Kids in Glasshouses - Dirt
Patrick Holenstein - Keine zwei Jahre ist es her, seit Kids in Glasshouses mit dem Debüt, Smart Casual, einen Achtungserfolg in England landen konnten. Jetzt bestätigen sie die damaligen Lorbeeren mit dem zweiten Silberling, der auf den Namen Dirt hört. Wie heisst es so schön? Wer im Glashaus sit...
Wie heisst es so schön? Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Musikalisch gesehen denken diese Kids gar nicht daran, dieses Sprichwort für bare Münze zu nehmen. Im Gegenteil, sie hauen einen Alternative-Kracher nach dem andern raus, als ob sie im gläsernen Haus gefangen wären und nur durch das Zerschmettern dessen in die Freiheit gelangen könnten. Aber sie deswegen einfach in die Schublade mit dem Etikett „Alternativebands“ zu stecken würde den armen Kindern im Glashaus nicht gerecht. Dafür sind die Einflüsse zu vielfältig und zu clever eingesetzt. Immer wieder brechen melodiöse Gitarrenriffs aus oder erzeugen Kunstpausen Spannung, ja sogar elektronische Akzente sind gelegentlich zu hören. Undercover Lover driftet gar hart in Richtung Pop ab.
Pop trifft den Punkt vielleicht mehr, als es den Kids lieb ist. Maybe Tomorrow nämlich klingt teilweise wie Wham auf Speed und je länger die CD sich dreht, desto mehr offenbaren die Songs ihre wahren Einflüsse. The Morning Afterlife etwa könnte leicht auch von den Backstreet Boys sein. Will die Band damit zu ihren Guilty Pleasures stehen? Die schwülstigen Streicher im Song wollen jedenfalls so gar nicht zum Rest der Platte passen. Und doch unterstreicht paradoxerweise genau dieser eine, fremd wirkende Song den Eindruck, den die Band macht: Egal aus welcher Richtung die Ideen kommen, was gefällt wird benutzt. Doch genau so selbstironisch, wie das Quintett Boy-Band-Feeling erzeugt, so genüsslich zerschmettern es die Jungs noch im gleich Song auch schon wieder. Womit wir zurück bei fliegenden Steinen und Glashäusern wären.
Dirt ist eine so vergnügliche wie knackige Alternative-Rock-Post-Punk-Platte geworden, die über weite Strecken Spass macht und sich selbst vor Exkursionen in die Pop-Welt nicht scheut. Das könnte auch bei einem Club-Gig sehr gut funktionieren. Gelegenheit gäbe es im Oktober im Abart. Students verlost natürlich Tickets!
- Kids in Glasshouses
- Dirt
- Label: Roadrunner Records
- Ab sofort im Handel erhältlich
- Für Infos, checkt ihre Homepage.