Rap darf melancholisch sein!
students Redaktion - Rap darf Emotionen wecken und Rap darf auch etwas bewegen.Wenn man SEMANTIK zuhört, lässt einen das Gefühl nicht los, dass es nicht nur darf, sondern manchmal sogar so sein muss. Ja, dass es zeitlose, echte Rapmusik geben muss, welche die Fahne einer Kultur hochhält, die sich...
Wenn man SEMANTIK zuhört, lässt einen das Gefühl nicht los, dass es nicht nur darf, sondern manchmal sogar so sein muss. Ja, dass es zeitlose, echte Rapmusik geben muss, welche die Fahne einer Kultur hochhält, die sich schon immer zwischen den beiden Extremen der völligen Hoffnungslosigkeit und dem exzessiven Feiern und Party machen bewegt hat. Oder wie SEMANTIK selber sagt: „Nach dunklen Bildern folgt der wahre Blues und dann das Savoir Vivre.“ Und genau dort, bei der Essenz des Raps, setzt der 31 jährige Stadtzürcher an.
Seit über zehn Jahren ist er in diesem Rap-Game präsent, das sich in eben dieser Zeit so grundlegend verändert hat, dass sich viele damit nicht mehr identifizieren können. Eine Konstante jedoch war immer da: SEMANTIK. Kontinuierlich hat er an sich gearbeitet, ohne sich zu verstellen, ohne mit dieser Rapmusik zu brechen, die seit jeher sein Leben bestimmt. Und so sind nicht nur seine GTA Mixtapes so etwas wie eine Schweizer Rap-Rarität, sondern das Broken Mental Member verkörpert vielleicht auch die „Old School“ Werte einer Szene, die leider viel an Identität verloren hat. Genau so fühlt und hört sich der neuste Streich von SEMANTIK an, dessen Name für das Teilgebiet der Linguistik steht, welches sich mit der Bedeutung sprachlicher Zeichen befasst.
„Molotow“ ist kein Rap-Neuanfang, ist nicht auf den Auto-Tune Zug aus Übersee aufgesprungen und auch die Beats sind nicht von der neuen Black Eyed Peas Scheibe inspiriert. „Das Album ist straight Rap und wenn du HipHop nicht magst, wirst du das Album auch nicht verstehen!“, gibt der Rapper, welcher sich auch ausser kantonaler Beliebtheit erfreuen darf, ohne Umschweife zu. Vielleicht kommen die Songs genau deshalb mit so viel Sprengkraft daher. Vielleicht ist es das Geheimrezept, warum schon beim ersten Track „Engel vo Züri“ eine atmosphärische Dichte entsteht, dass man sich sofort in düsteren Bildern verliert und einen das Kopfkino nicht mehr loslässt. SEMANTIK führt uns durch die dunklen Gassen und die unerzählten Geschichten von Zürich, ohne jemals einer Pseudo-Ghettoromantik zu verfallen. Es gibt keine Gäste auf dem Album – Zwischenrufe würden da nur stören.
TZA (Gleiszwei), SAD, RYO und RIPA haben den Soundtrack zur Story geliefert; bisweilen dringlich, manchmal fordernd und dann wieder entspannend. Mit genug Pathos angereichert, dass man sich die Songs immer wieder anhören möchte. Und schlussendlich gibt man SEMANTIK recht: das Album ist ein Cocktail geworden, der mehr zu einer Strassenschlacht als an eine Party passt. „Molotow“ ist der Rapshit, den wir so lange vermisst haben!