Magazin durchsuchen

Neuste Blogs

18. November 2010, 01:13 Kultur

Dornröschen im Schauspielhaus: Interview und Probenbesuch

Robert Salzer - Hektik im Schauspielhaus oder besser gesagt Hecke-tik. Am Samstag feiert Dornröschen Premiere im Schauspielhaus, das wie jedes Jahr zur Weihnachtszeit eine grosse Märchenproduktion auf die Bühne bringt. Students sprach mit der Dornröschen-Schauspielerin und durfte bei einer P...

Hektik im Schauspielhaus oder besser gesagt Hecke-tik. Am Samstag feiert Dornröschen Premiere im Schauspielhaus, das wie jedes Jahr zur Weihnachtszeit eine grosse Märchenproduktion auf die Bühne bringt. Students sprach mit der Dornröschen-Schauspielerin und durfte bei einer Probe den Märchengestalten über die Schulter schauen.

Hecke. Hecke. Wachs mit Dornen.
Hoch und breit und dicht und fest.
Jahr um Jahr wirst dich verhornen.
Bau ums Schloss dein Nest.

Hecke. Hecke. Wachse hoch.
Hecke. Hecke. Wachse weiter.
Tag um Tag und Woch um Woch.
Werde dick und hart und breiter.

Zwei Wochen vor der Premiere herrscht wahrlich Hecke-tik auf der Probe. Die Hecken-Ranken wollen nämlich noch gar nicht so, wie der Regisseur es will. Nach dem berühmt-berüchtigten Spindelstich und kurz vor der Pause soll das Schloss im hundertjährigen Schlaf versinken. Während Edna, die 13. Fee das Schloss verwünscht „Hundert Jahre wirst du schützen. Hundert Jahre wirst du sein. Hundert Jahr den Zauber stützen. Hundert Jahr kommt keiner rein.“ wachsen die Ranken von der Decke runter und verdecken nach und nach die Bühne. Doch die mittlere Ranke weigert sich. Während Schauspielerin Carolin Conrad als Edna unbekümmert ihr Sprüchlein weiter sagt, ist der Versuch schon abgebrochen und Regisseur Philippe Besson gibt bereits die nächsten Anweisungen.

Dornröschen ist wohl eines der bekanntesten Märchen der Brüder Grimm neben Aschenputtel, Rotkäppchen, Frau Holle oder dem Wolf und den sieben Geisslein. Was wurde nicht schon alles in dieses Märchen hineininterpretiert, dabei sei das doch auch einfach nur ein schönes Märchen, findet Judith Cuénod, welche im Pfauen in die Rolle der schlafenden Schönheit schlüpft. Judith macht gerade ihren Bachelor in Schauspiel an der Zürcher Hochschule der Künste und darf nun bereits zum zweiten Mal auf der grossen Bühne stehen. Bereits in Sebastian Nüblings Inszenierung von Gogols „Revisor“ in der letzten Spielzeit konnte sie eine kleine Rolle übernehmen. Mit Nübling hat sie bereits im Rahmen des Jungen Theater Basels zusammen gearbeitet, wo Judith die erste Begegnung mit dem Theater machte, nachdem sie von der Mutter angemeldet wurde. Frech ist sie beim Dornröschen zum Vorsprechen gegangen und hat erst beim positiven Bescheid die Schule vor vollendete Tatsachen gestellt.

Dornröschen wird am Pfauen in einer Bearbeitung von Katharina Schlender gezeigt. Die Uraufführung fand 2001 in Potsdam statt und wurde ebenfalls von Philippe Besson inszeniert. Nach knapp zehn Jahren, meint er, könne man sich durchaus wieder an einem Stück versuchen, das man bereits gemacht habe. Speziell an der Inszenierung im Schauspielhaus sind die elf Feen, welche von Zürcher Damen gespielt werden, die als Amateure mitwirken. Judith verspricht ein „pompöses Bühnenbild“, einen „gerösteten Braten“ und der Eindruck der Probe lässt auch erwarten, dass beim Weihnachtsmärchen die Kinder mit allen Mitteln der Bühnenkunst verzaubert werden sollen. Die Leidenschaft des Regisseurs für das Kindertheater stecke Judith während den Proben an und „Märchen sind nicht oberflächlich“, sagt sie.

Die zweite Ranke weigert sich nach wie vor standhaft und wird deshalb während der Probe nicht mehr eingesetzt. Nun wird die erste Szene nach der Pause geprobt, in der 100 Jahre vergangen sind. Als Prinz Eugen das Schwert hebt, öffnet sich die Hecke wie von Zauberhand. Doch das Gewächs tut erneut nicht, was die Regie will und öffnet sich statt seitlich leicht nach oben. Einige Handgriffe der Bühnenbildassistenz später, erledigt die Ranke dann aber wunschgemäss ihre Arbeit. Ob die verwunschene Hecke am Samstag bei der Premiere alles richtig macht, erfährt ihr in unserer Kritik.

Weitere Informationen unter: http://junges.schauspielhaus.ch/

Kommentare
Login oder Registrieren