Moon
Christina Ruloff - Wenn man nachts im Bett noch immer mit fasziniertem Schaudern an einen Film zurückdenkt, hat der Film einiges richtig gemacht. Moon steht in der Tradition der klassischen Science-Fiction Filme, ohne lediglich zu kopieren und zu imitieren – er stellt die alte Frage „Was ist e...
In der Zukunft werden wir unsere Energieprobleme gelöst haben, weil man Energie vom Mond gewinnen kann. Leider muss ein armer Teufel die vollgeladenen Energiekapseln durch leere ersetzen und zur Erde schicken. Sam hat diesen geistesschwachen Job bald drei Jahre erledigt kann dann endlich nach Hause, zurück zu seiner Frau und seiner kleinen Tochter. Plötzlich beginnen sich seltsame Vorfälle zu häufen, er halluziniert, hat Kopfschmerzen und draussen im All einen Unfall. Unversehrt findet er sich auf der Krankenbahre wieder und erinnert sich an nichts mehr – fast nichts.
Science-Fiction Fans ahnen bereits dass der brandneue Sam nicht der verletzte ist, der noch immer im Weltall seiner Rettung harrt. Es ist sein Klon. Sam ist kein Individuum, kein Mensch, sondern nur ein künstliches Wesen mit einer Verfallszeit von drei Jahren. Die Frau und das kleine Mädchen sind nichts als implantierte Erinnerungen, die ihn während dieser Sisyphusarbeit bei Stange halten sollen. Das Spiel mit der Hoffnung wird auch mit Klonen getrieben. Wenn sich die angebliche Vertragszeit von drei Jahren sich dem Ende zuneigt, stirbt Sam an hässlichen Verfallserscheinungen und wird durch einen neuen, pudelmunteren Sam ersetzt, der wieder dem Ende seines Kontrakts entgegenhofft, um endlich nach Hause zu können.
Der Regisseur Duncan Jones probt nun aber den Aufstand der versklavten Klone und suggeriert damit wie Philip K. Dick (der die Vorlage zum Blade Runner und andere Science-Fiction Romane geschrieben hat), dass Klone keine Roboter sind, sondern Menschen – mit Hoffnungen, Ängsten, Wünschen, mit Schmerzen. Man kann sie wie „normale“ Menschen manipulieren, mit ihnen spielen, sie ausbeuten. Doch sie leiden und sie reagieren individuell. Als Sam realisiert, nicht der einzige Sam zu sein, ist er schockiert, verletzt, wütend und vor allem fassungslos. Was ist er denn wert? Wer ist er überhaupt? Ist er denn wirklich? Was macht ihn aus? Irgendwann stöhnt Sam verheult, er wolle nach Hause. Doch es gibt kein Zuhause.
Duncan Jones inszeniert das Drama mit einem grossartigen Sam Rockwell als Sam und Kevin Spaceys Stimme (für den hilfsbereiten Roboter) auf minimalistische Weise. Die Reduktion aufs Wesentliche (in Sachen Story, Setting, Effekte und Charaktere) sorgt dafür, dass das menschliche Drama nicht im Brimborium untergeht. Am Ende könnten wir alle Sam sein – ohne es zu wissen und ohne es je zu erfahren.
Bewertung: 5 von 5
- Titel: Moon
- Reige: Duncan Jones
- Darsteller: Sam Rockwell
- Verleih: Xenix Filmdistribution
- Release: 22. Juli 2010
Einziger Kritikpunkt:
Manchmal wurde beim Drehbuch nicht zu Ende gedacht: Einige Beispiele: Wieso hilft Gerty - der Roboter - Sam? Wieso kann Gerty dann doch mit der Erde kommunizieren, obwohl da diese Störsender sind?
Gerade bei Filmen, in denen es um ein künstliches Konstrukt geht mit Klonen und Technologie, finde ich, ist es wichtig, dass keine Logik-Fragen entstehen. Die gab es hier zuhauf.