Die Toten Hosen: „Wir klauen ja Gotthard nicht ihr
Andreas Rohrer - Die Toten Hosen reisen derzeit durch Europa und schrecken auch vor eher verborgenen Winkeln nicht zurück. Danach wollen sie es noch einmal wissen: Ein neues Album soll her und überhaupt, an ein bitteres Ende ist noch lange nicht zu denken.
Bassist Andreas „Andi“ Meurer verrät gegenüber Students.ch Hosen-Geheimnisse zu fortgeschrittenem Alter, dem Band-internen Versagen in Singstar und einem für sie nicht vorhandenen Deutschenproblem.
Students.ch: Sag mal, euch ziehts nach Usbekistan, Kasachstan (Titelbild) und Tadschikistan. Bereitest du dich auf den Besuch in solchen Ländern vor?
Andi: Ja das ist natürlich etwas anderes als ein Konzert in der Schweiz, wo wir schon alles kennen. Erstmal muss es natürlich überhaupt eine Möglichkeit geben für uns, an so einem Ort aufzutreten. Letztes Jahr waren wir in Südamerika unterwegs, teilweise mit der Band Ska-P, und da mussten wir schon echt planen, dass wir gleich eine kleine Tour zusammenbekamen und auch so viel wie möglich sehen konnten da unten. Ist ja klar, dass du so etwas nicht mehr oft in deinem Leben machen kannst. Von daher ist das ein riesiges Abenteuer für alle Beteiligten. Und natürlich ist es bei den Ländern, die jetzt auf dem Tourplan stehen, genau das Spezielle, dass wir die eben nicht wirklich kennen.
Welcher Ort hat dich denn bisher am meisten überrascht?
Das ist schwer zu sagen... (überlegt lange) In Nicaragua war auf jeden Fall erstaunlich, wie viele Leute zum Konzert kamen und wie die abgingen. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Aber es muss nicht immer was neues sein. Mir gefällt zum Beispiel Argentinien sehr gut, da waren wir schon oft, aber da fahre ich einfach immer wieder gerne hin.
Weniger exotisch ist da die Schweiz. Sag mal, hierzulande spricht man dieses Jahr immer wieder von einem „Deutschenproblem“ – wir hätten zu viele davon. Kriegst du als Deutscher so etwas mit, wenn du hier bist?
Ja ich hör davon in den Medien... Ich muss aber sagen, dass ich persönlich keinerlei solche Erfahrungen gemacht habe. Mir geht’s immer extrem gut in der Schweiz. Zumindest wenn ich hier auf der Bühne stehe, habe ich nicht das Gefühl, dass die Leute meinen, wir sollten abhauen, ganz im Gegenteil! (lacht) Von daher, weiss ich jetzt nicht, ob das nur in den Medien stattfindet oder real existiert. Ich werde wohl auch nicht als der typische Deutsche beurteilt, der anderen den Arbeitsplatz wegnimmt. Wir klauen ja einer Band wie Gotthard nicht den Job! Nein, ich komme sehr gerne in die Schweiz.
Die Toten Hosen haben als Band schon fast alles gemacht: TV-Shows, DVDs, Bücher, Kleider... Ihr habt immer wieder etwas Spezielles in petto. Was kommt als nächstes?
Ja... ich würde sagen, im Moment kommt mit dieser Tour und diesen neuen Flecken Erde, die wir besuchen, etwas ganz Spezielles auf die Band zu. Aber ansonsten?... Wir beschäftigen uns gerade mit neuen Songs, also eigentlich total langweilig, oder? Der ewige Kreislauf, Tour, Platte, Tour,... (lacht) Aber nein, wir sind mit grosser Freude dabei, neues Material zu schreiben. Und wir wollen es echt auch noch einmal wissen. Wir werden uns viel Zeit nehmen, und versuchen, alles bisherige zu toppen. Wir lassen es noch mal richtig knallen, und ich hoffe, das kommt gut!
Sag mal, wo merkt ihr eigentlich das Älterwerden?
