Michael Clayton
Christina Ruloff - Michael Clayton ist kein schlechter Mensch. Er ist der Janitor einer renommierten New Yorker Anwaltsfirma, der Müllmann: Wenn ein reiches Arschloch zum Beispiel einen Menschen anfährt und dann Fahrerflucht begeht, ist Michael Clayton zur Stelle, macht den Mist weg, den andere a...
Tilda Swinton gewann für ihre tolle Darstellung der alarmierten Karrierefrau einen Oscar - völlig zurecht.
Was Michael Clayton zu einem grossen Film macht und nicht einfach zu einem dieser wohlmeinenden, politisch korrekten Werke, ist die Wahrheit und Aufrichtigkeit, mit der die Geschichte erzählt und Charaktere gezeichnet werden. Michael Clayton ist kein Held, kein ritterlicher Journalist wie etwa Al Pacino in The Insider, sondern ein gewöhnlicher, vom Leben gezeichneter Mensch, dessen Moral sich seinen Prioritäten und Finanzen unterordnen muss. Michael ist käuflich und unsympathisch. Das Erstaunliche dabei ist, dass man diese Figur dem Gutmenschen George Clooney abnimmt. Und wenn Clooney am Ende mit versteinertem Pokerface das Richtige tut, weiss man, dass er es in erster Linie für sich tut, und nicht für die Menschheit. Die Show stehlen ihm aber andere: Sydney Pollack gibt einen Chef, den das Geschwätz über Gut und Böse nur noch verärgert; ihn interessieren Zahlen. Die Oscarpreisträgerin Tilda Swinton spielt die pervertierte U/North-Karrierefrau, die verkrampft versucht mit ihren männlichen Kollegen Schritt zu halten und, dabei überfordert, über Leichen geht. Und man kann gar nicht anders, als Tom Wilkinson zu lieben: Die Szene, in der er euphorisch tanzend die Abhörleute von U/North verschaukelt, indem er sie mit der unerträglich positiven Firmenmusik beschallt und ihnen zugleich sarkastisch das belastende Dokument juristisch auseinander nimmt, gehört zu den schönsten dieses Kinojahres: Sein Arthur ist kein idealistischer Spinner, er hat nur eine Möglichkeit gefunden, wieder mit sich selbst leben zu können. Er weiss auf welcher Seite er steht und stirbt, im Gegensatz zu Michael Clayton, der seine Position er noch finden muss.
Tom Wilkinson weiss was richtig ist und wofür es sich zu kämpfen lohnt - im Gegensatz zu Michael Clayton (George Clooney).
Die Story, so abenteuerlich sie auf den ersten Blick scheint, beruht auf wahren Begebenheiten: General Motors zum Beispiel mussten 1999 4,9 Milliarden Dollar Entschädigung zahlen, nachdem ein Dokument „aufgetaucht“ war, das beweist, dass GM um die Explosionsgefahr ihrer Wagen bei Unfällen wussten, aber nüchtern berechnet hatten, dass es billiger kommt, Entschädigungen für Todesfälle zu bezahlen, anstatt den Ablauf der Montage zu ändern. In den meisten Fällen jedoch, werden die belastenden Dokumente aus den Firmenarchiven vernichtet und finden nie den Weg an die Öffentlichkeit.
Michael Clayton zeigt in beeindruckender Weise, wie Menschen und Firmen funktionieren und sich sogenannten Prioritäten unterordnen.
Bewertung: 5 von 5
* Originaltitel: Michael Clayton
* Land: USA
* Genre: Thriller
* Dauer: 120 Minuten
* Regie: Tony Gilroy
* Darsteller: George Clooney, Tom Wilkinson, Tilda Swinton, Sydney Pollack
* Verleih: Rialto
* Kinostart: 20.3.2008
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Vielleicht können die Arthur Edens in der Welt wirklich etwas bewirken.