Die Hummel @ Zurich Film Festival
Gregor Schenker - Die Hummel ist der erste Langspielfilm des Jungfilmers Sebastian Stern. Er stammt aus Bayern und dort spielt sich denn auch die Handlung dieser Tragikomödie ab: Pit (Jürgen Tonkel) verkauft Schönheitsprodukte als Mitglied eines abzockerischen Pyramiden-Systems. Obwohl er geler...
Stern gelingt es, den Mief des spiessigen Kleinbürgertums und der bayrischen Provinz ungeschönt darzustellen, er zeigt rücksichtslos zerplatzende Träume und die Lächerlichkeit der menschlichen Existenz (selbst der alternative Lebensentwurf der Goths wirkt da pseudorebellisch und beengend). Aber zugleich lässt er seinen Figuren einen Schimmer von Hoffnung und mildert die Desillusionierung mit einem Humor, der zwar still, aber immer wieder rasend komisch ist. So lustig können Trägheit und Verklemmtheit des Durchschnittsmenschen sein. (Insbesondere haben es mir die Seitenhiebe auf BR-alpha angetan – kennt hier einer Bob Ross?)
Ein Glücksfall sind bei alledem die tollen Schauspieler, allen voran Tonkel, welcher voll und ganz als schmieriger Verkäufer-Heini überzeugt, der nach und nach seine Menschlichkeit wiederentdeckt und die systematische Kundenverarsche zunehmend hinterfragt. Apropos: Ganz interessant ist, dass Die Hummel ein gesundes Misstrauen gegenüber den Auswüchsen des modernen Kapitalismus an den Tag legt, diesen aber nicht als etwas grosses Böses, sondern als etwas Banales darstellt, das im Kleinen auf die Leute wirkt.
Insgesamt also ein sehr unterhaltsamer und witziger Film, der trotz ernster Themen eine versöhnliche Wirkung entfaltet. Zum Schluss aber doch noch ein Link zu der hier wieder mal kolportierten Legende, dass Hummeln gemäss Aerodynamik eigentlich nicht fliegen können: Das Hummel-Paradoxon.
Weitere Vorstellungen:
- 26. September, 20:30, Arthouse Le Paris
- 29. September, 20:45, Arthouse Le Paris
- 30. September, 16:45, Arthouse Le Paris