Federica de Cesco
Christina Ruloff - Ihr Name ist Markenzeichen, ihre Bücher haben Generationen von Mädchen gefesselt, beeindruckt und geprägt. Doch wer ist die Autorin Federica de Cesco? Nino Jacussos Dokumentarfilm gibt zwar interessante Einblicke, ist aber unbefriedigend arm an Fokus.Im Alter von 16 Jahren sch...
Im Alter von 16 Jahren schreibt Federica de Cesco ihren ersten Roman „Der rote Seidenschal“. Mit dem Werk verarbeitet sie ihre Kinoerlebnisse: Dort knallt John Wayne laufend Indianer ab und predigt Rassismus und die Überlegenheit der Weissen. Wäre es aber nicht besser, ja richtig, wenn die Aussenseiter einmal gewinnen würden? Wenn ein weisses Mädchen die wahren Indianer und ihre spannende Kultur kennen- und lieben lernte? Federica de Cesco schreibt nicht nur, wie in ihrer Kindheit, Märchen um oder verpasst ihnen ein passendes Ende; sie schafft ganze Welten, in denen junge Frauen andere Kulturen und sich selbst zu verstehen beginnen, äussere und innere Hindernisse überwinden und damit zu mutigen und intelligenten Persönlichkeiten reifen. Damit gehört sie zu den erfolgreichsten und bekanntesten Jugendbuchautorinnen.
Mit ihrem Ehemann in Japan: Federica de Cesco entdeckt für sich (und später für ihre Leser(innen)) ferne Kulturen.
Federica de Cesco ist eine interessante Persönlichkeit und hat viel zu erzählen – über sich, über ihre Bücher, über ferne Kulturen und auch über die „Message“, die sie zu vermitteln sucht. Denn als Autorin, gerade für Kinder und Jugendliche, hat sie eine gesellschaftliche Verantwortung, der sie gerecht zu werden versucht. Nino Jacusso unterstreicht dies, indem er Leserinnen aus verschiedenen Generationen fragt, was de Cescos Bücher für sie bedeuten. Hier zeigt sich, wie sich Frauen und Frauenbilder in den letzten Jahrzehnten verändert haben.
Leider verfolgt der Regisseur diesen spannenden Ansatz nicht weiter, sondern klemmt diese Frauen abrupt ab. Er versucht zu zeigen, wie de Cesco schreibt, woher sie ihre Inspiration nimmt, was sie antreibt. Daher begleitet er sie auf Reisen nach Malta und Japan, wo die Autorin Exotik „tankt“, schneidet immer wieder zurück in die Schweiz an den Schreibtisch, wo sie an einem Buch arbeitet, oder überblendet Reiseerlebnisse und Schreibtätigkeit. Zu allem Überfluss unterlegt er de Cescos ernstes Gesicht mit einer albernen Geräuschkulisse von Blitz und Donner, Wind und Wellen oder mysteriösen Klängen, als ob dies metaphorisch die unsichtbaren, schöpferischen Vorgänge sicht- oder zumindest hörbar machen würde. Zuweilen hat man den Eindruck, ein Urknall oder ein Bombardement erschüttere die Autorin. Sehr unglücklich ist auch, dass Jacusso Auszüge aus Büchern von Schauspielerinnen übertrieben dramatisch und affektiert vorlesen lässt und diese dabei aus allen unmöglichen und seltsamen Blickwinkeln filmt und den Ton verfremdet.
Der zu Beginn sehr spannende Dokumentarfilm leidet unter der etwas holprigen Dramaturgie, unter überfrachtetem Sounddesign und vor allem unter der Armut an Fokus im zweiten Teil: Weniger wäre hier eindeutig mehr gewesen. Für eine Reise in die eigene Vergangenheit und für die Wiederentdeckung einer geliebten Autorin reicht der Gang in den Keller oder die Stadtbibliothek. Federica de Cesco wird nämlich vor allem durch ihre Bücher und in ihren Büchern lebendig.
Bewertung: 2.5 von 5
* Titel: Federica de Cesco
* Land: Schweiz
* Regie: Nino Jacusso
* Verleih: Filmcoopi