Interview mit Michael Sele (The Beauty of Gemina): „Meine Texte funktionieren eher im lyrischen Kontext.“
Patrick Holenstein - Der erste Hitzetag des Jahres. Sowohl Michael Sele als auch wir von students waren dankbar für das Schattenplätzchen, das wir für das Interview nutzen konnten. Michael fühlte sich im Schatten offensichtlich wohl und erzählte von der neuen CD, At the End of the Sea, erklärte...
Welche Bedeutung hat Gemina?
Gemina ist der Name einer Frau, nämlich der Muse des Philosophen Plotin. Mich hat der Name gereizt und in meiner Vorstellungskraft musste diese Frau wunderschön gewesen sein, weil sie ja die Muse dieses Philosophen war. Das ist der Hintergrund, es hat also nichts mit dem Sternzeichen Zwilling, dem Gemini, zu tun.
Ihr habt kürzlich im X-Tra die neue CD, At the End of the Sea, getauft. Wie war es?
Wir haben ja zwei Sachen gemacht. Zuerst haben wir im X-Tra eine Art Akustik-Show mit Plattentaufe gespielt. Das war für uns eine sehr spannende Erfahrung, weil wir die neuen Songs noch nie akustisch präsentiert hatten. Einen guten Monat später haben wir ein Konzert gegeben und sind wieder auf der Rock-Schiene gefahren. Wir hatten sehr viele Leute und begeisterte Reaktionen. Deshalb sind wir schon sehr zufrieden, aber auch erleichtert, da eine neue Platte immer auch mit einer gewissen Erwartungshaltung verbunden ist.
Wenn du zurückblickst, wie beurteilst du die Entwicklung, die ihr vom ersten bis zum aktuellen Album gemacht habt?
Wir haben in relativ kurzen Abständen drei Alben veröffentlich, alle eineinhalb Jahre eins. Schon mit der ersten Platte haben wir ziemlich viel Aufmerksamkeit bekommen, vor allem auch im Ausland. Damals haben wir in vielen Ländern wie Deutschland, England oder Holland Konzerte gespielt. Dann kam das zweite Album. Dieses haben wir etwas weniger live präsentiert, weil ich schon an der Arbeit zum dritten Album war. Jetzt trat das Elektronische vermehrt in den Hintergrund, dafür bekamen Gitarren und organische Klänge wieder mehr Gewicht in der gesamten Produktion. Für mich ist es schon eine Art Trilogie, in der das jüngste Album neue musikalische Facetten öffnet.
Was bekommt ihr von den Hörern für Reaktionen?
Die Kritiken sind sehr gut. Da das Album aber erst seit zwei Monaten auf dem Markt ist, haben wir erst wenige Konzerte gespielt. Jetzt startet aber die Festivalsaison und wir werden an einigen Open Airs spielen - auch international. Aber bis jetzt sind die Reaktionen gut. Die Entwicklung der Band wurde sehr positiv aufgenommen, was nicht selbstverständlich ist. Das Verändern des Stils ist oft eine Gratwanderung, man muss entscheiden, wie sehr man sich wandeln möchte und wie sehr man an Bewährtem festhält. Für mich persönlich ist es wichtig, immer einen Schritt vorauszudenken. Ich bin aber froh, dass das Album als Ganzes so gute Resonanz bekommt, gerade von den Fans.
In deinen Texten geht es um schwere Themen wie Selbstmord oder Depression. Hast du Angst, dass die Texte falsch verstanden werden könnten?
Ich versuche in den Texten nicht zu plakativ und konkret zu werden, es funktioniert schon eher im lyrischen Kontext. Ich versuche jeweils auch mit Bildern zu arbeiten, die sich interpretieren lassen. Deswegen mache ich mir da weniger Gedanken, auch weil ich hinter den Inhalten, die ich thematisiere, stehen kann. Natürlich geschieht dies immer im Rahmen eines Songs. Es wäre etwas völlig anders, wenn ich plötzlich politische Statements machen würde, dann wäre die Gewichtung ganz anders.
Du hast bei Nuuk, deiner vorherigen Band, nicht gesungen. War es eine bewusste Entscheidung, bei The Beauty of Gemina zu singen?
Ja, die Entscheidung war bewusst. Ich habe zwar bei Nuuk nicht gesungen, aber zuvor habe ich schon Sachen gemacht, bei denen ich stimmliche Parts übernommen habe. Ich wollte bei The Beauty of Gemina das Bedürfnis ausleben, die Geschichten, die ich im Kopf hatte, selber zu erzählen und da hast du als Sänger die beste Möglichkeit, direkt mit dem Publikum zu kommunizieren. Das hat sich bis jetzt gut bewährt.
Deine Stimme erinnert etwas an Morrissey, dem ehemaligen Sänger von The Smith. Wo siehst du deine musikalischen Einflüsse?
Gute Frage, ich war eigentlich immer offen und höre sehr breit Musik. Es gibt nicht einen Künstler oder eine Band, die ich als Vorbild sehen würde. Ich habe einen sehr weiten musikalischen Background, der auch in die Klassik führt, mit der ich mich sehr intensiv auseinandergesetzt habe. Ich höre aber auch Industrial oder elektronische Sachen. Das Schöne an The Beauty of Gemina ist ja, dass ich aus allen Bereichen gewisse musikalische Teile einbauen kann. Ich glaube, das macht das Unverkennbare im Sound der Band aus. Aber ich lasse mich da nicht einschränken. Natürlich habe ich Vorlieben, ich mag gewisse Harmonien oder arbeite gerne mit repetitiven Elementen, das ist etwas Typisches in unserer Musik.
Was bedeutet Musik für dich?
Es ist natürlich ein ganz grosser Teil meines Lebens. In meiner Jugend habe ich sehr viel Zeit mit Musik verbracht, indem ich angefangen habe, Instrumente spielen zu lernen. Erst Gitarre, dann Klavier und dann habe ich begonnen, mich mit Kirchenorgeln zu beschäftigen. Als Hörer, aber auch als kreativer Menschen, beschäftigt mich Musik schon sehr lange und sie hat einen starken Einfluss auf mein tägliches Leben. Das bedeutet natürlich auch Verzicht, mir bleibt dadurch weniger Zeit für andere Dinge, weil die Musik viele meiner Ressourcen nimmt.
Ich danke dir für das Interview und dass du dir die Zeit genommen hast. Viel Erfolg mit dem Album und für die Konzerte.
The Beauty of Gemina spielen am Samstag am Greenfield. Das Konzert findet von 12:00Uhr – 12:30Uhr statt. DRS 3 überträgt das Konzert am Abend ab 20:00 Uhr!!!
The Beauty of Gemina live:
- 12.06. Greenfieldfestival, Interlaken
- 30.07. Bolkow (PL), Castle Party Festival
- 13. -15.08. Utrecht (NL), Summer Darkness Festival
- 03.09. Flums, Eine Nacht im Bergwerk Festival
Die aktuelle CD, At The End Of The Sea, ist im Handel erhältlich. Students verlost drei signierte Exemplare.
Wer mehr über The Beauty of Gemina erfahren möchte, klickt HIER.