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18. Oktober 2010, 21:43 Movie

Machete @ Zurich Film Festival

Gregor Schenker - Machete erblickte das Licht der Welt als Fake-Trailer bei Grindhouse, der Exploitation-Hommage von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez – und erfreute sich derartiger Beliebtheit, dass Rodriguez persönlich einen Langspielfilm daraus gewerkelt hat. Der Film handelt vom mexika...

Machete erblickte das Licht der Welt als Fake-Trailer bei Grindhouse, der Exploitation-Hommage von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez – und erfreute sich derartiger Beliebtheit, dass Rodriguez persönlich einen Langspielfilm daraus gewerkelt hat.

Der Film handelt vom mexikanischen Bundesagenten Machete Cortez (Danny Trejo), der zu Beginn versucht, eine junge Frau aus den Fängen des mächtigen Drogenbosses Torrez (Steven Seagal) zu befreien. Doch der hat ihm eine Falle gestellt, tötet Frau und Kind des unbestechlichen Agenten und lässt ihn in einem brennenden Gebäude zurück.
Machete überlebt den Mordversuch und schlägt sich Jahre später als illegaler Tagelöhner im Süden Texas’ durch. Eines Tages engagiert ihn ein schmieriger Anzugträger (Jeff Fahey) und zwingt ihm die Order auf, den fremdenfeindlichen Senator John McLaughlin (Robert De Niro) zu erschiessen. Unser Held merkt bald, dass er zum Bauernopfer in einem abgekarteten Spiel bestimmt wurde und den (toten) Sündenbock für die wirklichen Attentäter spielen soll – er entkommt zwar knapp mit dem Leben, aber nun sind ihm sowohl die Polizei als auch die bösen Hintermänner auf den Fersen. Glücklicherweise stehen ihm zwei schöne Frauen zur Seite: Luz (Michelle Rodriguez) mit ihrer Untergrundorganisation illegaler Einwanderer und Yvetta Sartana (Jessica Alba) von der US-Einwanderungsbehörde.

Alle Achtung: Viel besser als letzthin der dröge The Expendables vermag Rodriguez’ freches Machwerk die guten alten Zeiten des Actionkinos in Erinnerung zu rufen, als völlig depperte Geschichten mit vorbehaltlosem Radau Hand in Hand gingen (ohne es allerdings so weit zu treiben wie bei Grindhouse, was das Trimmen auf alt anbelangt). Und natürlich treibt Rodriguez die Schrägheit der alten Billigfilme konsequent auf die Spitze, führt er immer wieder selbstreflexive Witzeleien ein und übertreibt er die Albernheiten der (oft sprunghaften Story) oder die zahlreichen Splattereffekte bis ins Groteske: Wenn Machete einem Bösewicht den Bauch aufschlitzt und sich an dessen Dickdarm ins darunterliegende Stockwerk hangelt, bleibt kaum ein Auge trocken. Ab und an grenzt das fast schon an Peinlichkeit, aber das trägt nur zum Charme des Filmes bei.
Die Besetzungsliste ist dabei die halbe Miete: Danny Trejo ist so cool wie eh und je, Michelle Rodriguez (Avatar), Jessica Alba (Sin City) oder Skandalnudel Lindsay Lohan (Herbie Fully Loaded) werden ins rechte Licht gerückt (nackte Tatsachen finden sich zuhauf und der Film drückt sich auch sonst nicht um die Misogynie seiner Vorbilder); De Niro gibt eine launige George-W.-Bush-Karikatur, Pokerface Steven Seagal ist als Drogenboss grandios besetzt. In weiteren Rollen finden sich Don Johnson, Tom Savini oder Cheech Marin

Der Film ist aber nicht nur eine durchgeknallte Hommage mit einer traumhaften Darstellerriege, sondern auch eine (grelle) Politsatire: Rodriguez greift die aktuelle Diskussion über die illegale Immigration von Mexiko in die USA auf und macht aus dem ernsten Thema einen wahnwitzigen Krieg zwischen Einwanderern auf der einen und Redneck-Republikanern auf der anderen Seite daraus. Das Ganze ist natürlich alles andere als subtil, aber in seiner bodenlosen Dreistigkeit doch äusserst unterhaltsam.

Alles in allem ist Machete einer der spassigsten Filme der letzten Jahre: Von der Besetzung über die durchgeknallte Story bis hin zu den saftigen Splattereffekten fährt der Film alles auf, was Freude bringt – ohne Angst davor, unterwegs jede sich bietende Geschmacklosigkeit auszuloten.

(Der Film läuft übrigens ab dem 4. November regulär in den Kinos. Nicht verpassen!)

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