DVD der Woche: TOY STORY 3
Christina Ruloff - Von fiesen Teddybären und dem Gefühl überflüssig zu sein: Toy Story 3 ist komisch, tragisch, intelligent, herzig, unterhaltsam und noch viel mehr. Der Film funktioniert auf verschiedenen Ebenen und schafft damit das Wunder, das nur ganz wenigen Filmen gelingt: Er ist ein Gesc...
Seit Jahren wurde nicht mehr mit ihnen gespielt und jetzt blüht ihnen der Estrich – bestenfalls. Andy ist erwachsen geworden, er spielt lieber mit seinem Handy und fährt zum College. Welches Schicksal ereilt seine einst geliebten Spielzeuge? Sie landen über Umwege in einer Kindertagesstätte, einer Müllkippe, einer Kehrrichtverbrennungsanlage und... bei einem Kind, das Spielzeug mit Charakter wirklich zu schätzen weiss.
Der falsche Knopf und schon wird Buzz zum feurigen Latino - zum Amüsement aller Beteiligten.
Es gibt bei TOY STORY 3 wie bei allen wirklich guten Filmen so vieles, das man erwähnen möchte. Am wichtigsten ist vielleicht aber, wie sehr der Film einen berührt. Wir alle, die von zu Hause ausziehen oder ausgezogen sind, kennen das Dilemma, in dem sich Andy befindet, nur zu gut: Was behält man? Was wirft man weg? Welchen Wert haben Spielsachen heute, die früher ungemein wichtig waren, aber für das Erwachsenenleben ganz gar untauglich sind? Wer nicht wie Andy (und das rührend fantasievolle Mädchen am Schluss – und natürlich das Publikum!) eine Beziehung zu den Spielfiguren hat, wird sie einfach benutzen und später wegwerfen. Das geschieht in der Kindertagesstätte, wo gewöhnliche Toddler die Filmhelden malträtieren und besabbern. Damit beginnt für Woody, Buzz & Co ein Kampf um Leben und Tod, denn wer zerfällt wird entsorgt. Der Kinderhort wird zu allem Überfluss von einem traumatisierten pinken Teddybär regiert, der von Spielzeugdemokratie gar nichts hält, sondern einfach überleben will. Die Szenen im Hort sind witzig, spannend, aber auch gruselig. Hier vergreifen sich die Macher zum ersten Mal im sonst so gutgelaunten Tonfall; die Babypuppe, die mit wässrigen Augen voller Sehnsucht gegen Mond starrt und dann zur Tat schreitet, würde jedem Horrorfilm Ehre tun. Gespielt wird hier wie auch in der grandiosen Anfangsszene mit Genres, Erwartungen und Konventionen – aber auch mit Gefühlen. Spätestens wenn unsere Helden in der Kehrichtverbrennungsanlage Richtung Feuer rasen und dem Ende ins Auge schauen und sich wenigstens gegenseitig an den Händen und Pranken halten, geht es um mehr als nur Spielzeug. Das ist ganz grosses Kino und wäre so kitschfrei im normalen Spielfilm wohl nie möglich.
"Daycare" - Himmel oder Hölle?
TOY STORY 3 ist ein würdiger Abschluss einer grossen, fantasievollen Filmreihe. Film und Filmhelden sind erwachsen geworden und schauen noch einmal zurück in die eigene Vergangenheit; der Schluss ist zum Heulen schön.