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5. März 2008, 10:51 Movie Music

In the Valley of Elah

Christina Ruloff - Paul Haggis neuer Film mit dem biblischen Namen In the Valley of Elah schildert, wie sehr die USA traumatisiert ist und sich die ureigenen Ideale langsam zersetzen. Der Film beeindruckt, macht wütend und traurig, ja verstört.Plötzlich klingelt das Telefon. Wo denn der Sohn ble...

Paul Haggis neuer Film mit dem biblischen Namen In the Valley of Elah schildert, wie sehr die USA traumatisiert ist und sich die ureigenen Ideale langsam zersetzen. Der Film beeindruckt, macht wütend und traurig, ja verstört.

Plötzlich klingelt das Telefon. Wo denn der Sohn bleibe? Nein, er sei nicht mehr im Irak, er sei seit vier Tagen zurück. Wenn er sich nicht bald in der Basis in New Mexico melde, bringe er sich in grosse Schwierigkeiten mit der Militärpolizei. Hank Deerfield ist fassungslos. Der wortkarge, strenge Vietnamveteran und stolze Amerikaner weiss selbst nicht, wo sein Sohn Mike steckt. Ohne zwei Worte mit seiner besorgten Frau zu wechseln, steigt er ins Auto und fährt zwei Tage lange gegen Westen zur Basis, um seinen Sohn zu finden. Doch auch die Kollegen wissen nichts, und die Vorgesetzten wollen nichts wissen. Als eine entstellte Leiche auftaucht, die Überreste Mikes, beginnt Hank eine unerbittliche Suche...

Selbst ist der Mann: Hank Deerfield glaubt den Mörder seines Sohnes gefunden zu haben und versucht sich an ihm zu rächen.

Und findet mehr als er ertragen kann. Die Wahrheit – wenn es so etwas überhaupt gibt – ist nämlich vielschichtiger und komplexer und erschütternder, als sich Hank oder das Publikum auch nur vorstellen kann. In the Valley of Elah ist keiner dieser neuen politischen Filme, die einem beweisen, dass es auch gute Amerikaner in der Weltgeschichte gibt und dass man nur hoffen und warten muss, weil alles von selbst wieder ins Lot kommt. Sind die Figuren bei Haggis klischeehaft und eindimensional, so wird die Thematik doch allumfassend und kompromisslos angegangen: Hank findet auf dem Handy seines Sohnes Videofilme, die das Grauen des Krieges, vor allem aber die verstörten Soldaten und ihr Handeln dokumentieren. Er führt Gespräche mit Kameraden seines Sohnes, streitet sich mit Vorgesetzen, prügelt Verdächtige und lernt langsam die Videobotschaften zu entziffern: Der Irak hat aus einfachen, durchschnittlichen Menschen Monster und Verbrecher gemacht, die sich ihrer Taten durchaus bewusst sind, an sich selbst leiden und zugrunde gehen, aber offenbar nicht anders können, sich selbst nicht mehr im Griff haben. Die Todesursache Mikes ist so schrecklich wie banal und unglaublich. Sein Wandel und sein Tod sind aber kein Zufall, sondern die natürlich Folge des politischen Kurses der USA, die arme Bürger und Patrioten in einem sinnlosen Krieg verschleissen und sich hinterher nicht einmal erkenntlich zeigen, sondern die Veteranen und die Familien der Verstorbenen alleine lassen.

Die strenge Korrektheit, die Jones fabelhaft und glaubwürdig spielt, gibt oftmals auch Anlass zur (unfreiwilligen) Komik.

Wenn Tommy Lee Jones am Ende wütend und verstört eine alte, zerrissene US-Fahne verkehrt hisst, zeigt sich, dass sogar seine – sehr befremdlich patriotische – Figur begriffen hat, wie sehr die Welt und die Weltsicht der Vereinigten Staaten, ja der Staat selbst, aus den Fugen geraten sind. Niemand, der diesen Film gesehen hat, wird mehr auf die verlogenen und leeren Botschaften von Präsident Bush hören, der im Film noch täglich am Radio berichtet, wie grossartig das Militär sich im Irak schlage und wie die Demokratie Fortschritte mache. Das Vertrauen, ja der Glaube daran, dass die USA gut und gerecht sind, ist verschwunden, gestorben, sogar in den USA selbst.

Bewertung: 5 von 5

* Originaltitel: In the Valley of Elah

* Land: USA

* Dauer: 124 Minuten

* Regie: Paul Haggis

* Darsteller: Tommy Lee Jones, Charlize Theron, Susan Sarandon

* Verleih: Ascot-Elite

* Start: 6. März

Susan Sarandon (die in "The Client" so toll mit Jones gespielt hat) braucht als wütende Mutter nur eines zu tun, nämlich zu heulen - schade um die grossartige Schauspielerin!

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