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2. Juni 2010, 20:30 Music Interview

Foals: "An der Uni lernte ich Joints zu drehen."

Andreas Rohrer - Nach einem gesunden Hype um ihr vertrackt-synthiewütiges Debütalbum "Antidotes" legen die Foals aus England ihr Zweitwerk vor: "Total Live Forever" ist chaotische Utopie, ein sphärischer Traum und garantiert tempoärmer als der Vorgänger. Wohin damit? Students.ch sprach in e...

Nach einem gesunden Hype um ihr vertrackt-synthiewütiges Debütalbum "Antidotes" legen die Foals aus England ihr Zweitwerk vor: "Total Live Forever" ist chaotische Utopie, ein sphärischer Traum und garantiert tempoärmer als der Vorgänger. Wohin damit?

Students.ch sprach in einem lebendigen Ducheinander aus Indie-Boy-Rucksäckchen und Zigarettenschachteln im Backstage des Zücher Abart Clubs mit Foals Frontmann Yannis Philippakis.

Students.ch: "Total Life Forever" ist ein wunderbar utopischer Ausruf. Woher die grosse Geste?
Yannis: Ich mag den Ausruf, die Grösse jedes einzelnen Wortes. Du hast recht, das ist utopisch. Ich mag den Wahn, die Unsterblichkeit... und die Mehrdeutigkeit. Der Titel kann ganz verschiedene Bedeutungen annehmen. Es hat auch etwas totalitäres, ich hab da Big Brother im Kopf. Für uns als Band stand "Total Life Forever" ursprünglich für eine 'Nutze den Tag'-Atittüde und für die Hingabe zu etwas.

"Total Life Forever" tönt ruhiger als eure erste Platte. Man hat das Gefühl es herrscht weniger Hektik, dafür erscheint jeder Sound sehr tiefgründig und bewusst.
Ja es herrscht eine andere Art von Intensität. Das erste Album war schneller, jetzt füllen wir dafür mehr Raum. Wir haben uns mit den Sounds und Schallwellen beschäftigt, und vor allem für die Postproduction mit dem Produzenten mehr Zeit in Kauf genommen. Die Klangwelt von "Total Life Forever" erreicht klar weitere Dimensionen und Räume als dies vorher (bei "Antidotes") der Fall war. Die beiden Alben ergänzen sich sehr gut. Wir wollten klar nicht den Erstling wiederholen, sondern unser Gesamtwerk ausbauen. Wir als Band denken auch gar nicht in 'Albums'. Da bist du als Hörer zu fest an diese Struktur 'Album 1, Album 2, ...' etc. gewohnt.

Ihr mögt keine klaren Strukturen. Euer Sound ist sehr komplex und teilweise chaotisch. Verfolgt ihr den postmodernen Ansatz, dass aus Chaos und Zufall genauso Sinnvolles entsteht, wie aus dem sorgfältig Aufgebauten?
Es liegt sicher in der Natur dieser Band, dass wir das Unkontrollierbare mögen. Aber wir versuchen insofern Kontrolle in den Sound zu bringen, dass wir Songs und Platten machen, die natürlich immer gewissen Strukturen gehorchen müssen. Das Kreieren von Musik ist bei den Foals ein Prozess absolut ausser Kontrolle. Aber wir müssen das schlussendlich in eine Form bringen, die für den Hörer leicht zu verdauen ist. Der Kampf besteht darin, aus dem Chaos eine Aussage zu kreieren, welche die Leute verstehen. Das fasziniert mich. Ich mochte lange Zeit nur sehr komplizierte und verspielte Musik, die frei fliesst und dem Hörer alles abverlangt. Mittlerweile sehe ich Popmusik, die jeder konsumieren kann, jedoch als die viel grössere Herausforderung. Es reizt mich innerhalb dieser Vorgaben Neues zu kreieren. Irgendwas rumschreien und so ein Avant-Garde-Ding machen kann jeder. Da finde Popmusik viel ehrenhafter!

Sag mal, ihr wart doch alles mal Studenten. Lange wart ihr aber nicht an der Uni, oder?
Oh nein, die meisten von uns gerade mal ein Jahr. Ich erinnere mich noch genau an die erste Woche, die "Fresher's Week." Mann das war übel. Total verkrampfte Kennenlernspiele im Stil von "wir tun das Gleiche und sind jetzt Freunde." Echt weird. Ich habe zwar gerne gelernt, es ist ein gutes Gefühl dein Hirn etwas zu füllen. Und ich lernte perfekte Joints zu drehen!

Zum Schluss nimmt mich noch wunder: Woher die Solarium-Muskelmänner in euerm neusten Video zu "Miami." Ein heimlicher Traum von dir?
(lacht) Oh nein! Das Video hat Regisseur Dave Ma komplett im Alleingang gemacht. Ich habe nicht schlecht gestaunt, aber finde es super. Im Song geht es um künstliche Eitelkeit. Ich sehe Miami als Symbol für das perfekte Äussere mit einem absolut perversen Inneren. Das Video ist echt abgefahren, aber ich finde er hat meine Aussage genau getroffen!

Aktuelles Album: Total Life Forever
Students.ch CD-Review
Foals im Web: Foals.co.uk
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