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22. August 2010, 00:00 Politik

EU-Beitritt: Schweiz würde zur Milchkuh Europas

Christian Wasserfallen - Endlich soll die Schweiz als EU-Mitglied mitbestimmen können. Doch dieses Argument der Beitrittsbefürworter ist einfach zu zerpflücken. Es ist vor allem in den Kontext zu stellen, wie viele Errungenschaften die Schweiz dafür preisgeben müsste. Das würde letztlich der schwe...

Endlich soll die Schweiz als EU-Mitglied mitbestimmen können. Doch dieses Argument der Beitrittsbefürworter ist einfach zu zerpflücken. Es ist vor allem in den Kontext zu stellen, wie viele Errungenschaften die Schweiz dafür preisgeben müsste. Das würde letztlich der schwerfälligen und bürokratischen EU selber überhaupt nichts nützen. Da in den EU-Gremien die Vertretung nach Bevölkerungszahl gewichtet wird, stünden uns in etwa folgende dürftige Beteiligungen zu: Im EU-Ministerrat, wo die Regierungen der Mitgliedsstaaten repräsentiert sind, und im Rat der Europäischen Union, bestehend aus den Staats- und Regierungschefs, bekäme die Schweiz jeweils etwa 2.9% der Sitze. Weitaus düsterer sähe es im EU-Parlament aus, wo unsere Parlamentarier in Fraktionen von grün bis konservativ sitzen würden. Mit 2.1% Anteil hätte die Schweiz hier gar nichts zu sagen. Anders gesagt tummelten sich im 750 köpfigen EU-Parlament gerade mal 16 Schweizer – vernachlässigbar.

Der nur geringen Mitbestimmung in den EU-Institutionen steht ein herber Verlust vieler Schweizer und freisinniger Errungenschaften entgegen: Mit einem Beitritt nach dem Lissaboner-Vertrag würde der Schweizer Franken sicher verschwinden. Der Finanzplatz würde zusammenbrechen und unseren Wohlstand massiv nach unten reissen. In künftigen Krisen wäre es der Schweiz nicht mehr möglich, stabil zu bleiben und mit dem Franken den Euro zu stützen, wie sie es in der jüngsten Krise getan hat.

Europaweit will die Schweiz die tiefste Mehrwertsteuer von vielleicht 6% einrichten um das Preisniveau tiefzuhalten und für Unternehmen attraktiv bleiben zu können. Als EU-Mitglied müsste der MWST-Satz jedoch auf zirka 15% mehr als verdoppelt werden.

Seit dem Vertrag von Lissabon besitzt die EU neu eine eigene Rechtspersönlichkeit und sogar eine gemeinsame verbindliche Sicherheits- und Aussenpolitik. Unter diesen Umständen wäre die Neutralität faktisch verloren. Die EU fordert von der Schweiz ausserdem den automatischen Nachvollzug von EU-Recht. Für ein Land, wo alles vom Stimmvolk entschieden wird ist das schlicht undenkbar. Die schweizerische Demokratie, ein viel beneidetes Prunkstück innerhalb Europas, ginge verloren.

Nicht zuletzt würde die Schweiz in der EU ein grosser Beitragszahler und deshalb zur Milchkuh Europas. Dank unserer Schuldenbremse konnte die Schweiz als fast einziges Land im Krisenjahr 2009 einen positiven Rechnungsabschluss präsentieren, ein Umstand wo die Eidgenossenschaft Massstäbe setzte.

Den erfolgreichen bilateralen Weg zu verlassen wäre folglich eine absolute Todsünde. Es ist, wie oben geschildert, nicht die Frage, was die EU der Schweiz bieten kann sondern vielmehr, was die Schweiz der EU bieten kann. Die Schweiz ist ein Leuchtturm für die EU. Und damit dieser weiterhin der EU den Weg weist, ist er nicht mit einem Beitritt zur EU zu versenken.

Christian Wasserfallen (1981), Berner Nationalrat, jüngstes Fraktionsmitglied der FDP.Die Liberalen, Dipl. Masch.-Ing. FH, arbeitet im Bereich mechatronischer Systeme an der Berner Fachhochschule mit der Wirtschaft zusammen.

www.cewe.ch

Kommentare
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teilzeit 31.08.2010 um 12:22
Demokratie funktioniert nur wenn alle mitreden können, wie solle man mitreden wenn man ausgeschlossen ist. Die Wirtschaft ist längst global und gibt den Ton an, ihr kann nur auf gleicher (globaler) Eben Grenzen gesetzt werden. Aber die Demokratie ist immer noch auch nationale Grenzen beschränkt. Vor wem oder was hast du Angst? Die Zeit ist gekommen wo wir nicht mehr länger jeder seine eigenen Brötchen backen kann. Du hast Angst, dass wir zu wenig zu sagen hätten, lieber wenig als nichts! Den die Schweiz ist schlicht zu klein, um alleine bestehen zu können wir sind auf unsere Nachbarn angewiesen.