Komischerweise merke ich oft, dass ich mich heute fitter fühle auf der Bühne als früher. Ich nehme mal an, das hat mit einem gewissen Lebenswandel zu tun! (lacht) Aber natürlich merke ich, dass die Knochen nach einer Tour mehr wehtun. Und man hört vielleicht nicht mehr so gut nach all den Jahren Musik. Aber sonst ist doch alles im grünen Bereich. Ich glaube nicht, dass es irgendwie peinlich ist, wenn wir auf der Bühne stehen. Du darfst aber auch nicht hingehen und alles für Gegeben betrachten. Wer weiss, wenn sich eines Tages die Leute nicht mehr für uns interessieren, oder auch wenn dir körperlich ein Riegel vorgeschoben wird... Da muss man geniessen, was man hat, denn wer weiss, wie lange man’s noch hat.
Lass mich zum Schluss noch vier kleine Momente in meinem Leben rauspicken, die mit den Toten Hosen zu tun haben, und ich bitte dich zu erzählen, wie du diese Zeiten erlebt hast.
Nummer 1: Wir haben 1991 in der fünften Klasse mit Besen und Putzeimern „Hier kommt Alex“ in der Miniplaybackshow gespielt.
Haha! Gibt’s davon Aufnahmen, das hört sich ja gut an! Ja für uns war in der Zeit auf jeden Fall das Theater eine grosse Sache. „Ein kleines bisschen Horrorschau“ war Soundtrack zum gleichnamigen Theaterstück, in dem wir gespielt haben. Das war eine ganz neue Erfahrung für uns, wir mussten jeden Abend um dieselbe Zeit, um 8 Uhr auf die Bühne krabbeln. Wir wurden dann zum Spielen mit einer Hebebühne hochgefahren und dann wieder runter – jeder Auftritt genau gleich. Ich erinnere mich noch, dass einmal die Hebebühne ausfiel, und wir auf halbem Weg steckenblieben. Wir waren dann noch bis zum Bauch zu sehen und nix ging mehr. Da haben wir so halb-sichtbar einfach weiter gespielt, um die Unterbrechung zu überbrücken. Theater war schon eine tolle Erfahrung, das alles zu beobachten. Die Platte wollten wir übrigens erst gar nicht rausbringen! Aber dann kam alles sehr gut an bei den Leuten.
Erinnerung 2: 1993, „Kauf mich!“ lief bei uns ab kopiertem Tonband rauf und runter und wir rezitierten tausende Male die „Humolka Kettensäge“...
Ja „Kauf mich!“ war schon eine gute Platte. Diese ganzen Einspieler – die sind total lustig – aber die birgen auch immer eine Gefahr. Wenn du die dauernd hörst, fragst dich einfach ‚aaah, musste das sein?’ Ich meine, die „Humolka Kettensäge“ war extrem gut, aber es gibt auch andere, die man hätte weglassen können. Allerdings erinnere ich mich bei „Kauf mich!“ an die total abgefahrene Tour. Wir haben damals auf der einen Seite ganz klein gespielt, in Wohnzimmern und abstrusen Clubs, auf der anderen Seite dann aber auch riesige Stadien mit U2. Das war echt ungewöhnlich.
Dann drittens, 1999, der Bayern-Song. Traf genau meinen Geschmack!
Das war ja ein Witz! Ich meine, wir kommen aus Düsseldorf, die spielten zu der Zeit in der 4. Liga. Wir haben nicht vermutet, dass die Bayern das sehr ernst nehmen würden. Sie haben es dann aber sehr ernst genommen. Und was uns einige Leute dafür gehasst haben – und es immer noch tun! So was spaltet dann echt die Menge. Aber man muss das mit Humor nehmen. Inzwischen sind die Wogen ein bisschen geglättet und auch Ulli Hoeneß ist altersmüde geworden und hat im letzten Interview sogar einen guten Ton über uns gesagt. Das ist auf jeden Fall immer ein Spass, den Song in München zu spielen – immerhin ist die Hälfte des Publikums für 1860 und freut sich total darüber!
Und zum Schluss 2007 – die Hosen erhältlich für jedermann mit dem Toten Hosen Singstar Game. Wie habt ihr das mitgekriegt?
Ich bin jetzt kein riesen Spiele-Typ, da wärst du bei „Kuddel“ (Anm. d. Red: Gittarrist der Toten Hosen) an der richtigen Adresse. Aber ich finde, es ist cool und nicht eins von diesen normalen Computerspielen, sondern eher Karaoke. Und das mag ich auf jeden Fall sehr gerne. War schon lustig, als wir die ersten Tests machen durften, und Campi im Singen gegen Kuddel verloren hat. Er wusste nicht genau, wie lange er diese Balken da aushalten musste. Da war er dann schon ein bisschen sauer, dass er laut dem Spiel seinen eigenen Text nicht singen könne! (schmunzelt) Singstar ist auf jeden Fall ein netter Gag.
