DVD der Woche: Aristocats
Christina Ruloff - Der letzte Klassiker unter der Ägide von Walt Disney ist ein kleines Zeichentrickjuwel. Kein Wunder handelt Aristocats doch von den Göttern unter den Tieren – den Katzen. Detailverliebt, voller „historischer“ Pariser Atmosphäre, mit wunderbar grotesken Einfällen und lie...
Erbschaften sind prinzipiell eine diffizile Angelegenheit, denn irgendjemand fühlt sich immer benachteiligt. Wenn die Beglückten jedoch Tiere sind, die das Geld weder annehmen noch mit beiden Pfoten ausgeben können, ist die Katastrophe vorprogrammiert. Madame, eine reiche Pariser Katzenliebhaberin, plant nun ihr gesamtes Vermögen ihren Liebsten zu vererben. Der treue Butler soll für die Katzen sorgen, und nach ihrem Ableben den Zaster erben. Weil der gierige Tollpatsch aber nicht warten kann, verschleppt er Duchess und ihre drei Kinder Marie, Berlioz und Toulouse aufs Land, auf dass diese auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Die sogenannten Aristocats können wohl glänzend Pianoforte spielen, malen und klassisch singen, doch für die raue Realität sind sie nicht gewappnet. Zum Glück kommt der Strassenkater Thomas O’Malley vorbei, rettet den Tag und bringt die Familie sicher nach Hause...
Thomas O'Malley: Why, your eyes are like sapphires sparkling so bright. They make the morning radiant and light.
Duchess: Oh, c'est tres jolie, monsieur. Very poetic. But it is not quite Shakespeare.
Thomas O'Malley: 'Course not. That's pure O'Malley, baby. Right off the cuff. Yeah. I got a million of 'em.
Wie sind die Disneyfilme früher liebevoll gemacht worden! Was haben sich die Macher nicht alles einfallen lassen! Und wie differenziert und humorvoll sind die Charaktere gezeichnet und gesprochen! Thomas O’Malley zum Beispiel ist ein liebenswürdiger Macho, der natürlich nie in Schwierigkeiten gerät und lieber im Fluss ersaufen würde, als eine Lady um Hilfe zu bitten. Zwei englisch Zwillingsgänse eilen dem Guten zu Hilfe und empören sich dann moralisch, als sie erfahren, dass Thomas nicht der Ehemann von Duchess ist: „ Obviously a philanderer who triffles with unsuspecting women's hearts!“ Das kleine Kätzchen Marie kriegt sich vor Bewunderung für den männlichen Helden kaum mehr ein und stöhnt ein „How romantic!“
So macht Jazz richtig Spass: "Everybody wants to be a cat!"
Am Schönsten – neben den musizierenden Katzen: Man muss früh mit Üben beginnen, weil es einigermassen komplex ist synchron mit allen vier Pfoten die Klaviertasten zu bedienen! – sind die Stimmen (unbedingt in der englischen Version schauen); jede Katze hat einen eigenen Akzent, ein persönliches Vokabular. Je besser eine Katze, umso amerikanischer spricht sie. Thomas zum Beispiel (gesprochen von göttlichen Phil Harris, der auch den Baloo im Dschungel - Buch und Little John in Robin Hood vertont) hat einen American Slang, der seinesgleichen sucht: Er nennt Duchess nur „Honey“, „Baby“ oder gar „Chick“! Die englischen Gänse hingegen sagen in jedem zweiten Satz „indeed“.
Aristocats gefällt durch eben solche Finessen und Spielereien. Der liebevoll gemachte Film überzeugt auf der ganzen Linie, gerade weil die Macher ganz offensichtlich Katzen lange beobachtet haben und lieben. Sie belassen die Katzen einigermassen „katzig“ und geben ihnen individuelle Katzen-Charaktere. Wer eine Katze besitzt, wird diese unweigerlich in der einen oder anderen Aristocat erkennen und diesen Film lieben!
Aristocats erscheint am 28. Februar auf DVD!
Alle Bilder © Disney