Oh sh(n)it!
Thibault Schiemann - Gestern wurden im Stadttheater Bern die besten Kurzfilme des diesjährigen shnit prämiert – in einem heillosen Durcheinander, das das ganze Festival durchzog.Ein Blick auf das Programm liess vielversprechende Erwartungen wachsen. In vielen verschiedenen Sparten zeigten Filmema...
Ein Blick auf das Programm liess vielversprechende Erwartungen wachsen. In vielen verschiedenen Sparten zeigten Filmemacher aus aller Welt, was alles in einem Kurzfilm möglich ist. Da sah man, wie lustig eine Trennung sein kann, wenn sie über die seperations agency abgewickelt wird, mit welchem Los ehrliche Menschen zu kämpfen haben, wie ein Elch sich als Retter vor einem Massenmörder erweist, warum es schwierig ist, als weltoffener, toleranter Dolmetscher sinngetreu zu übersetzen, etc. Für jeden ein hundertprozentiger Spass, wenn nicht die Organisation sich so selbstherrlich gegeben hätte.
Spätestens vor dem dritten Block hatte man genug, dass vor Beginn der ersten Filme ausnahmslos eine sich selbst zelebrierende Werbung des Veranstalters über die Leinwände huschte. Auch als man im Zeitplan an einem Ort zwanzig Minuten Verspätung hatte, und, um nicht einen anschliessenden Block zu verpassen, früher das Kino verlassen musste, waren die Veranstalter nicht flexibel genug, darauf zu verzichten. Ebenso wenig unterliess man die zehnminütige Pause, deren Sinn und Zweck lediglich der Werbung der Sponsoren diente.
Leidig wurden einem auch die gelangweilten Moderatoren, die vor jeder Veranstaltung die Zuschauer mit teils leeren Phrasen begrüssten und auf ihre Frage: „Is änibody of se direkters hirr hu wants to say a wörd to his film?“ nie eine Antwort erhielten (wenige Ausnahmen vorbehalten, da ich nicht alles habe besuchen können). Gut informierte Leute...Die Unprofessionalität transparent zu vermitteln, schien auch beinah ein Motto zu sein. An der Awards Night sollte es denn eine Lifeschaltung mit Köln und Kapstadt geben. Man sah ein ruckelndes, verschwommenes Bild aus Kapstadt mit dem Ton aus Köln. „Funktioniert leider nicht“, bemerkte der Moderator. Hier einen konstruktiven Vorschlag ans shnit: Probiert derlei Dinge doch einmal vorher aus, bevor ihr eure Zuschauer einlasst. Ebenso sprecht euch untereinander ab, damit der Moderator denselben Ablauf im Kopf hat wie die Leute von der Technik...
Schön und gut umgesetzte Filme waren es aber dennoch, die mit den Preisen ausgezeichnet wurden. Leider wurden diese mit dem Geld der Sponsoren prämiert und nicht mit den Eintritten. Wo nämlich das viele Geld aus denen hingegangen ist, bleibt schleierhaft, da alle shnit-Mitarbeiter ehrenamtlich angestellt waren. Wenn sich nun aber die Organisatoren damit schon ein goldenes Näschen verdienen, dann darf man aber in Zukunft ein bisschen mehr Professionalität erwarten.
Hier die Gewinner (auf dem Bild ist die Trophäe abgebildet):
Audience Award: Roberto Pérez Toledo Los Gritones
Swiss shnit Award: Anthony Vouardoux Yuri Lennon’s Landing on Alpha 46
Long John: Marshall Axani The Light of Family Burnam
Magic Jack: Jon Goldman Diplomacy
Smart Joe: Sanford McCoy Alpha
Realt Time: Cyrill Oberholzer Der gescheiterte Versuch ein MakingOf über einen fiktiven Film, der von einem Liedtext handelt zu machen
Ausserdem ist dies ein Rückblick, wie ich (und andere) das Festival empfunden habe, und keine ausführliche Berichterstattung. Gerne verweise ich dich auf meine Preview (Klappe, die achte!), in der du Ergebnisse des "Minimum(s) an Recherche" findest.
Nebenbei bemerkt richtet sich meine Kritik nicht an eine Frage des Budgets, sondern an Flexibilität und Planung. Auch mit einem kleinen Budget lassen sich Pannen (wie die der Übertragung) vermeiden.
Diesen Artikel als Quatsch zu bezeichnen, sehe ich nicht ein. Die Kritik kommt ja nicht von irgendwoher, sondern lässt sich an Beispielen festmachen. Mich als unmotiviert und uniformiert zu bezichtigen geht in dieselbe Richtung.
Den Vorwurf der Suggestion weise ich hingegen nicht zurück.
Zuletzt noch: der Bund kommentiert in diesem Artikel nicht. Er berichtet.
Technische Mängel sind sicher ärgerlich und zu kritisieren - aber haben halt auch etwas mit dem Budget zu tun. Zu suggerieren, irgendjemand verdiene sich da eine goldene Nase, ist ignorant und unterstreicht noch einmal, wie uninformiert und unmotiviert der Verfasser hier seine students.ch-Pflicht erfüllt hat. Für einen differenzierteren und wesentlich informierteren Kommentar zum Festival empfehle ich zum Beispiel den Artikel im Bund.