Der wilde Weisse (Dokumentarfilm)
Sebastian Mayr - Getrieben von der Sehnsucht nach einem freien Leben wagt der schweizer Forschungsreisende Paul Wirz (aus Gelterkinden) Anfang des 20. Jahrhunderst sieben Expeditionen zu „Naturmenschen“ in die Südsee. Hier, «wo Meer und Urwald rauschen, Wilde und Kannibalen hausen», findet...
Im Jahr 2004 brechen sein Sohn Dadi und der Enkel Pawi zusammen nach Papua-Neuguinea auf. Sie wollen erfahren, warum die Papuas Paul Wirz so anzogen und rekonstruieren auf diese Weise sein Leben. Auf der Reise auf seinen Spuren verliebt sich Pawi in eine Papua-Frau.
Renatus Zürchers Film ist ein schweizer Dokumentarfilm, den das Schweizer Fernsehen DRS koproduzierte. Machart und Kameraführung erinnern stark an eine Produktion fürs Fernsehen, die nun (in der neuerlichen Erfolgswelle des Dokumentarfilms) vorab in die Kinos kommt. Er konkurriert damit teilweise mit Sean Peans mehrfach ausgezeichneten "Into the Wild", der mit mit einer ähnlichen Geschichte, aber in Spielfilmform, aufwartet. Wer sich hiervon nicht allzu sehr irritieren lässt, kann durchaus Unterhaltsames an der Dokumentation finden. Die nostalgische Reise in das Leben von Paul Wirz dürfte vor allem all jene Personen ansprechen, die vom Reisen und dem Kennenlernen fremder Kulturen nicht genug bekommen können oder sich vielleicht wie Paul Wirz nach einem „anderen“ Leben sehnen.
Der Film unterhält durch Paul Wirz’ Film- und Fotoaufnahmen, schriftlichen Aufzeichnungen sowie Interviews mit Personen aus Wirz’ Umfeld, die seine exzentrische Persönlichkeit beschreiben. Die Reise des Sohnes und Enkelsohnes in jene abgelegene Fleckchen Papua-Neuguineas eröffnen schliesslich einen sozialkritischen und bisweilen komischen Vergleich zwischen dem Leben und Denken der Menschen heute und damals. Auch wenn Paul Wirz sein Glück wohl fand, macht der Film auch auf die Schattenseiten eines solchen Daseins aufmerksam. Paul Wirz heiratete drei Mal. Neben den Schwierigkeiten im Privaten, wurde Wirz ausserdem mehrmals von Tropenkrankheiten heimgesucht und entging nur knapp einem Angriff auf sein Leben durch Kannibalen.
„Der wilde Weisse“ ist nicht eine Dokumentation, die man unbedingt gesehen haben muss, zumal eine baldige Ausstrahlung im Fernsehen wahrscheinlich ist. Wer jedoch Dokumentarfilme mag und eine Affinität zu fremden Kulturen, Papua-Neuguinea oder Ethnologie hat, dem sei dieser Film empfohlen.
- Bewertung: 3 von 5
- Originaltitel: Der wilde Weisse
- Land: Schweiz
- Genre: Dokumentarfilm
- Dauer: 81 Minuten
- Realisation: Renatus Zürcher
- Verleih: Cineworx
- Kinostart: 31.1.2008