Killergames für Anfänger
Robert Salzer - Was tut man als Eltern, wenn der Sohn nur noch vorm Computer hängt, um dort stundenlos rumzuballern? Die Tochter gemobbt wird, aber abblockt? Die Medien+TheaterFalle im Gundeldingerfeld weiss da Rat. Was zu tun ist, demonstrierte sie an ihrem à la carte-Anlass am Donnerstag.Von...
Von Annekatrin Kaps
Obwohl der Raum fast nur in schwarz gehalten ist, wirkt er einladend. Das mag an den vielen fröhlich bunten Kissen, den Spiegeln und den morbiden Stillleben liegen oder an den freundlichen Mitarbeitern der Medien- und TheaterFalle Basel. Man kennt sie in Basel, ihre Theaterproduktion „Gut gegen Nordwind“ war wochenlang ausverkauft. Doch noch öfter geht es in ihren Theaterproduktionen richtig zur Sache.
Plötzlich steht da diese überforderte Mutter im Raum, die verzweifelt schildert, wie ihre Tochter in der Schule gemobbt wird. Ihre Tochter hat sie auch mitgeschleppt, aber die will eigentlich nicht darüber reden. Bis dann noch eine Halbwüchsige ins Spiel kommt, welche die Kleine piesackt, bis es zum lautstarken Streit kommt.
Doch da geht Ruth Widmer, die Leiterin der Medien- und TheaterFalle dazwischen, spätestens hier wird jedem klar, dass es sich um eine improvisierte Szene des Forumtheaters handelt. Courage sollen die Kinder dabei lernen und dass es Mut braucht sich einzumischen, Stop zu sagen. Aber das lernen sie dabei auch. Und sind so begeistert, dass sie schon mal im Stück applaudieren.
Gewalt hat verschiedene Formen, Mädchen und Buben funktionieren da anders. Jungs rempeln und raufen sich, Mädchen zicken rum, werden weniger handgreiflich, verletzten eher durch gehässige Bemerkungen. Auch bei den Videogames ist das unterschiedlich, die Jungs wollen Aktiongames, die Mädels lieber Strategiespiele. Zwar legen immer noch achtzig Prozent der Jugendlichen Wert auf ihre Treffen mit Freunden, doch sind es bereits neun Prozent der zwölf- bis neunzehnjährigen, die mehr als drei Stunden am Tag vor dem Computer sitzen. Eine Stunde ballern ist der Durchschnitt. Dass der Computer die Kinder verblöden lässt, ist übrigens ein hartnäckiges Klischee. Aber er lässt sie auch nichts lernen und nimmt ihnen vor allen die Zeit für Hausaufgaben
Was also tun, wenn das Kind nur zu den Mahlzeiten wiederwillig erscheint, um sich danach sofort wieder vor die Kiste zu pflanzen? Und was sehen die Kinder da eigentlich? In der Medien- und TheaterFalle lernen die Eltern sozusagen in einem Crashtest, was ihre Kinder da tun. Die Anlage aufgebaut haben übrigens drei Jugendliche, wie Frank Egle, Leiter der MedienFalle, freimütig erklärt, „hätten wir das nie geschafft“.
Ich setze mich vor einen Computer und spiele Counterstrike. Ich gehöre zu den Terroristen, jage durch einen endlosen Hof, pralle mehrmals fast gegen eine Barriere. Nach einer Minute falle ich vorne über und bin auf der Stelle tot. Etwas gelangweilt aber beruhigt, dass aus mir wohl kein ordentlicher Terrorist werden wird, schlendere ich weiter.
Im Roten Raum haben sich auf den schwarzen Sofas etliche Interessierte, unter ihnen einige Pädagogen, eingefunden und lassen sich über andere Projekte beraten. „Smile a bit“ beispielsweise wurde im Forumtheater zum Thema Stress schon vor Jahren entwickelt. Heute ist es ein Unterrichtsmittel und immer noch sehr beliebt. „Kicken Sie Deutsch“ verknüpft Sprachen lernen mit Fussball und klingt unterhaltsam. Schulklassen können hier aber auch eigene Projekte kreieren. Attila Gaspar, der seit neun Jahren hier arbeitet, berichtet, dass bis jetzt er noch niemals das gleiche Projekt gemacht habe. Aber auch Workshops oder Themenparcours werden angeboten. Und nicht zuletzt können die Kinder auch DVDs gemeinsam oder allein unter dem Kopfhörer anschauen.
Die Kinder dürften es lieben und für die Eltern und Lehrer ist die Medien- und TheaterFalle ein sinnvolles Angebot, mit Gewalt, sei es nun auf dem Schulhof oder am Computer, umzugehen.
Medien+TheaterFalle www.theaterfalle.ch