Magazin durchsuchen

Neuste Blogs

29. September 2010, 15:26 Konzert Music

Sting im Hallenstadion: „Schmerzhafte Liebessongs sind interessant“

Patrick Holenstein - Nein, leicht hatte es Sting nicht. Die Konkurrenz an diesem Dienstag war gross. Das Zürich Film Festival hatte die Limmatstadt fest im Griff und der FC Basel mischte sich in die Champions League ein. Doch auch Sting hat seine Anhänger und so war das Hallenstadion angenehm gefü...

Nein, leicht hatte es Sting nicht. Die Konkurrenz an diesem Dienstag war gross. Das Zürich Film Festival hatte die Limmatstadt fest im Griff und der FC Basel mischte sich in die Champions League ein. Doch auch Sting hat seine Anhänger und so war das Hallenstadion angenehm gefüllt, als er mit If I Ever Lose My Faith ins Konzert startete.

Bekanntlich tourt das Royal Philharmonic Orchestra gerade gemeinsam mit Sting und das ist unüberhörbar eine goldrichtige Kollaboration. Durch die veränderten Arrangements und die perfekt harmonisierende Musikertruppe – manche nennen das Royal Philharmonic Orchestra gar Englands Nationalorchester – wurden Stings Stücke neu belebt. Es schien so als ob Dirigent Steven Mercurio und sein Orchester verborgene Facetten in den Welthits zu betonen vermochten. So plätscherte Englishman in New York noch relaxter, als der Song es im Original schon tut und Roxanne wurde zur zärtlichen Klassiknummer. Grossartig und schlicht packend war es, zu sehen, wie sowohl Sting als auch das Orchester von Nummer zu Nummer spielfreudiger wurden und schon nach wenigen Songs hätte man wetten können, dass diese Formation schon ewig zusammenspielt.

„Es gibt zwei Arten von Lovesongs“, erklärte der gesprächige Sänger, bevor er When We Dance anstimmte: „Die Ich-liebe-dich-und-du-liebst-mich-Songs, die langweilen mich. Und dann gibt es die Ich-liebe-dich-aber-du-liebst-jemand-anders-Songs, die sind zwar schmerzhaft, aber interessant.“ Sting erzählte viel, gab Anekdoten über seinen Vater preis, kündigte den für einen Oscar nominierten Song, My Ain True Love aus dem Film Cold Mountain an, indem er bedauerte, dass es für den Filmpreis nicht gereicht habe oder er gestand, dass er sich gelegentlich über sich selbst wundere, wenn er zum Beispiel Songs über männliche, transsexuelle Prostituierte schreibe. Witzig war er, der Sting, aber auch gut, entwaffnend gut sogar. Wenn er mit Backgroundsängerin Jo Lawry um die Wette sang und sich ihre beiden Stimmen förmlich umgarnten, dann war das ganz grosse Klasse. Auch mit der Mundharmonika vor dem Gesicht macht Gordon Sumner, so sein bürgerlicher Name, eine gute Figur. Ein weiteres Highlight war das dezente Violinien-Intro zu Whenever I Say Your Name. Das Hallenstadion war totenstill, lauschte gebannt dem Geschehen auf der Bühne, kein Störgeräusch war auszumachen. Was besonders auffiel war, wie Sting sich in solchen Momenten, wenn jemand aus dem Orchester solierte, an den Bühnenrand zurückzog und den Musikern respektvoll die Bühne überliess. Dadurch wurde eine gegenseitige Akzeptanz, eine Art Verbundenheit, die man in den Songs fast physisch zu spüren glaubte, deutlich.

Ja, der Abend war grossartig, diverse Hits hat Sting dem Hallenstadion geschenkt. Fields Of Gold, Every Breath You Take oder Desert Rose, um nur einige zu nennen. Als er mit dem letzten zerbrechlichen Moment, dem Song Fragile, das fantastische Konzert beendete, war klar, dass Sting - im Gegensatz zum FC Basel - einen überragenden Sieg nach Hause tragen konnte.



Sämtliche Bilder stammen mit freundlicher Genehmigung von www.konzertbilder.ch

Kommentare
Login oder Registrieren
Rockgitarre
Rockgitarre 21.12.2010 um 00:59
Ich finde die neue Aufmachung, die Sting benutzt, wirklich toll. Orchester gefallen mir sowieso sehr, wenn sie Musiker begleiten, ohne die Überhand zu nehmen. Auf schule-der-rockgitarre.de ist auch ein Artikel über das bisherige Leben von Sting zu lesen, der mich erst dazu gebracht hat, mal in seine neuen Sachen reinzuhören.