Die Verwandlung des Devendra Banhart
Patrick Holenstein - Nach einem harzigen und langatmigen Anfang gelang es Devendra Banhart schlussendlich doch noch, sich zu finden und das Konzert zu einem packenden Abschluss zu bringen. Der amerikanische Folkbarde begeisterte letztendlich das Publikum im Kaufleuten.Umringt von einem sehr gemischte...
Umringt von einem sehr gemischten Völkchen - vom Zöpfe tragenden Mit-Vierziger, über neugierige Spontanbesucher, bis zu Musikbegeisterten war alles dabei - stellte ich mir Anfangs die Frage: „Wo führt das hin?“ Banhart wirkte abwesend. Die Musik klang seltsam blutleer, so als ob gewisse Substanzen sein Bewusstsein etwas zu sehr verändert hätten, sodass das Geschehen auf der Bühne einen etwas obskuren Touch bekam. Wobei das keine Unterstellung sein soll, denn nach einer handvoll Songs war der Sänger plötzlich wie ausgewechselt.
Devendra gönnte seiner Band eine Pause und verwöhnte das Publikum mit einer akustischen Soloeinlage. Little Yellow Spider änderte auf einen Schlag alles. Plötzlich war Devendra wie verwandelt, schien wieder klar und bei sich zu sein und setzte mit der verspielten Klavierballade einen ersten Glanzpunkt. Ab jetzt war das Set berauschend. Devendra und die Band trieben sich gegenseitig an, wechselten sich mit dem Gesang ab und machten mit herrlich verschrobenen Songs deutlich, wieso das Etikett „Neo-Hippie“ zurecht an Banhart klebt.
Zwei Covers zu spielen, liess er sich nicht nehmen, zwei fremde Stücke, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Tell it to my Heart von Taylor Dayne und You can’t put your Arms around a Memory von Punklegende und Ex-New-York-Dolls-Gitarrist Johnny Thunders. Schönes, gelungenes und sehr überraschendes Tribut an zwei von Devendras Helden, gleichzeitig aber auch etwas zusätzlicher Schwung im Konzert, denn inzwischen war das Publikum gelöst und feierte den Texaner. Als dann mit der Hmyne Sea Horse das Konzert ein weiters Mal kippte, war die Stimmung im sonst schon heissen Kaufleuten bereits am Sieden.
Mit dem finalen Bad in den Annalen der Rockgeschichte der 70er bewies Devendra Banhart, dass er sich auch in diesem Metier sicher bewegt. Während der letzten Viertelstunde des Gigs suhlten sich die fünf Musiker förmlich in ekstatischen Soli, verzerrten Gitarren sowie hypnotischen Riffs und zitierten die halbe Rockgeschichte. Im Prinzip offenbarte Banhart seine eigenen Vorlieben, zu denen deutlich hörbar Namen wie The Who, Led Zeppelin und Black Sabbath zählen. Mit den düsteren, bluesigen und treibenden Zugaben Rats und I just feel like a Child legte Devendra Banhart schliesslich den versöhnlichen Abschluss eines schwach gestarteten Konzerts, das immer besser wurde, auf die Bretter.
Pic im Text von Jessica Bardosh
"Suboptimal" ist als Bezeichnung für die Vorband sehr nett gesagt.