A Fine Frenzy – Überraschend sanftes Konzert
Patrick Holenstein - Das Kaufleuten hatte einmal mehr Besuch von A Fine Frenzy. Die Band aus Seattle vermochte über weite Strecken zu überzeugen, auch wenn das Quintett mit Startschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Irgendetwas war anders. Der Auftakt der Show fühlte sich seltsam durchzogen an. Die S...
Irgendetwas war anders. Der Auftakt der Show fühlte sich seltsam durchzogen an. Die Spielfreude, die Energie, die A Fine Frenzy sonst an den Tag legen, war kaum zu erkennen. Es schien fast so, als ob die Band keine Lust auf die Show hätte. Der erste Eindruck bestätigte sich allerdings nicht. Denn als Alison Sudol sich nach einigen Songs an das Publikum wandte, war ihr bestechliches Charisma wieder da. Sie erzählte quietschvergnügt, dass sie es endlich geschafft habe, sich Zürich anzusehen, obwohl sie schon mehrfach hier gewesen sei. Wie wenn ein Siegel gebrochen worden wäre, durch das die Lebensgeister der Band den Weg in die Freiheit fanden, waren A Fine Frenzy plötzlich wie ausgewechselt. Zwar blieb das Set immer noch leise, aber jetzt hatten die Songs plötzlich Herz, da war wieder dieser lebensbejahende Touch, den A Fine Frenzy so sympathisch transportieren. Die Anfangsschwierigkeiten waren verschwunden. Jetzt stand auf der Bühne plötzlich die Formation, die mühelos durch melancholisch leichte Balladen überzeugte, aber auch in den eher selteneren, lauten und kraftvollen Momenten nicht über das Ziel hinausschoss. Die Band hatte sich gefunden und die Mischung stimmte plötzlich.
Das Konzert war solide und gut, aber es bleibt der leichte Nachgeschmack, dass A Fine Frenzy bessere Shows bieten können. Wie viel Leidenschaft in der Band steckt, haben sie ja schon mehrere Male im Kaufleuten gezeigt. Dieses Konzert war gemächlich, voller ruhiger und sinnlicher Songs, aber es verlangte dem Besucher auch einiges ab. A Finze Frenzy präsentierten Musik, bei der man zuhören muss. Es wunderte kaum, dass das Gemurmel manchmal fast so laut war, wie das Geschehen auf der Bühne. Woran das lag? Kann an der Setlist liegen. Auf die grossen Hits – Almost Lover mal ausgenommen – verzichtete die Band, kann aber auch an der Tagesform gelegen haben. Möglicherweise wollte die Band auch einfach mal ruhig, fast nur akustisch musizieren , vielleicht war dieser leise Auftritt sogar als Geschenk an das Publikum gedacht. Der Plan ging, abgesehen von den anfänglichen Schwierigkeiten , ziemlich gut auf. Als die Lichter angingen, war klar, dass die Band es geschafft hatte, zu überraschen. Wer die Truppe schon live kennt, hat sie in einer seltenen Sanftheit erlebt und wer auf dem ersten Konzert war, hat trotzdem die musikalische Leidenschaft gespürt, die diese Band so grossartig macht.