Die Toten Hosen im Netz: Dietotenhosen.de
Interview aufgezeichnet am Open Air Gampel.
Students.ch: Sag mal, euch ziehts nach Usbekistan, Kasachstan (Titelbild) und Tadschikistan. Bereitest du dich auf den Besuch in solchen Ländern vor?
Andi: Ja das ist natürlich etwas anderes als ein Konzert in der Schweiz, wo wir schon alles kennen. Erstmal muss es natürlich überhaupt eine Möglichkeit geben für uns, an so einem Ort aufzutreten. Letztes Jahr waren wir in Südamerika unterwegs, teilweise mit der Band Ska-P, und da mussten wir schon echt planen, dass wir gleich eine kleine Tour zusammenbekamen und auch so viel wie möglich sehen konnten da unten. Ist ja klar, dass du so etwas nicht mehr oft in deinem Leben machen kannst. Von daher ist das ein riesiges Abenteuer für alle Beteiligten. Und natürlich ist es bei den Ländern, die jetzt auf dem Tourplan stehen, genau das Spezielle, dass wir die eben nicht wirklich kennen.
Welcher Ort hat dich denn bisher am meisten überrascht?
Das ist schwer zu sagen... (überlegt lange) In Nicaragua war auf jeden Fall erstaunlich, wie viele Leute zum Konzert kamen und wie die abgingen. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Aber es muss nicht immer was neues sein. Mir gefällt zum Beispiel Argentinien sehr gut, da waren wir schon oft, aber da fahre ich einfach immer wieder gerne hin.
Weniger exotisch ist da die Schweiz. Sag mal, hierzulande spricht man dieses Jahr immer wieder von einem „Deutschenproblem“ – wir hätten zu viele davon. Kriegst du als Deutscher so etwas mit, wenn du hier bist?
Ja ich hör davon in den Medien... Ich muss aber sagen, dass ich persönlich keinerlei solche Erfahrungen gemacht habe. Mir geht’s immer extrem gut in der Schweiz. Zumindest wenn ich hier auf der Bühne stehe, habe ich nicht das Gefühl, dass die Leute meinen, wir sollten abhauen, ganz im Gegenteil! (lacht) Von daher, weiss ich jetzt nicht, ob das nur in den Medien stattfindet oder real existiert. Ich werde wohl auch nicht als der typische Deutsche beurteilt, der anderen den Arbeitsplatz wegnimmt. Wir klauen ja einer Band wie Gotthard nicht den Job! Nein, ich komme sehr gerne in die Schweiz.
Die Toten Hosen haben als Band schon fast alles gemacht: TV-Shows, DVDs, Bücher, Kleider... Ihr habt immer wieder etwas Spezielles in petto. Was kommt als nächstes?
Ja... ich würde sagen, im Moment kommt mit dieser Tour und diesen neuen Flecken Erde, die wir besuchen, etwas ganz Spezielles auf die Band zu. Aber ansonsten?... Wir beschäftigen uns gerade mit neuen Songs, also eigentlich total langweilig, oder? Der ewige Kreislauf, Tour, Platte, Tour,... (lacht) Aber nein, wir sind mit grosser Freude dabei, neues Material zu schreiben. Und wir wollen es echt auch noch einmal wissen. Wir werden uns viel Zeit nehmen, und versuchen, alles bisherige zu toppen. Wir lassen es noch mal richtig knallen, und ich hoffe, das kommt gut!
- Die Toten Hosen mit Andi Meurer (2.v.r.) (Bild: Totenhosen.de)
Sag mal, wo merkt ihr eigentlich das Älterwerden?
Komischerweise merke ich oft, dass ich mich heute fitter fühle auf der Bühne als früher. Ich nehme mal an, das hat mit einem gewissen Lebenswandel zu tun! (lacht) Aber natürlich merke ich, dass die Knochen nach einer Tour mehr wehtun. Und man hört vielleicht nicht mehr so gut nach all den Jahren Musik. Aber sonst ist doch alles im grünen Bereich. Ich glaube nicht, dass es irgendwie peinlich ist, wenn wir auf der Bühne stehen. Du darfst aber auch nicht hingehen und alles für Gegeben betrachten. Wer weiss, wenn sich eines Tages die Leute nicht mehr für uns interessieren, oder auch wenn dir körperlich ein Riegel vorgeschoben wird... Da muss man geniessen, was man hat, denn wer weiss, wie lange man’s noch hat.
