Politkolumne: Jonas Landolt, Junge Grüne
students Redaktion - Da ich an dieser Stelle zum ersten Mal schreibe, möchte ich vor dem inhaltlichen Teil kurz etwas zu mir schreiben, damit man weiss, wer sich hinter dem Schreibenden verbirgt. Zuerst aber noch ein herzliches Dankeschön an Nesa Zimmermann, welche vor mir diese Kolumne für die Ju...
Ich bin in Zürich-Höngg aufgewachsen und habe vor einem Jahr mit der Matur meine Gymnasialzeit erfolgreich abgeschlossen. Seit März 2010 habe ich unter anderem Zivildienst im Naturschutzzentrum Neeracherried geleistet. Nun stehe ich eine Woche vor dem Beginn des Studiums der Umweltnaturwissenschaften an der ETH Zürich.
So das reicht über mich, schliesslich handelt es sich hierbei um eine Politkolumne und nicht um eine Autobiografie, weshalb ich nun zu einem aktuellen und leider für mich unverständlichen Entscheid des Ständerats kommen möchte. Dieser hat am Montag 13. September die Initiative „Für den Schutz vor Waffengewalt“ mit 27 zu 15 Stimmen zur Ablehnung empfohlen. Leider war dieser Entscheid mit der bürgerlichen Mehrheit im Ständerat zu erwarten.
Was will die Initiative „Für den Schutz vor Waffengewalt“? Eines der wichtigsten Argumente aus meiner Sicht ist, dass die Militärwaffe aus Schränken, Kellern und Estrichen entfernt wird. Dass ein Sturmgewehr zu Hause ein Risikofaktor darstellt, ist wohl unbestritten. Nutzen tut es dort rein gar nichts. Wenn ich jeweils an den Bahnhöfen die Soldaten mit ihren Sturmgewehren sehe, frage ich mich schon, wo wir hier eigentlich leben und habe dabei wohl nicht zu Unrecht ein etwas mulmiges Gefühl.
Wieso kam man überhaupt auf die Idee, die Armeewaffe nach Hause mitzugeben? Nein, nicht um in Wildwestmanier Haus und Hof verteidigen zu können. Sie wurde mitgegeben, damit sich der Soldat im Ernstfall mit der Waffe durch Feindesland zum Truppensammelplatz durchkämpfen kann. Wer heute noch an solche Szenarien glaubt, ist wohl noch nicht wirklich im 21. Jahrhundert angekommen! Von gewissen bürgerlichen Parlamentariern wurde in der Session immer wieder argumentiert, dies sei ein Schritt zur Abschaffung der Armee. Nun ja, wer sagt, dass die Verschiebung des Sturmgewehrs vom Estrich ins Zeughaus der Abschaffung der Armee diene, sollte seine Glaubwürdigkeit nochmals hinterfragen!In Anlehnung an meinen Wohnort möchte ich an dieser Stelle nochmals daran erinnern, dass vor knapp drei Jahren auf dem Hönggerberg eine 16-Jährige von einem Rekruten mit dem Sturmgewehr erschossen wurde! Dies ist leider nur einer von vielen Fällen, bei dem es mit einer Armeewaffe zu einem Tötungsdelikt gekommen ist. Hinzu kommt das Drohpotenzial, dass von einer solchen Waffe ausgeht, wovon insbesondere Frauen betroffen sind. Tragische Fälle wie jener vom Hönggerberg liessen sich verhindern, indem die Armeewaffe im Zeughaus gelassen wird!
Es gibt aber noch andere gute Argumente für die Annahme der Initiative. So soll, wer Waffen besitzen, tragen und gebrauchen will, dafür den Bedarf nachweisen und die erforderlichen Fähigkeiten mitbringen. Die Waffen werden registriert, was die Verhütung und Verfolgung von Verbrechen verbessert. Dass solche Massnahmen angebracht sind, zeigt ein Blick auf die Todesursachenstatistik: Zwischen 1995 und 2007 sind pro Jahr durchschnittlich 390 Menschen durch Feuerwaffen zu Tode gekommen. Das sind mehr Feuerwaffen- als Verkehrstote. Im Jahr 2008 gab es 375 Verkehrstote, im vergangenen Jahr 348 – Via sicura lässt grüssen!Ich habe keine Illusionen und glaube, dass mit der Initiative nicht 400 Menschenleben pro Jahr gerettet werden können, aber ich bin davon überzeugt, dass der Schutz von Menschenleben eine der wichtigsten Aufgaben eines Staates ist.
Als Schlusswort möchte ich This Jenny, SVP Ständerat aus Glarus, zitieren, der im Ständerat für die Annahme der Initiative gesprochen hat:
„Dieser Initiative könnte man getrost zustimmen und das hat mit Armeeabschaffung rein gar nichts zu tun.“
Jonas Landolt ist Vorstandsmitglied der Jungen Grünen Schweiz und Präsident Junge Grüne Stadt Zürich.