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27. Mai 2010, 19:56 Konzert

Gogol Bordello vs. X-Tra

Dominik Mösching - Laut! Schnell! Irr! Gogol Bordello brachten ihren Gypsy-Punk im X-Tra mit Verve und Witz rüber – kein Wunder, beschränkte sich das Publikum nicht aufs Zuhören. Sondern hüpfte mit. Und wie!

Schon nach zwei Takten gab es im X-Tra an diesem Mittwoch Abend, 26. Mai kurz nach halb Neun kein Halten mehr. Kaum hatte die New Yorker Zigeunerpunk-Truppe ihren Motor angeworfen, verwandelten sich die paar Hundert Leute vom relaxten Frühsommerabendvolk in eine enthusiastisch tanzende Meute. Dafür brauchte es im Grunde wenig: Ein stampfendes Schlagzeug, ein stets im 4/4-Takt wummernder Bass, einen Polkarhythmus im Offbeat, einen Teufelsgeiger und vor allem eine Band, die gleich vormacht, wie es geht. Kaum auf der Bühne, rissen Gogol Bordello mit ihrer Live-Präsenz mit – und die zuweilen so hartnäckige Schranke zwischen Bühne und Zuschauerraum nieder.

Im Zentrum stand natürlich Frontmann und Rampensau Eugene Hütz. Als gebürtiger Ukrainer hatte er die osteuropäische Volksmusik quasi mit der Muttermilch aufgesogen, um die Sinti- und Roma-Klänge Jahre später mit Punk, Folk und Dub zu vermengen und unentwegt die Bühnen dieser Erde zu bespielen. Die Live-Erfahrung merkte man ihm und seinen Mitmusikern jede Sekunde an. Bei Not A Crime, dem Heuler vom 05er-Album Gypsy Punks: Underdog World Strike sprang Geiger Sergey Ryabtsev in den Graben und feuert seine schnittigen Saitensalven Zentimeter vor der ersten Reihe ab; der Mann ist übrigens 52-jährig. Und Perkussionist Pedro Erazo verliess seinen Trommelthron immer wieder, um als MC noch mehr Einsatz aus den Leuten rauszukitzeln (etwa beim Punker We Comin’ Rougher).

Gut, dass bei so viel Hochdruckmusik auch zwei, drei Mal etwas ruhigere Gefilde angesteuert wurden. Der melodiöse Rocksteady Tribal Connection war zum Beispiel so eine Ruhezone. Er folgte auf einen der grössten Hits von Gogol Bordello, Wonderlust King. Mit seinem Text über den Way of Life als unentwegt Reisender kann dieser Song wohl schon fast als inoffizielle Hymne der Gypsy-Punks gelten. Die Songs des neuen Albums Transcontinental Hustle gingen an diesem Abend zwar noch nicht so ins Ohr. Aber was solls –Schweiss und Bier flossen auch bei den neuen Liedern in Strömen. Somit waren am Ende alle glücklich: Die ausgepowerten Fans, die ausgepowerte Band und die ausgepowerten Barkeeper.

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