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28. Februar 2008, 07:34 Kolumnen

When We Were Students...

Karin Reinhardt - Die Freundin meiner Cousine, die hat einen Arbeitskollegen und dessen Schwägerin hat etwas mühsame Nachbarn. Mit den Nachbarn verhält es sich ja ähnlich wie mit den Exfreunden: es gibt eine gewisse Nähe zu ihnen (emotional bei den Exfreunden, räumlich bei den Nachbarn. Zum ...

Die Freundin meiner Cousine, die hat einen Arbeitskollegen und dessen Schwägerin hat etwas mühsame Nachbarn. Mit den Nachbarn verhält es sich ja ähnlich wie mit den Exfreunden: es gibt eine gewisse Nähe zu ihnen (emotional bei den Exfreunden, räumlich bei den Nachbarn. Zum Glück nicht umgekehrt). Emil und Nora wohnen direkt unter Anne (nennen wir die Schwägerin vom Arbeitskollegen der Freundin meiner Cousine mal so) und sind, gelinde gesagt, etwas merkwürdig. Auf ihrem Sitzplatz (eigentlich ein Vorplatz, der allen Mietern gehört) tummeln sich Gartenzwerge und andere komische Gestalten, Kaktusse (jaja, Kakteen, danke) und manchmal auch der Emil. Im Sommer. In der Unterhose. Er trägt eine enge, getigerte Unterhose. Annes Schlafzimmer liegt direkt über Emils und Noras Schlafzimmer und Anne muss auf dem uralten, knarrenden Parkett immer ganz ganz leise tippeln, damit die Herrschaften nicht die Krise kriegen. Dass Anne umgekehrt sein Geschnarche und ihr Gekicher hört, interessiert nicht weiter. Den Vormieter von Annes Wohnung haben sie mit Klopfen und Poltern und Zetern rausgeekelt. Weil er nachts rumgelaufen ist und in seinem Gang Flittchen mit Stögelischuhen flaniert sind (ich stelle mir so einen Miniatur-Strich im Korridor vor). Markus, eben der Vormieter, war schwul. Die allereinzigste Frau, die Anne innerhalb von zwei Jahren in seiner Nähe gesehen habe, war sie selber. Markus ist Rechtsanwalt. Laut Emil ist er arbeitslos, hat immer ausgeschlafen und in der Nacht war er wach (wegen der Flittchen und Emil und Nora auch). Dies beweist, dass viele Leute eben doch von sich auf andere schliessen. Emil und Nora arbeiten nämlich beide nicht und die Gerüchteküche weiss auch nichts von früherer Erwerbstätigkeit. Nora vertreibt sich die viele Freizeit mit Schimpfen (über den Markus, die Rassisten, das Saufen vom Emil, Anne, ihre Freunde) und fünfmal täglich mit Beten Richtung Mekka. Der Emil klebt in der Zwischenzeit den Abfallcontainer zu (damit die anderen Mieter nicht ihren grusigen Zürisack dort entsorgen), flaniert im Pischi oder der Unterhose auf dem Sitzplatz rum oder säuft. Worüber sich Nora dann bei Gott beschwert. Die Beschwerde über Markus ist übrigens angekommen: er zog vier Monate nach dem Reklamations-Gebet aus.

Bildquelle: http://blogwiese.de

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