DVD der Woche: Shoot'em up
Christina Ruloff - Mit Kind, Karotte und Kanone: Clive Owen ballert sich in Shoot’em up durch ein amüsantes und cool inszeniertes B-Movie, das sich formal und inhaltlich genüsslich auf der anderen Seite des guten Geschmacks positioniert. Ein Killer hat an und für sich keine gesellschaftliche V...
Ein Killer hat an und für sich keine gesellschaftliche Verantwortung. Als ein paar bewaffnete Gorillas eine hochschwangere Frau durch die Strassen jagen, ist das sogar für „Mr. Smith“ – Karotten futternd auf den Bus wartend – zu viel. Smith geht der Sache nach, tötet die immer neu auftauchenden mit High-Tech ausgestatteten Killer im Akkord und betätigt sich währenddessen verdienstvollerweise als Geburtshelfer. Mama hat den blutrünstigen Zwischenfall aber nicht überlebt; so muss sich Smith des Kindes annehmen und schleppt es zu einer befreundeten Prostituierten. Die Killerbande um den hochsensiblen Familienvater Hertz lässt aber nicht locker, so dass Smith noch einige Mal zu Karotte und Kanone greifen muss...
Nicht ohne meinen Säugling! Clive Owen übt sich in Kinderliebe.
Da sagt man immer Männer hätten keinen Mutterinstinkt! In den USA hat die Kombination von Gewalt und Kleinkind eine derartige Entrüstung ausgelöst, dass Shoot’em up (auch hierzulande) keine Jugendfreigabe erhalten hat. Dabei ist Shoot’em up nur ein kurzweiliges Actionspektakel, das originell und choreographisch interessant inszeniert ist. Um eine irrsinnige Story (die zu allem Überfluss auch noch predigt, dass Waffen gefährlich sind!) gruppieren sich fantasievolle Sequenzen, die den wortkargen Killer Clive Owen beim Ermorden, Erschiessen und Totschlagen von fiesen Babymördern in allem Lebenslagen zeigen.
Coolio versus Muttersöhnchen: Wer behält den letzten Schuss?
Michael Davis (sein letzter Film trägt den illusteren Titel Monster Man) hat seiner mörderischen Fantasie freien Lauf gelassen und die wahnwitzigen Actionszenen von Hand als Storyboard gezeichnet, gescannt und mittels Imovie in einen Animationsfilm (der als Extra auf der DVD ist!) verwandelt... und damit die Studiobosse überzeugt. Was seinen Streifen von denen des grossen aber oftmals bierernsten Vorbilds John Woo erfrischend abhebt, ist die Selbstironie und Absurdität, vor der der Film nur so strotzt; „unartige“ Verkehrsteilnehmer und pädagogisch überforderte Mütter kriegen ihre Lektion verpasst, Owen bastelt in bester MacGyver Manier an Waffen herum und übt sich in männlicher Coolness, während Paul Giamatti, sein Kontrahent, ständig die nörgelnde Ehefrau am Handy zu beschwichtigen sucht. Natürlich schreckt Shoot’em up auch vor ein paar üblen Geschmacklosigkeiten (im Zusammenhang mit Monica Bellucci als heiliger Hure) nicht zurück, aber die gehören zu einem anständigen B-Movie, wie die heftige Heavy Metal Musik, die Owens Racheaktionen untermalen.
Zum Abschalten, gerade nach Prüfungen oder Stress, ist Shoot’em up ideal.
Bewertung: 3 von 5
Monica Bellucci und das Drehbuch strapazieren den guten Geschmack, zum Beispiel hier im Bordell.
- Titel: Shoot’em up
- Land: USA
- Dauer: 83 Minuten
- Regie: Michael Davis
- Darsteller: Clive Owen, Paul Giamatti, Monica Bellucci
- Specials: Michael Davis’ Animationen von besonders erinnerungswürdigen Actionszenen – mit Audiokommentar!
Ganz netter Streifen zum Abschalten...aber zur DVD-Regal Erweiterung geb ich mein Geld lieber anders aus.