraten: „Sara Sampson, meine Geliebte! Wieviel Seligkeiten liegen in diesen Worten! – Sara Sampson, meine Ehegattin – die Hälfte dieser Seligkeiten ist verschwunden!“, philosophiert der Verführer vor sich hin und wälzt sich in Selbstmitleid. Wenn er nur wüsste, was er eigentlich will! Wenn er sich nur nicht entscheiden müsste! Zur Hilfe eilt ihm seine frühere Geliebte Marwood, die den Treulosen mit aller Gewalt zurückgewinnen will. Kein Mittel ist ihr zu schade und keine Maskerade zu demütigend.

Das hysterische Gekeife der beiden entwickelt sich bald in eine handfeste Schlägerei auf deren Höhepunkt Mellefont und Marwood übereinander auf dem Boden herumturnen, pardon herumglitschen. Das Bühnenbild, das aus sechs defekten Lavabos besteht, die an die nach hinten versetzten Wände gezimmerte sind, liefert reichlich Material zur weiteren Wasserschlacht, wobei sich auch die vorderen Zuschauerränge in der Gefahrenzone befinden. Da geht leicht vergessen, warum die etwas sehr piepsige Sara überhaupt so dringend geheiratet werden will und was ihr anhänglicher Vater dagegen hatte! Warum ziert sie sich auch so, als er ihr die Versöhnung anbietet? Warum reden die einen nicht wie heutige normale Menschen, wo sich die anderen doch in MTV-Manier prügeln und abküssen?

Einfach mal in Ruhe baden gehen: Mellefont (im Zentrum) sucht nach einer Lösung.

Vielleicht hilft da der Hinweis, dass Gotthold Ephraim Lessings Stück 1755 uraufgeführt wurde und sich seither die Gepflogenheiten, was Liebesbeziehungen, betrifft, zumindest in unseren Breitengraden geändert haben. Was damals dem Publikum Rührung und Tränen abforderte, wirkt heute bestenfalls seltsam, wenn nicht unfreiwillig komisch. Niklaus Helbling nimmt das Stück auch selbst nicht sonderlich ernst, sondern unterhält das Publikum mit Schwank, mit überquellenden Lavabos und einer Prise weiblicher Hysterie und männlicher Unfähigkeit. Das ist zu wenig, um die verschiedenen Handlungsstränge zusammenzuhalten und das Interesse des Zuschauers an der Problematik nicht zu verlieren. Aber interessiert das Lessingsche Problem denn überhaupt? Wenn nicht, warum wird es dann inszeniert? Oder dient es lediglich als Vorwand für eine Dreiecksbeziehungskiste auf feuchter Unterlage?

Die zwei Stunden Theater, die ohne Pause durchgespielt werden, erweisen sich als Geduldsprobe. Daran kann auch das tolle Ensemble – allen voran Klaus Henner Russius als liebevoller Vater, Siggi Schwientek als sein treuer Diener und besonders Catrin Striebeck, die wegen ihrer „Cruella De Vil“-Marwood verdientermassen begeistert bejubelt wurde – nichts ändern.

Mehr Informationen und die Aufführungsdaten hier!

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