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25. Juni 2010, 10:15 Kultur

David Nicholls @ Kaufleuten (Review)

Christina Ruloff - Bei einer Frage („Wie halten Sie es mit der Ehe?“) erlaubte sich David Nicholls sogar die Frage, ob es erlaubt sei, nicht zu antworten. Das Publikum klatschte und johlte, denn bis zu diesem Moment war Nicholls der perfekte Gast gewesen – charmant, witzig, selbstironisch mit...

Bei einer Frage („Wie halten Sie es mit der Ehe?“) erlaubte sich David Nicholls sogar die Frage, ob es erlaubt sei, nicht zu antworten. Das Publikum klatschte und johlte, denn bis zu diesem Moment war Nicholls der perfekte Gast gewesen – charmant, witzig, selbstironisch mit einem wunderbar britischen Englisch und vor allem aufrichtig. Und dass er über etwas dermassen Persönliches wie seine Sicht über die Ehe nicht Auskunft gegeben wollte – insbesondere wenn seine Lebenspartnerin im Publikum hockt – kann man nur nachvollziehen.

Wer Nicholls zugehört und seinen neusten Bestseller Zwei an einem Tag wirklich gelesen hatte, der musste langsam wissen, wie der Autor tickt. Seine drei Lebensstationen (Studium an einer Provinzuniversität, erfolglose Arbeit als Schauspieler, Rückblick aufs Leben als Mitvierziger) hat er in drei Bücher verarbeitet – und wartet nun hoffnungsvoll, dass ihm wieder etwas passiert, damit er endlich wieder eine Idee hat und arbeiten kann. Und auch wenn David Nicholls erklärte, dass seine Bücher nicht autobiographisch seien, gab er natürlich zu – wie alle guten Autoren – aus den eigenen Erfahrungen zu speisen. Entsprechend sind ihm die Heldin Emma und der „grauenvolle“ Ian weit näher, als der coole, versnobbte und versoffene Frauenheld Dexter. Entsprechend sind seine Helden nicht (pop)kulturbeflissene Aufschneider (wie bei dem grossen Nick Hornby, mit dem **Nicholls* immer wieder und zu unrecht verglichen wird), ist Nicholls doch selber kein grosser Leser oder Musikhörer. (Seine Lieblingsautoren sind Charles Dickens, Scott Fitzgerald und Thomas Hardy, die Lieblingsfilmemacher Woody Allen und Billy Wilder – aber irgendein Einfluss dieser Autoren(filmer) ist nicht spürbar). Und schliesslich haben auch seine Figuren ihr Ziel eher auf Umwegen und dank Zufällen gefunden, ganz wie der Autor. Ein guter Freund und Theaterregisseur hat ihn zum Schreiben eines Drehbuchs angehalten. Und weiterer Freund hat ihn zum Schreiben ermutigt, weil ihm Nicholls’ humorvolle und unterhaltsame Briefe immer so gut gefallen haben. Und eine hervorragende Freundin hat ohne Nicholls’ Wissen einfach die ersten beiden Kapitel seiner Erstlings einem Literaturagenten geschickt... und so ist David Nicholls zum Bestsellerautor, Drehbuchautor und zu einem sehr zufriedenen Menschen geworden.

Gelesen hat er gestern Abend natürlich auch und bezeichnenderweise aus den ersten (und besten) Kapiteln seines Werkes. Emma und Dexter verbringen da die Nacht nach ihrem Universitätsabschluss gemeinsam und reden über die glorreiche Zukunft. Dexter will reich, womöglich berühmt und möglichst bourgeoise werden. Emma möchte die Welt verändern, wenigstens im kleinen Rahmen. Von dem noch leeren Leben, das vor ihnen liegt, fühlen sich beide ziemlich überfordert. Natürlich haben sich beide Charaktere ganz anders entwickelt, als angenommen. Aber das macht – nach David Nicholls - das Leben erst interessant.

Die Frage einer empörten Leserin nach dem Ende des Buches (das hier natürlich nicht verraten wird!) wurde leider auch nicht beantwortet. Man hätte gerne gewusst, warum der Autor zu diesem tatsächlich billigen Trick gegriffen hat. Das ist nämlich der einzige Fehler an dem sonst rundum empfehlenswerten Buch!

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