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28. Januar 2008, 11:38 Movie

Into the Wild

Sebastian Mayr - Eigentlich hat der 22-jährige Christopher McCandless (Emile Hirsch) alles, wovon viele in seinem Alter nur träumen könnten. Er hat gerade das Studium an der Emory-Universität mit Bestnoten abgeschlossen, ist talentiert und sieht gut aus. Mit Hilfe der finanziellen Unterstütz...

Eigentlich hat der 22-jährige Christopher McCandless (Emile Hirsch) alles, wovon viele in seinem Alter nur träumen könnten. Er hat gerade das Studium an der Emory-Universität mit Bestnoten abgeschlossen, ist talentiert und sieht gut aus. Mit Hilfe der finanziellen Unterstützung der gutsituierten Eltern (William Hurt, Marcia Gay Harden) hätte er sogar eventuell die Möglichkeit in Harvard zu studieren. All dies schlägt er jedoch in den Wind. Zum Leidwesen seiner Eltern packt er von heute auf morgen seinen Rucksack, spendet all seine Ersparnisse an die Wohlfahrt und macht sich ohne eine Nachricht zu hinterlassen auf, um zwei Jahre lang quer durch Nordamerika mit Ziel Alaska zu trampen...

Mit der Verfilmung von Jon Krakauers Tatsachen-Roman („In die Wildnis. Allein nach Alaska“) gibt Sean Penn dem Zuschauer ein Rätsel auf. Was treibt den jungen Christopher McCandless (wie so viele seiner Altersgenossen auch) dazu, alles aufs Spiel zu setzen und auf solch tollkühne und unvorsichtige Weise das Risiko zu suchen? Trotz der komplexen und sensiblen Innenwelt Christophers, lässt der Film sicherlich mehrere Antworten zu.

Christopher handelt auf einer intellektuell-moralischen Grundlage. Seine Reise ist eine „spirituelle Reinigung“ und eine Freimachung von den aus seiner Sicht falschen, weil moralisch minderwertig und wenig erfüllenden, Wert- und Zielvorstellungen seiner Eltern. Ein blosses Streben nach Geld, Anerkennung und Macht und des Funktionierens nach sozial vorgegebenen ökonomischen Mustern sind ihm zuwider. Alles was ihn symbolisch daran erinnern könnte, streift er ab.

Seine Reise ist auch eine Abrechnung mit den konfliktbeladenen und destruktiven Verhaltensweisen seiner Eltern, die ihm zu schaffen machten. Mehreren Menschen, denen er auf der Reise begegnet, wie dem frühreifen Aussteigermädchen (Kristen Stewart), das sich in ihn verliebt und deren „unmoralisches Angebot“ er ablehnt, treibt Christopher beim Abschied Tränen in die Augen. Sie wissen, dass er mit seiner Reise nach Alaska eine Mission verfolgt, die höher ist als das, was menschliche Beziehungen ihm bieten könnten. „Bist du Jesus?“ wird er von dem einsamen Witwer (Hal Halbrook), den er in der Wüste Kaliforniens trifft, gefragt. Und tatsächlich lassen sich bei genauem Hinsehen Parallelen entdecken. Begegnung und Trennung haben bei ihm Konstruktives und selbst die verstrittenen Eltern rücken in Sorge um ihren Sohn wieder zusammen.

Sean Penn’s Film, der in den USA bereits äussert erfolgreich war und zahlreiche Preise einheimste, beeindruckt vor allem durch die idealistische und kompromisslose Geisteshaltung Christophers. Eine Rolle, die von Emile Hirsch exzellent gespielt wird. „Into the Wild“ ist eine Ode des Postmaterialismus, die Sean Penn trotz teilweise holprigem Rhythmus und Überlänge, exzellent in Szene zu setzen weiss. Der Film regt nicht nur zum Denken an und ist auf diese Generation zugeschnitten (und sollte dieser gefallen), er fasziniert auch durch fantastische Naturaufnahmen und mehrfach ausgezeichnetem Soundtrack. Ohne Zweifel eines der Kinohighlights dieses neuen Jahres.

  • Bewertung: 5 von 5
  • Originaltitel: Into the Wild
  • Land: U.S.A.
  • Genre: Abenteuer/Biographie/Drama
  • Dauer: 140 Minuten
  • Regisseur: Sean Penn
  • Darsteller: Emile Hirsch, Kristen Stewart, William Hurt u. a.
  • Filmmusik: Eddie Vedder u.a.
  • Verleih: Pathé/(Paramount Vantage)
  • Kinostart: läuft ab 31. Januar im Lunchkino! Offizieller Start 7.2.2008
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