no. 7 - big apples from the Big Apple
Eine Variante für den anderen Weg bieten beispielsweise Hausshows. Eine kreative Tradition, die in Amerika sehr beliebt ist und sich mittlerweile in der internationalen unabhängigen Musikwelt verbreitet. Man (meist 18- bis 40-jährig jung) bringt sein eigenes Bier mit, geht zu Freunden (oder mehr Freundes Freundes Freundes Freunde...) nach Hause und verbringt den Abend anstatt party-feiernd den auftretenden Künstlern zuhörend. Nun gibt es wie in jeder anderen Branche solche Hausshows und andere Hausshows. Es gibt solche, bei denen man wie bei den Hollywoodstreifen massloses Trinken und Rumknutschen beobachten kann – da spielen meist die hippen Indie-Rock-Bands, die bereits einiges an weiblicher Fangemeinde als Publikum mitbringen. Yep, Sex, Drugs and Rock’n’Roll – wortwörtlich. Da gibt es noch andere, wo Hausshows sogar wie normale, öffentliche Auftritte betrieben werden: Promomaschine läuft trotz oder grad wegen der Marke Indie-Musik der Künstler, Eintritte werden verlangt, Drinks und andere Konsumgüter werden verkauft... Natürlich finden Hausshows nicht nur in Häusern statt, manchmal wird auch schon mal auf Dächern, in Metros oder auf Grossflächen von Parks versammelt. Eben, Hauptsache, man wird wahrgenommen.
Doch dann gibt es noch eine ganz andere Sorte von Hausshows wie diese hier, bei der ich glücklicherweise mitwirken durfte, die mehr an europäische Salonkonzerte aus dem 18./19. Jahrhundert erinnern. Akustisch, schlicht, gemütlich; nicht die Künstler, sondern die Musik an sich ist Hauptact des Abends. Es versammeln sich dabei nicht nur Musiker aus einem bestimmten Genre, sondern eher gleichgesinnte Menschen, die auf unterschiedlichsten Wegen ihre Ausdrucksform zu finden versuchen. Musikalisch von Oper über Folk bis Free Jazz, literarisch von Poesie à la Shakespeare bis berühmte Zeilen aus South Park oder Simpsons – die Darbietungen können unterschiedlicher nicht mehr sein bei einer limitierten Anzahl von 10 Auftretenden an einem Abend, die jeweils 15 Minuten zu spielen haben.
Nun, zurück zu der Frage, was bringt diese andere Variante? Aus der ökonomischen Sicht gesehen natürlich nicht viel. Die Künstler verdienen nicht; Musik wird allgemein nicht materialisiert, sondern ohne Handelsbeziehungen weiterverbreitet; einzig das Publikum kommt natürlich genüsslich auf seine Kosten. Aber aus der kreativen Seite sieht es ganz anders aus. Es findet ein zwangsloser künstlerischer Austausch statt; man vergisst für einen Abend lang die industrielle Seite dieses Berufs und konzentriert sich auf die eigentliche Sache, weswegen man sich ursprünglich dafür entschieden hat: Musik als Grund, Zweck, Mittelpunkt, und Brücke zu anderen Menschen, Werkzeug zu echten Verbindungen.
big apples from the Big Apple Reihe: Übersicht
Meng Tian im Web: Meng-tian.com
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