Bobby
Bobby weckt in ihnen Hoffnung - zu ihm schauen alle auf.
Am 5. Juni 1968 verkündete Robert Francis „Bobby“ Kennedy seinen Sieg in der Primary-Wahl in Kalifornien. Kurz nach Mitternacht wurde der demokratische Präsidentschaftskandidat in der Küche des Hotel Ambassador, wo er seine Dankesrede gehalten hatte, erschossen. Der innig geliebte und gerade bei der schwarzen und hispanischen Bevölkerung extrem populäre Bruder von JFK stand im Amerika von 1968, einer enttäuschten, zerrissenen und entfremdeten Nation, für die Hoffnungen vieler. Er versprach den Rückzug aus Vietnam, Gleichberechtigung der Minderheiten – gerade nachdem Martin Luther King im April desselben Jahres ermordet worden war – und die Bekämpfung der so weit verbreiteten Armut.
reden über Rassismusk, Wut und Erfolg.
Bobby ist jedoch kein Dokumentarfilm über Robert Kennedy, sondern beschreibt das Leben von 22 fiktionalen Personen im Hotel Ambassador an dem Tag, an dem Bobby ermordet wurde. Es sind Menschen aus verschiedenen Klassen, Berufsgruppen und Rassen – ein Querschnitt durch die Gesellschaft:
Das ausnahmslos schwarze oder mexikanische Küchenpersonal wird von ihrem rassistischen Chef am Wählen gehindert („They're not gonna vote. Half of them are illegal, they CAN'T vote.“). José,der Küchenjunge, will ebeso wie der schwarze Küchenchef Edward etwas aus seinem Leben machen, und nicht wie sein Freund Miguel an Ressentiments zugrunde gehen.
Diane heiratet ihren Klassenkameraden William und zwar nicht aus Liebe, sondern damit er nicht nach Vietnam muss.
Die reichen New Yorker Jack und Samantha haben sich auseinander gelebt; doch irgendwie schaffen sie es, sich einen Ruck zu geben und über ihre Ängste und Entfremdung zu reden, was die Beziehung rettet.
) finden wieder zueinander... sie sehen dem Problem ins Auge.
Nicht alle Problempaare sind so gelungen, wie die obigen. Wenn Regisseur Emilio Estevez (The War at Home) krampfhaft versucht den Zeitgeist von 1968 mit LSD, Hippiekultur und Beachboys einzufangen, überflüssige Klischees bemüht (das alkoholkranke Starlet, den ehrgeizigen, schwarzen Jungpolitiker, die geduldige Coiffeuse) oder etwas gar wild Dokumaterial einspielt, dann wirkt das sehr bemüht; man spürt, wie sehr er alles richtig und es allen recht machen möchte. Das Radikale, das Politische, das er wiedererwecken möchte, fehlt leider fast ganz.
Dabei hält er der amerikanischen Gesellschaft wunderbar den Spiegel vor; die meisten Problempaare gibt es noch immer.
Wenn Martin Sheen und Helen Hunt zu sich selbst und wieder zusammen finden, ist das natürlich sehr amerikanisch, aber auch berührend. Beziehungen können gemeinsam gerettet, Probleme ausdiskutiert, Konflikte behoben werden. Nur scheint uns heute, 2007, der Wille zu fehlen, die gesellschaftlichen und privaten Probleme überhaupt erst wahrzunehmen. Denn so wenig sich die USA 1968 und die USA 2007 unterscheiden, so sehr ist der Zeitgeist ein anderer.
Und Estevez vermisst so bitter einen Retter, jemanden, der Leidenschaft weckt und das Volk aufzurütteln weiss: Einen Bobby Kennedy, der für die Menschen als Projektionsplattform für alles Gute, für Hoffnungen und Träume stand. Die Botschaft ist in diesem zum Teil hervorragenden, zum Teil wenig überzeugenden Film vorhanden, nur der Mut fehlt, sie laut herauszuschreien.
Bewertung: 3 von 5.
), damit er nicht nach Vietnam muss.
Originaltitel: Bobby
Land: USA
Genre: Drama
Dauer: 120 Minuten
Regie: Emilio Estevez
Darsteller: Anthony Hopkins, Sharon Stone, Elijah Wood, Demi Moore, Helen Hunt, William H. Macy, Laurence Fishburne, Heather Graham, Christian Slater, Martin Sheen, Harry Belafonte, Ashton Kutcher, Joshua Jackson
Verleih: Ascot-Elite
Kinostart: 15.3.2007