Bryan Ferry - Dylanesque
Christina Ruloff - Artist: Bryan FerryAlbum: DylanesqueRelease: 02.03.2007Label/Vertrieb: Virgin/EMI Den Titel des „coolsten lebenden Engländers“ hat er schon lange auf sicher. Die Rede ist vom 1945 geborenen Bryan Ferry, dessen Gruppe Roxy Music mit Disco-Pop in den 70er Jahren Britannien un...
Album: Dylanesque
Release: 02.03.2007
Label/Vertrieb: Virgin/EMI
Den Titel des „coolsten lebenden Engländers“ hat er schon lange auf sicher. Die Rede ist vom 1945 geborenen Bryan Ferry, dessen Gruppe Roxy Music mit Disco-Pop in den 70er Jahren Britannien und die USA eroberte.
Herz und Stilgefühl des (selbst)ironischen Dandys hängen aber an anderen Dingen. Schon zu Beginn seiner Karriere veröffentlichte er Soloalben, in denen er seine persönlichen Lieblingslieder auf die für ihn einzig richtige Art wiedergab. Coverversionen nennt man das abschätzig... bei anderen Leuten. Mr. Ferry nämlich schafft es üblicherweise, den Liedern eine völlig neue und andere Dimension zu verleihen, so dass man vermeintlich „alte“ Hits und Klassiker gerne wieder hört und neu für sich entdeckt.
Sein neustes „Opfer“ ist, wie der Name der Platte Dylanesque verrät, kein geringerer als der „the man himself“ Bob Dylan. Und wer irgendein Album Dylans aus seiner Plattensammlung kramt und hineinhört, der weiss, dass sich eigentlich kaum irgendjemand besser für Coverversionen anbietet, als der Altmeister selbst. Viele Lieder sind einzigartig, aber man erahnt ihre Schönheit mehr, als dass man sie tatsächlich hört, weil Dylan ja nicht singen kann, sondern nur vor sich hinnäselt. Und hat der Mann nicht selbst einmal erstaunt geäussert, dass er erst merke, wie gut seine Lieder seien, wenn sie jemand anders singe, wie zum Beispiel seine alte Freundin Joan Baez?
The Times They Are A-Changin’ ist eines dieser Lieder, die man sofort wieder und wieder hören will. „Come mothers and fathers / Throughout the land / And don't criticize / What you can't understand /Your sons and your daughters /Are beyond your command “ schreibt Dylan und Ferry gibt diesen starken Zeilen Ruhe und zugleich Verständnis, wie man es sich nur wünschen kann. Man hört die 60er Jahre aber man fühlt, wie Ferry aus dem Song etwas ganz Eigenes macht. Es ist seine Stimme, die mit ihrem unverkennbaren Klang dieses Gefühl von emotionaler Nähe und gleichzeitiger Distanz in einem vermittelt. Man hat den Eindruck, Ferry habe all das, wovon er singt, schon einmal erlebt und gesehen und schaue wehmütig, aber ohne zu verklären, zurück. All I Really Want To Do ist ein weiteres Highlight, verspielt, fröhlich, schön. Und bei If Not For You, dem abgeklärt romantischen Song auf der Scheibe, möchte man aufstehen und tanzen.
Es gibt auf Dylanesque keinen einzigen Hänger. Nicht einmal das ewige und schon unendlich oft gecoverte Knockin' On Heavens Door stört, auch dies und das grossartige All Along The Watchtower weiss Ferry als Hommage an Hendrix zu meistern. Aber dann beschleicht einen das Gefühl, dass Mr. Ferry auch das ABC singen könnte und man würde ihm bewundernd und verträumt zuhören.
Braucht die Welt neue Coverversionen von Bob Dylans Hits? Wenn Bryan Ferry sie vorträgt, ganz bestimmt!