Steve Winwood und die Frage, ob mehr möglich gewesen wäre
Patrick Holenstein - Wenn Steve Winwood auf einer Bühne steht, dann darf man feinen Blues und knackige Soli erwarten. Sollte man meinen. Im Kaufleuten stolperte Steve Winwood streckenweise über genau diesen Anspruch. Winwood begann den Abend an der Hammond-Orgel. Offenbar gefiel es ihm dort so gut,...
Winwood begann den Abend an der Hammond-Orgel. Offenbar gefiel es ihm dort so gut, dass er, bis auf wenige Songs, gleich sitzen blieb. Schade, denn an der Gitarre ist der Mann einfach virtuoser. So unterlegt er den Opener mit einem sonderbar klebrigen Teppich aus Hammondklängen. Der Rest der Band tat es dem Chef gleich und spielte ebenfalls zähe Töne. Fast macht es denn Anschein, als ob sich die gestandenen Musiker nicht so richtig trauten, ihre Instrumente zu bearbeiten. Da steckte definitiv der Wurm drin, denn das erste Stück klang nach überhaupt nichts. Leider manifestierte sich dies auch im Geräuschpegel im hinteren Teil des Clubs. Das Gemurmel wurde mühsam laut. Doch nach kurzer Zeit hatte sich die Band hörbar gefangen. Der Begleitgitarrist übernahm zwar noch immer für Winwood die Saitenarbeit, hangelte sich inzwischen aber genüsslich an leidenschaftlichen, süffigen Soli entlang und auch am Rest der Truppe gab es nicht mehr viel zu bemängeln. Perkussion und Schlagzeug ergänzten sich wunderbar und der Saxofonist konnte farbliche Akzente setzen
Doch immer wieder schlichen sich Fehler ein. Da war ein Übergang nicht sauber, dort stimmte ein Ton nicht und selbst Steve Winwood blieb davor nicht bewahrt. Er, der den ganzen Abend überzeugend gesungen hatte, lag beim Song Higher Love plötzlich konstant einen halben Ton daneben. Schade, denn solche Kleinigkeiten können den Hörgenuss schon arg mindern. Über den ganzen Abend gesehen spielten Blueslegende Winwood und seine Band jedoch auf solidem Niveau. Zum Schluss ernteten die fünf Musiker tosenden Applaus für Gimme Some Lovin’. Ein leicht bitterer Nachgeschmack und die Frage, ob nicht mehr drin gelegen wäre, standen nach dem Gig trotzdem deutlich im Raum.
Bilder von www.stevewinwood.com