Interview mit Büne Huber: „Plötzlich hatten wir zwei Herzen auf der Bühne.“
Patrick Holenstein - Patent Ochsner veröffentlichen das Konzert, das sie im Sommer zusammen mit dem Berner Symphonieorchester auf dem Bundesplatz in Bern gegeben haben, auf CD. Aus diesem Anlass konnte Students mit Frontmann Büne Huber sprechen. Im Interview gibt er Einblicke in die Produktion und ...
Wie ist die Idee zum Konzert mit dem Berner Symphonieorchester entstanden?
Vor zwei Jahren hat die Mobiliar Versicherung uns angefragt, weil sie gerne ein Konzert mit Patent Ochsner und dem Berner Symphonie Orchester machen wollten. Sie hatten die Idee, dass das Orchester zu spielen beginnen und Patent Ochsner für fünf Songs dazu stossen würde. Danach sollten wir noch ein Konzert spielen. Spontan haben wir ja gesagt, weil wir das für eine super Idee hielten. Je länger wir aber darüber nachgedacht haben, fanden wir, dass fünf gemeinsame Songs nicht sehr interessant sind. Also haben wir gefragt, ob man nicht den Hauptteil des Abends als gemeinsames Konzert planen könnte. Also zwanzig Minuten Orchester und dann eine Stunde gemeinsames Konzert und zum Schluss nochmals zwanzig Minuten Patent Ochsner. Die Mobiliar fand die Idee super und hat nochmals massiv mehr Geld in die Finger genommen - was sie aber gern getan haben, glaube ich.
Wo lag die Schwierigkeit bei der Zusammenarbeit für das Konzert?
Die Herausforderung war schon, dass zwei Welten aufeinander getroffen sind. Andere musikalische Ansätze, ein anderes musikalisches Verständnis. Am deutlichsten hat man das auf der Bühne gespürt. Das Herz einer Rockband ist das Schlagzeug, das ist bei uns der Pulsgeber, und beim Orchester ist der Pulsgeber der Dirigent. Plötzlich hatten wir zwei Herzen auf der Bühne und mussten wahnsinnig geschmeidig bleiben, damit man mit diesem gesamten Klangkörper verfahren kann. Das kam mir wie eine ernorme Herausforderung vor. Ich hatte zum Beispiel am Boden, rechts neben mir, einen Monitor, auf dem ich den Dirigenten hatte, weil die Band ja vor dem Orchester stand. So konnte ich den Dirigenten sehen. Es war so, dass ich einerseits auf seine Zeichen achten musste und andererseits musste ich auf das Schlagzeug hören. Es war extrem interessant, aber es war eine völlig neue Art auf der Bühne zu stehen. So kann man als Rockband nicht unbedingt funktionieren.
Was ziehst du für eine persönliche Bilanz aus dem Projekt?
Wir waren natürlich eine sehr lange Zeit damit beschäftigt. Zwei Jahre insgesamt. Irgendwann haben wir angefangen mit Simon Ho und Philip Henzi in Kontakt zu kommen. Sie haben die Arrangements für das Orchester geschrieben. Das dauerte eine lange Zeit, in der man sich immer wieder getroffen und besprochen hat, welche Klangbilder man sich vorstellt. Das war eine ungeheuer spannende Geschichte. Wir sind zu Simon Ho nach Brüssel geflogen und haben an den Arrangements gearbeitet, ausprobiert und über klangphilosophische Sachen geredet. Das war für mich sehr spannend. Danach kam natürlich das Zusammentreffen mit dem Orchester, mit diesen wunderbaren Musikern, die extrem viel drauf haben. Wie das halt ist, wenn 75 Menschen beteiligt sind, hat es auch einige Pfeifen darunter, aber der grösste Teil hat mich wirklich sehr begeistert.
Wie habt ihr die Lieder für das Konzert bestimmt?
Wir haben erst mal jeder für sich Notizen gemacht, welche Songs für einen persönlich interessant wären. Für mich war wichtig, dass man sich an Songs macht, die nicht in erster Linie nach Orchester rufen. Zum Beispiel Vohinger+Vovor, der bei uns mit einer brachialen Punkenergie daher kommt. Mich hat interessiert, was mit dem Stück passiert. Kann man das mit einem Orchester umsetzen? Solche Sachen eben. Dass W.Nuss vo Bümpliz mit einem Orchester funktionieren würde, war ich mir sicher.
Aber in dem Fall ist es reiner Zufall, dass von den zwölf Songs auf der Platte vier vom „Gmües“-Album sind?
Das weiss ich gar nicht so genau. Die Auswahl wurde stark von Andi Hug und Diesel Gmünder geprägt und die Zwei wissen natürlich, dass Gmües für mich eines der wichtigsten Ochsner-Alben ist. Wir hatten einfach das Gefühl, das dort einige Songs drauf sind, die spannend wären, um sie auszuprobieren. Auf der anderen Seite sind auch Songs wie Echo oder Brachland, aus denen Philip Henzi enorm schöne Filmmusiken gemacht hat, dabei, die plötzlich in einer ganz speziellen Klangwelt daher kommen.
Was hat es mit dem Stempel der Primarschule Tscharnergut auf der letzten Seite des Booklets auf sich?
Ich gebe das jetzt zu: ich habe mal einen Atlas geklaut und dort ist dieser Stempel drin und ich habe mir gedacht, dass dieser Stempel dort gut passt. Ich bin also vier Jahre in die Primarschule Tscharnergut gegangen.
Du bist im Frühling auf Solo-Tour. Was darf man von diesen Konzerten erwarten?
Im Laufe der letzten zwanzig Jahre haben sich einige Songs angesammelt, die ich mit Patent Ochsner einfach nicht mehr so gut auf der Bühne spielen konnte, weil sie sich einfach nicht für grössere Hallen eignen. Ich finde, diese Stücke gehören in einen intimen Rahmen und ich möchte mich auf der kommenden Tour genau diesen Liedern wieder annähern, herumexperimentieren und Geschichten erzählen. Das Ganze passiert als Quartett, das sich Meccano Destructif Commando nennt. Ziel ist es, zu versuchen mit diesen Sache völlig neu umzugehen und Spass dran zu haben, wie Buben, die im Sandkasten spielen. Ich freu mich extrem darauf.