Lass mich zum Schluss noch vier kleine Momente in meinem Leben rauspicken, die mit den Toten Hosen zu tun haben, und ich bitte dich zu erzählen, wie du diese Zeiten erlebt hast.
Nummer 1: Wir haben 1991 in der fünften Klasse mit Besen und Putzeimern „Hier kommt Alex“ in der Miniplaybackshow gespielt.
Haha! Gibt’s davon Aufnahmen, das hört sich ja gut an! Ja für uns war in der Zeit auf jeden Fall das Theater eine grosse Sache. „Ein kleines bisschen Horrorschau“ war Soundtrack zum gleichnamigen Theaterstück, in dem wir gespielt haben. Das war eine ganz neue Erfahrung für uns, wir mussten jeden Abend um dieselbe Zeit, um 8 Uhr auf die Bühne krabbeln. Wir wurden dann zum Spielen mit einer Hebebühne hochgefahren und dann wieder runter – jeder Auftritt genau gleich. Ich erinnere mich noch, dass einmal die Hebebühne ausfiel, und wir auf halbem Weg steckenblieben. Wir waren dann noch bis zum Bauch zu sehen und nix ging mehr. Da haben wir so halb-sichtbar einfach weiter gespielt, um die Unterbrechung zu überbrücken. Theater war schon eine tolle Erfahrung, das alles zu beobachten. Die Platte wollten wir übrigens erst gar nicht rausbringen! Aber dann kam alles sehr gut an bei den Leuten.
Erinnerung 2: 1993, „Kauf mich!“ lief bei uns ab kopiertem Tonband rauf und runter und wir rezitierten tausende Male die „Humolka Kettensäge“...
Ja „Kauf mich!“ war schon eine gute Platte. Diese ganzen Einspieler – die sind total lustig – aber die birgen auch immer eine Gefahr. Wenn du die dauernd hörst, fragst dich einfach ‚aaah, musste das sein?’ Ich meine, die „Humolka Kettensäge“ war extrem gut, aber es gibt auch andere, die man hätte weglassen können. Allerdings erinnere ich mich bei „Kauf mich!“ an die total abgefahrene Tour. Wir haben damals auf der einen Seite ganz klein gespielt, in Wohnzimmern und abstrusen Clubs, auf der anderen Seite dann aber auch riesige Stadien mit U2. Das war echt ungewöhnlich.
Dann drittens, 1999, der Bayern-Song. Traf genau meinen Geschmack!
Das war ja ein Witz! Ich meine, wir kommen aus Düsseldorf, die spielten zu der Zeit in der 4. Liga. Wir haben nicht vermutet, dass die Bayern das sehr ernst nehmen würden. Sie haben es dann aber sehr ernst genommen. Und was uns einige Leute dafür gehasst haben – und es immer noch tun! So was spaltet dann echt die Menge. Aber man muss das mit Humor nehmen. Inzwischen sind die Wogen ein bisschen geglättet und auch Ulli Hoeneß ist altersmüde geworden und hat im letzten Interview sogar einen guten Ton über uns gesagt. Das ist auf jeden Fall immer ein Spass, den Song in München zu spielen – immerhin ist die Hälfte des Publikums für 1860 und freut sich total darüber!
Und zum Schluss 2007 – die Hosen erhältlich für jedermann mit dem Toten Hosen Singstar Game. Wie habt ihr das mitgekriegt?
Ich bin jetzt kein riesen Spiele-Typ, da wärst du bei „Kuddel“ (Anm. d. Red: Gittarrist der Toten Hosen) an der richtigen Adresse. Aber ich finde, es ist cool und nicht eins von diesen normalen Computerspielen, sondern eher Karaoke. Und das mag ich auf jeden Fall sehr gerne. War schon lustig, als wir die ersten Tests machen durften, und Campi im Singen gegen Kuddel verloren hat. Er wusste nicht genau, wie lange er diese Balken da aushalten musste. Da war er dann schon ein bisschen sauer, dass er laut dem Spiel seinen eigenen Text nicht singen könne! (schmunzelt) Singstar ist auf jeden Fall ein netter Gag.
Die Toten Hosen im Netz: Dietotenhosen.de
Interview aufgezeichnet am Open Air Gampel.
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